Gladbeck. In einem Flüchtlingsheim ist es zu einer Schlägerei gekommen. Die Polizei war vor Ort, informierte aber nicht die Presse. Einen Gladbecker ärgert das.
- WAZ-Leser bemerkt Polizei-Einsatz an Flüchtlingsunterkunft „Im Linnerott“
- Polizeibehörde gibt erst auf Anfrage der WAZ Informationen
- Sprecher: „Wir versuchen herauszufiltern, was interessant ist“
Der Polizeieinsatz an der Flüchtlingsunterkunft „Im Linnerott“ liegt schon einige Tage zurück. WAZ-Leser Wilfried E. (Name der Redaktion bekannt) hat das Geschehen beobachtet und Gerüchte gehört von einer Messerstecherei unter Bewohnern der Unterkunft. Diese soll die Polizisten auf den Plan gerufen haben.
Infos über den Einsatz lagen der WAZ-Redaktion nicht vor
Leser E. will von der WAZ wissen: „Was war denn da los?“ Polizei-Informationen liegen der Redaktion zu diesem Einsatz jedoch nicht vor.
Polizeisprecher Michael Franz gibt auf Anfrage dieser Zeitung die Auskunft: „Eine normale Streitigkeit.“ Ein 15-jähriger Iraker und ein 18-Jähriger aus Afghanistan seien sich in die Haare geraten. „Der Ältere hat den Jüngeren geschlagen“, so Franz. Er bestätigt: „Ja, es waren mehrere Streifenwagen vor Ort.“ Grund: Die Polizei habe den Hinweis bekommen, dass einige Personen an der Auseinandersetzung beteiligt gewesen seien.
Fall „häuslicher Gewalt“
Aber warum hat die Behörde die Öffentlichkeit (wieder einmal) nicht über die Zeitung informiert? Michael Franz betont: „Wir wollen nichts verheimlichen.“ Aber die Behörde stoße an Kapazitätsgrenzen, denn „wir betreuen elf Städte.“ Aufgrund der Fülle an Einsätzen bestehe daher keine Möglichkeit, alles zu melden. Zumal häufig erst einmal das Geschehen selbst, Beteiligte und Hintergründe ermittelt werden müssten. „Wir versuchen, das herauszufiltern und herauszugeben, was interessant ist“, sagt Michael Franz. Dazu zählte die Polizei offenbar nicht ihren Einsatz an der Straße „Im Linnerott“, den sie als Fall „häuslicher Gewalt“ eingestuft habe.
Leser fühlt sich „verschaukelt“
Leser E. hingegen findet, wenn „jede Autobeule bei Fahrerflucht“ ein paar Zeilen wert sei, habe die Öffentlichkeit auch ein Recht zu erfahren, was hinter Polizeieinsätzen stecke. „Wenn das wirklich so ist, dass die Polizei Informationen aussortiert, fühle ich mich verschaukelt“, so der Leser. Da müsse man sich nicht wundern, wenn es heiße: „Die Regierung unterdrückt Informationen.“
In der Tat, so Franz, komme es in den Flüchtlingsunterkünften „immer wieder zu Auseinandersetzungen“. Wie oft die Polizei deswegen ausrücken müsse, lasse sich nicht benennen: „Wir erheben keine Zahlen.“
Sozialdezernent Rainer Weichelt sagt dazu: „Hin und wieder sind uns Streitigkeiten bekannt geworden.“ Doch „das meiste“ werde im Vorfeld durch das Sozialamt und den Security-Dienst geklärt. Weichelt meint: „Ich sehe keine Flüchtlingsproblematik, sondern normale zwischenmenschliche Konflikte.“