Gladbeck. Viel zu wenig Wochenstunden in zwei Klassen sind Ursache für die Beschwerden. Der Grund: Viele Stellen können nicht besetzt werden, Bewerber fehlen.
- Die Situation hat sich aktuell an der Mosaikschule zugespitzt
- In allen Schuljahren wurden die Wochenstunden zusammen gestrichen
- Zwei Lehrer- und die Konrektorstelle sind unbesetzt
Unabhängig von einander machen zwei Grundschuleltern, deren Kind eine zweite beziehungsweise dritte Klasse an der Mosaikschule besucht, ihrem Ärger über akuten Lehrermangel luft. Ihre Brandbriefe an Rathaus, Schulrat, Bezirksregierung, Bildungsministerium und WAZ zeigt ein generelles Problem auf, mit dem auch Gladbecker Schulen zu kämpfen haben: Ausgeschriebene Lehrer- wie auch Rektorenstellen können oft aufgrund fehlender Bewerber nicht zeitnah nachbesetzt werden.
Minimalsoll wird nicht erfüllt
„Zum Ende des letzten Schuljahres haben drei Lehrkräfte die Schule verlassen, weil sie anderswo unbefristete Verträge erhalten haben. Als an der Mosaikschule die Stellenausschreibung genehmigt wurde, waren die Lehrer schon weg“, klagt Verena B. Ihr Kind werde so in der zweiten Klasse nur noch mit 20 Wochenstunden unterrichtet, zwei Stunden unter dem eigentlich zulässigen Minimum. Bei seinem Kind in der dritten Klasse seien es nur noch 22 Stunden, also drei Stunden unterhalb des Minimalsolls, berichtet Torsten D., „Musik und Religionslehre fallen aus.“
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Aufgrund des Lehrernotstandes habe eine neue erste Klasse keinen Klassenlehrer und werde kommissarisch vom Klassenlehrer ihres Kindes mitbetreut. Verena B.: „Was für ein Schulstart!“ Es sei zu befürchten, dass sich durch die Belastung der Krankenstand im Kollegium erhöhe und die Situation weiter belaste. „Es muss dringend etwas unternommen werden!“
Die Stadt sei als Schulträger dafür zuständig, „dass die Schulen genügend Raumkapazitäten aufweisen und ausreichend ausgestattet sind, um die Grundschüler der neuen Eingangsklassen im Stadtgebiet aufnehmen zu können“, erklärt Stefan Sabaddin, Abteilungsleiter Schule bei der Stadtverwaltung. Für das Lehrerpersonal sei die Bezirksregierung als Schulaufsicht zuständig. „Und ich erwarte, dass der Rahmen, der erfüllt werden muss, auch erfüllt wird.“
Schulaufsicht will Zahl nicht nennen
Inwieweit Ist- und Soll-Zustand beim Personalschlüssel übereinstimmen, dazu wollten Schulräte der zuständigen Unteren Schulaufsichtsbehörde des Kreises keine konkrete Auskunft geben: „Diese Zahlen sind noch nie veröffentlicht worden.“
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Aus Recklinghausen ist aber zu hören, dass zwar ausreichend Geld vorhanden sei, Planstellen aber wegen Bewerber- beziehungsweise Nachwuchsmangels kreisweit nicht ausreichend besetzt werden könnten. Gleiches gelte für die „Lehrerfeuerwehr“, ein Pädagogen-Pool, der über flexible Mittel Lehrerausfall (z. B. längerfristige Erkrankung) kurzfristig kompensieren soll.
Klar ist, dass in Gladbeck fast alle Grundschulen derzeit nur im Minimalbereich unterrichten können. Eine zusätzliche Herausforderung ist die Integration der nicht eingeplanten Flüchtlingskinder in den Unterricht. Wo möglich, haben Teilzeitkräfte an Schulen zur Entlastung ihrer Kollegen ihr Stundenkontingent aufgestockt. Und dort, wo die Lehrerausstattung noch etwas besser ist (Lamberti-/Wittringer Schule), helfen die Lehrer an anderen Schulen aus.