Gladbeck. . 28 mal mussten Beamte im vergangenen Jahr im Kreis Recklinghausen ihre Dienstwaffen benutzen. Auf Menschen mussten sie aber nicht zielen.
- Polizisten trainieren den Umgang mit der Waffe und andere Einsatztechniken regelmäßig
- Motto der Lehrgänge lautet „Schießen – nicht schießen“
- Im Ernstfall müssen Beamte im Bruchteil von Sekunden über den Gebrauch der Waffe entscheiden
Die gute Nachricht vorweg: Kein Mensch ist im vergangenen Jahr im Kreis Recklinghausen durch eine Polizeiwaffe zu Schaden gekommen. Oder andersherum: In keinem Einsatz haben Beamte im Jahr 2015 auf einen Menschen geschossen.
„Schüsse auf Menschen sind Gott sei Dank ganz, ganz selten“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst.Wenn ihre Kollegen doch einmal die Waffe benutzen müssen, dann geht es meist darum, angefahrene Wildtiere, Rehe, Wildschweine, Füchse und andere Arten zu erlösen. 28 Mal war das 2015 im Kreis der Fall. „Außergewöhnliche Fälle waren nicht dabei“, sagt Polizeisprecherin Ramona Hörst.
Wilde Schusswechsel sind sehr selten
Anders, als es Fernsehkrimis zeigen, gehört der Gebrauch der Dienstwaffe also nicht zum Alltag der Ordnungshüter. Das zeigt sich auch in der bundesweiten Statistik, die kürzlich vorgestellt wurde. Demnach wurden bundesweit im vergangenen Jahr zehn Menschen von der Polizei erschossen, 22 wurden durch Kugeln verletzt (zum Vergleich: in den USA starben vergangenes Jahr 990 Menschen durch Polizeikugeln). Eine Statistik darüber, wie oft Beamte ihre Waffe zogen und auf einen Menschen richteten, gibt es nicht.
Wilde Schusswechsel kommen also äußerst selten vor. „Die Waffe zu ziehen und zu schießen, das sind absolute Extremsituationen“, sagt Ramona Hörst. Schusswechsel bedeuteten für ihre Kollegen extremen Stress, kein Polizist wäre traurig, wenn es in seiner Laufbahn nie dazu käme.
Damit die Polizisten trotzdem auf den Ernstfall vorbereitet sind, müssen sie regelmäßig trainieren. In den sogenannten Schießkinos der Behörde in Recklinghausen und Bottrop üben sie die sichere Handhabung von Pistole und Maschinenpistole. „Es ist wichtig, dass man in einer Stresssituation nicht noch lange überlegen muss“, erklärt Ramona Hörst. Der Umgang mit der Waffe und die Zielsicherheit werden getestet. Drücken könne sich niemand. Wer den Test nicht bestehe, müsse so lange weiter üben, bis der Prüfer zufrieden sei.
Polizisten müssen Entscheidungen in kürzester Zeit treffen
„Schießen – nicht schießen“ ist das Thema der Übungen. In Sekundenbruchteilen müssen die Männer und Frauen in interaktiven Übungen entscheiden, ob Deeskalation angezeigt ist, ob eine andere Eingriffstechnik sinnvoll oder ob ein Schuss die einzig richtige Lösung ist. „Jeder Angriff ist anders – und so muss der Kollege immer neu entscheiden“, sagt Hörst. Das gelte in der Übung und erst recht im wahren Leben.
Was, wenn der Ernstfall eintritt, wenn ein Polizist einen Menschen an- oder gar erschießt? Es gebe, ähnlich wie bei der Feuerwehr, Kriseninterventionsteams, erklärt Hörst. „Beamte aus unterschiedlichen Behörden, die speziell für solche Situationen fortgebildet sind“, bieten Betroffenen Hilfe bei der Bewältigung eines solchen, immer traumatischen Vorfalls an.