Gladbeck. . Hunde, Katzen - für die Besitzer gehören sie zur Familie. Müssen sie eingeschläfert werden, ist die Trauer groß. Dr. Wüst will Abschied erleichtern.

  • Bei Dr. Wüst können Menschen sich von ihrem sterbenden Haustier in einem speziellen Raum verabschieden
  • Der Tierarzt wollte „ein passendes Ambiente für den Tod der Tiere schaffen“
  • Das Angebot ist in der Region einzigartig.

Von außen und im Eingangsbereich sieht die Tierarztpraxis von Dr. Christian Wüst ganz gewöhnlich aus. Doch im Keller befinden sich zwei Räume, die der Veterinär für seine vier- und zweibeinigen Kunden besonders wohnlich gestaltet hat. Im „Raum des Abschieds“ können sich Herrchen und Frauchen in Ruhe von ihrem Haustier verabschieden, wenn es eingeschläfert werden muss. Ein Angebot, das in der Region einzigartig ist.

Schränke und Regale im afrikanischen und asiatischen Stil, dunkelrote Vorhänge und Kerzen und ein gemütliches Ledersofa lassen vergessen, dass es sich hier um eine Tierarztpraxis handelt. Die Bilder an der Wand thematisieren die Liebe und das Vertrauen zwischen Mensch und Tier. Seit Mai steht der „Raum des Abschieds“ den Kunden zur Verfügung.

Tiere sind Partner- oder Kinderersatz

„Ich wollte einen Raum schaffen, in dem die Tiere in einem passenden Ambiente sterben können“, sagt Dr. Christian Wüst. „Tiere werden immer mehr zu Familienmitgliedern. Es gibt viele Singlehaushalte. Da sind Tiere häufig auch ein Partner- oder Kinderersatz.“ Abseits vom Trubel in der Praxis könnten die Tierbesitzer hier in Ruhe trauern. Vielen sei es auch unangenehm, vor anderen Menschen zu weinen. „Hier lassen wir ihnen die Zeit, die sie brauchen.“ Das Licht wird gedämmt und die Kerzen werden angezündet. Das Tier kann schließlich auf dem Tisch, auf dem Boden oder auch im Arm des Kunden eingeschläfert werden.

Etwa ein Drittel der Einschläferungen würden inzwischen im „Raum des Abschieds“ durchgeführt. Allerdings eigne sich nicht jede Situation hierfür. Eine Katze, die angefahren wurde und mit dem Tod ringt, müsse zum Beispiel so schnell wie möglich von ihrem Leiden erlöst werden.

Positives Feedback

Das Feedback der Kunden sei durchweg positiv. „Einige bedanken sich in Briefen oder durch Postings auf Facebook für die gute Betreuung“, freut sich der Veterinär. Sowieso ist die Arbeit von Dr. Christian Wüst nach dem Eingriff noch lange nicht beendet. Die psychologische Komponente spiele eine immer größere Rolle. „Ich will mit diesem Angebot keinesfalls sagen, dass ich der bessere Einschläferer bin. Aber ich habe gemerkt, dass die Kunden sich dieses Ambiente für den Tod ihrer Tiere wünschen.“

Der Tierarzt empfiehlt, sich frühzeitig damit zu beschäftigen, wie ein Haustier eingeschläfert werden und was danach mit ihm geschehen soll. Es gibt inzwischen zahlreiche Möglichkeiten, vom Tierfriedhof bis zur Einäscherung. Einige Urnen sind ebenfalls im Raum des Abschieds ausgestellt. Die Asche der Tiere kann auch in Bilderrahmen oder Kettenanhänger gefüllt werden.