Gladbeck. . Quote erwischter Schwarzfahrer bleibt trotz Erhöhung stabil. Vestische spricht von 600.000 Euro Schaden. Unternehmen fordern erneute Erhöhung.

  • Strafe für Schwarzfahrer wurde vor anderthalb Jahren von 40 auf 60 Euro angehoben
  • Die Quote der Schwarzfahrer bei der Vestischen ist allerdings seit Jahren konstant
  • Vor allem der kontrollierte Vordereinstieg habe die Zahl der Schwarzfahrer drastisch gesenkt

Wer ohne gültigen Fahrschein im Bus erwischt wird, der wird zur Kasse gebeten. Seit gut anderthalb Jahren werden fürs Schwarzfahren 60 Euro fällig. Zuvor wurden Schwarzfahrer mit 40 Euro zur Kasse gebeten.

Von der Erhöhung versprachen sich die Nahverkehrsunternehmen einen Abschreckungseffekt. Doch der zeigt sich nicht so wie erhofft, sagt Norbert Konegen, Sprecher der Vestischen. 60 Millionen Fahrgäste hat das Unternehmen im vergangenen Jahr befördert. Die Quote der Schwarzfahrer habe bei gut einem Prozent gelegen, so Konegen.

Quote ist im Vergleich zu anderen Unternehmen gut

Bei den Kontrollen zählen die Prüfer auch die Fahrgäste, dann wird die Zahl der ertappten Schwarzfahrer hochgerechnet auf die Gesamt-Passagierzahl. „Im Jahr sind das 600 000 Euro, die uns durch Schwarzfahrer durch die Lappen gehen“, macht Konegen deutlich.

Doch vergleicht man die Quote der Vestischen mit denen der Stadtwerke Oberhausen AG (Stoag) oder der Essener Verkehrs AG (Evag) dann steht das Hertener Nahverkehrsunternehmen, dessen Busse auch in Gladbeck fahren, gar nicht so schlecht da. Bei der Stoag lag die Schwarzfahrerquote 2016 bei 1,69 Prozent, bei der Evag sogar bei 2,83.

Kontrollierter Einstieg seit 15 Jahren

Doch auch bei der Vestischen waren die Zahlen schon wesentlich höher. „Wir waren beispielsweise mal bei acht Prozent in Bottrop“, sagt Norbert Konegen. Dann habe die Vestische als erstes Nahverkehrsunternehmen im Ruhrgebiet 2002 den „kontrollierten Vordereinstieg“ eingeführt. Seitdem sank die Quote. Jeder Fahrgast muss nun in der Regel vorne einstiegen und dem Fahrer sein Ticket zeigen. „So kontrollieren wir im Prinzip jeden Fahrgast.“

Dazu kommen die überraschenden Kontrollen im Bus. Wie viele Kontrolleure für die Vestische im Einsatz sind, dazu macht das Unternehmen keine Angaben. Aber klar ist auch: Trotz kontrolliertem Einstieg schaffen es immer wieder Fahrgäste ohne Ticket, durchzuschlüpfen. Mancher präsentiere am Einstieg auch einen manipulierten Fahrschein. Das reiche vom doppelt abgestempelten bis hin zu gefälschten Tickets. „In solchen Fällen erstatten wir dann auch Anzeige“, erklärt Konegen das Vorgehen des Unternehmens.

Inkasso-Unternehmen treibt Schulden ein

Alle anderen erwischten Schwarzfahrer werden mit 60 Euro zur Kasse gebeten. Doch längst nicht jeder zahlt diese Strafe auch. Etwa 100 bis 120 Mal im Monat komme es vor, das nicht gezahlt werde. In solchen Fällen tritt die Vestische die Forderung an ein Inkasso-Unternehmen ab, bleibt aber Herrin des Verfahrens, könnte also das Eintreiben der Summe auch wieder stoppen.

Sei das Inkasso-Unternehmen erfolgreich, teile man sich die Summe, so Konegen. Bleibt die Frage nach der Abschreckung. Der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen fordert deshalb eine erneute Anhebung der Gebühr, insbesondere für Wiederholungstäter. Für die könnte die Strafe staffelweise auf bis zu 120 Euro ansteigen. Dahinter steht auch die Vestische.

Zumal es bei der Erhöhung vor anderthalb Jahren ja noch um einen weiteren Aspekt ging, so Konegen. „Davor ist das erhöhte Beförderungsentgelt zuletzt 2002 erhöht worden, die Ticketpreise aber werden jährlich angepasst, das ist gegenüber den ehrlichen Kunden nicht gerecht.“

>> ANGEBOT FÜR REUIGE SÜNDER

Nach wie vor gibt es bei der Vestischen die Aktion „Heute Schwarzfahrer, morgen Kunde“.

Dahinter verbirgt sich ein Angebot für ertappte Schwarzfahrer. Sie können für den Monat das Ticket 2000 kaufen. Wenn sie sich darauf einlassen, wird ihnen das erhöhte Beförderungsentgelt – sprich die 60 Euro – erlassen.