Gladbeck. . Der Antrag löste eine mitunter hitzige Diskussion aus. Elternvertreter plädieren im WAZ-Gespräch für mehr, aber auch verlässliche Flexibilität.
- Die CDU wünscht offenere Abholzeiten in der Offenen Ganztagsbetreuung zumindest einmal in der Woche
- Schuldezernent Weichelt plädiert für eine Beibehaltung verlässlicher Zeiten, um das gut organisierte Angebot nicht zu gefährden
- Elternvertreterin beruft sich auf eine Umfrage unter Eltern der Josefschule, die mehrheitlich öfter eine frühere Abholzeit wünschen
Mehr Freiheiten für die OGS-Kinder – das wünscht die CDU und warb im Rat um Zustimmung zu einer Resolution, die als Meinungsbild an die Landesregierung geschickt werden sollte. Vorweg: Es gab keine Mehrheit für „familienfreundlichere Betreuungszeiten“ in der Offenen Ganztagsschule, womit die Möglichkeit gemeint ist, Kinder einmal in der Woche vor 15 Uhr abholen zu können. Debattiert wurde zuvor mitunter hitzig, was ahnen lässt, dass die Politik ab jetzt die Landtagswahl im Mai im Hinterkopf hat.
Zu den Fakten: 1036 OGS-Plätze bieten Gladbecker Grundschulen. Die Kinder sind bis mindestens 15 Uhr in der Schule. Nur in Ausnahmen, die die Schulleitung genehmigen muss, können sie früher gehen.
Strikte Regelung der Abholzeiten passt nicht allen Eltern nicht
Die strikte Regelung passt nicht allen Eltern, einige würden ihr Kinder gern bei Bedarf früher nach Hause holen. Das machten Eltern der Josefschule in der Sitzung mit Beifall mehrfach deutlich. Dort werden 75 Kinder in der OGS betreut.
Schuldezernent Rainer Weichelt sieht das anders: Flexiblere Zeiten würden die Organisation vor unlösbare Aufgaben stellen, argumentierte er und betonte, dass das Bildungsangebot der OGS nur bei verlässlicher Teilnahme funktioniere. Im übrigen sei das Angebot freiwillig.
Damit war die Debatte eröffnet. Ratsherr Norbert Dyhringer (SPD) berief sich auf eine Umfrage der Awo, nach der nur zwei Prozent der Eltern flexiblere Zeiten wünschten. „Woher weiß die CDU, dass es mehr sind?“ fragte er. Antwort von Dr. Martin Lange, CDU-Landtagskandidat: „Den Eltern brennt das Thema auf der Seele“.
CDU-Landtagskandidat: Regelung passt nicht mehr zu flexiblen Arbeitszeiten
Die strikte zeitliche Regelung der OGS passe nicht zu flexiblen Arbeitszeiten. Michael Hübner, SPD-MdL und Landtagskandidat, sieht in der Debatte eine von der Landes-CDU angestoßene Wahlkampagne. Wortgleiche CDU-Anträge habe es im Dorstener und Halterner Rat gegeben.
Und was meinen die betroffenen Eltern? Die haben keine Stimme im Rat, ihren Eindruck fasst Regina Hahmeier als Vertreterin der OGS-Eltern im WAZ-Gespräch zusammen: „Wir sind erfreut, dass das Thema auf die Tagesordnung kam. Erschreckt hat uns, dass vielen Ratsmitgliedern offenbar nicht bewusst ist, wie groß das Interesse der Eltern an einer flexibleren Handhabung der Zeiten ist.“
440 Gladbecker Eltern haben eine Petition an den Landtag unterschrieben
Das bewiesen auch 440 Gladbecker Eltern, die bereits eine Petition an den Landtag im Internet unterschrieben hätten. Eine eigene Umfrage unter den OGS-Eltern an der Josefschule, an der 89 Prozent teilgenommen hätten, habe zudem andere Erkenntnisse gebracht als die Angaben der Awo: „62 Prozent wünschen regelmäßig an einigen Tagen in der Woche eine Abholzeit vor 15 Uhr.“
Bei aller Zufriedenheit mit dem OGS-Angebot im Allgemeinen, wünschten sich die Eltern grundsätzlich mehr Flexibilität, die dennoch verlässlich sein könnte: Beispielsweise eine Teilnahme der Kinder an weniger als fünf Tagen, das aber zu festen Zeiten. Das Argument der Freiwilligkeit will Regina Hahmeier nicht stehen lassen: „Es gibt für berufstätige Eltern keine echte Alternative.“
Mutter von OGS-Kindern der Regenbogenschule: „Schule ist kein Selbstbedienungsladen.“
Im Gegensatz dazu steht die Meinung einer Mutter, deren Kinder die OGS der Regenbogenschule besuchen: „Schule ist kein Selbstbedienungsladen“, sagt sie und befürchtet, eine offene Abholzeit könnte den Schulfrieden gefährden und die Qualität der OGS-Angebote beeinträchtigen.