Oberhausen. . Vor anderthalb Jahren ist die Strafe für Stoag-Kunden ohne Ticket deutlich auf 60 Euro erhöht worden. Trotzdem fahren viele Oberhausener schwarz.
- Eine halbe Million Euro geht der Stoag Jahr für Jahr durch Schwarzfahrer verloren
- Besonders die Straßenbahn ist beliebt, um ohne Ticket durch die Stadt zu fahren
- Stoag wünscht sich noch höhere Strafen für Wiederholungstäter – bis zu 120 Euro
Wer in Bus und Bahn kein gültiges Ticket vorweisen kann, für den wird es seit eineinhalb Jahren so richtig teuer: 60 Euro Strafe werden fällig. Vor dem Sommer 2015 betrug das erhöhte Ticketentgelt für Stoag-Kunden ohne Fahrschein nur 40 Euro.
Die von allen Verkehrsunternehmen im Ruhrgebiet gewünschte Anhebung des „erhöhten Beförderungsentgeltes“ hat allerdings praktisch keine abschreckende Wirkung: Die Zahl der erwischten Schwarzfahrer ist nach Angaben der Stoag genauso hoch wie bisher.
Stoag erwischt 17 000 Schwarzfahrer in Oberhausen
2014 betrug die Schwarzfahrer-Quote bei Kontrollen 1,69 Prozent. 2015 dann 1,76 Prozent und im vergangenen Jahr 1,70 Prozent. Damit bleibt die Quote relativ konstant. Bei rund einer Million kontrollierten Fahrgästen im Jahr 2016 heißt das: 17 000 Personen konnten keinen gültigen Fahrausweis vorzeigen. 2015 waren es 19 300 Schwarzfahrer – bei 1,1 Millionen kontrollierten Kunden.
Bei den Kontrollen konzentriert sich die Stoag oft auf die Straßenbahn – und das aus gutem Grund: Hier gibt es weder einen Ticketverkauf beim Fahrer noch eine elektronische Fahrscheinkontrolle oder einen kontrollierten Vordereinstieg. „Dort, wo Auffälligkeiten am größten sind, wird auch besonders häufig kontrolliert“, sagt Stoag-Sprecherin Sabine Müller.
Deshalb beraumt die Stoag zusammen mit der Polizei regelmäßig Schwerpunktkontrollen auf der Nahverkehrs-Trasse vom Oberhausener Hauptbahnhof über die Neue Mitte des Centros bis Sterkrade an. In der Regel werden bei solchen massiven Einsätzen aber nicht mehr Kunden ohne Ticket entdeckt, als bei den üblichen Überprüfungen.
Keine typischen Schwarzfahrer
Dabei machen die Kontrolleure immer wieder die Beobachtung, dass man typische Schwarzfahrer nicht vorab erkennen kann: „Fahrgäste ohne gültiges Ticket gibt es in allen Altersgruppen, in allen Bevölkerungs- und Bildungsschichten.“
Warum die Erhöhung der Strafe auf 60 Euro nicht wirkte, darüber rätseln auch die Verkehrsbetriebe. Offenbar hoffen viele ticketlose Kunden darauf, nicht erwischt zu werden – gerade auf der kurzen Strecke zwischen Hauptbahnhof und Centro. „Die Erhöhung war jedenfalls überfällig: Durch die gestiegenen Fahrpreise in den vergangenen Jahren soll das Fahren ohne Ticket wirtschaftlich gesehen nicht attraktiver werden.“
Stoag wünscht sich eine weitere Erhöhung
Deshalb wünscht sich die Stoag eine weitere Erhöhung nur für Wiederholungstäter: So soll sich Schwarzfahren noch weniger auszahlen. „Die Anhebung auf 60 Euro schreckt Wiederholungstäter nicht genug ab.“ Damit liegt die Stoag auf einer Linie mit dem Verband Deutscher Verkehrsunternehmen. Der fordert für Ertappte eine staffelweise Anhebung des Bußgeldes auf 120 Euro. „So fällt die Rechnung, was sich finanziell lohnt, Fahrkarte oder x-mal erwischt zu werden, zuungunsten des Schwarzfahrens aus“, glaubt Müller.
Immerhin bekommen Wiederholungstäter nach dem dritten Mal sogar eine Strafanzeige. 403 Schwarzfahrer wurden 2015 angezeigt. Im vergangenen Jahr waren es noch 333 Unverbesserliche.
>>> Info:
Die Schwarzfahrerquoten von Oberhausen sind mit rund 1,7 Prozent vergleichsweise niedrig: Die Essener Verkehrs-AG (Evag) verzeichnet eine Quote von 2,55 Prozent im Jahr 2015 und 2,83 Prozent im vergangenen Jahr. Die Stoag erklärt sich dies nicht mit weniger Kontrollen als in Essen, sondern mit verstärkten Hinweisen an besucherstarken Haltestellen wie am Hauptbahnhof und am Centro, unbedingt das Ticket zu entwerten – damit die Fahrgäste nicht aus Unkenntnis später Strafe entrichten müssen.
Wer seine Strafe nicht zahlt, bekommt nach der ersten Mahnung Post von anderer Stelle: Die Stoag gibt ihre Forderungen an ein Inkasso-Unternehmen ab.