Gladbeck. Die 26-Jährige wurde jetzt in Berlin als Beste der Besten mit einem der begehrtesten Preise der internationalen Designerszene ausgezeichnet.

Wer in der Werbebranche tätig ist, so ein häufiges Klischee, der ist privat sicher auch ein extrovertierter, laut und forsch auftretender Mensch. Für Lara Wilkin trifft das weniger zu; und wer der Gladbeckerin in der Fußgängerzone unbekannterweise über den Weg liefe, würde sicher nicht ahnen, dass die 26-Jährige zur Creme der weltweiten Designerszene zählt: Die mit eindrucksvollen Schwarz-Weiß-Illustrationen beeindruckende Bachelorarbeit „Schlachtfeld Wildnis“ der Studentin wurde jetzt bei 7500 Einsendungen als Beste der Besten mit dem begehrten Red Dot Award 2015 ausgezeichnet.

In der glamourösen Atmosphäre des Konzerthauses in Berlin waren am Wochenende zur Preisübergabe bekannte Designer, Chefs großer Werbeagenturen, Marketingexperten und Nachwuchstalente zur Gala zusammen gekommen, um die diesjährigen Sieger zu feiern.

Wohlstandsmüll gefährdet Tiere

Mittendrin war auch Birgit Wilkin (52), die stolz erlebte, wie ihre Tochter auf der Bühne geehrt und gelobt wurde. „Die Arbeits illustriert eindrucksvoll eine Welt, in der wachsende Berge des Wohlstandmülls in die Lebensräume von Tieren eindringen und bedrohliche

Ein Waschbär inmitten scharfkantiger Blechdosen.
Ein Waschbär inmitten scharfkantiger Blechdosen. © Red Dot

Gefahren mit sich bringen. Die teils surrealistisch wirkenden, technisch sehr gut ausgeführten ausdrucksstarken Vektorenillustrationen besitzen eine einzigartige, appellierende Ästhetik“, so die Begründung der Jury. Zu sehen sind etwa ein Waschbär inmitten von messerscharfen Blechbüchsen, ein in Plastiktüten gehülltes Wildschwein, ein Bär, der mit Elektroschrott kämpft oder ein Wolf, der in Stacheldraht beißt.

Sie habe mit ihrer Arbeit offenbar auch die Programmierer ihres Computerprogramms Adobe Illustrator überrascht, sagt Lara eher bescheiden, „die konnten zunächst gar nicht glauben, dass sich Zeichnungen so detailreich als Vektorgrafiken mit einem normalen Computer umsetzen lassen."

Vergrößerung quasi bis ins Unendliche

So sei es möglich, ihre Bilder quasi bis ins Unendliche ohne Qualitätsverlust zu vergrößern. Ein Vorteil für die Werbebranche, da sich so problemlos mit einer Datei für eine Kampagne vom Kleindruck bis hin zum riesigen Werbeplakat alles realisieren lässt. Ganz unproblematisch sei das auch nicht gewesen, verrät die ehemalige Gesamtschülerin, denn ihr Normalo-Laptop sei aufgrund der enormen Anforderung bei der Bearbeitung „bei einem Bild 62 Mal abgestürzt“.

Mutter Birgit hörte das Lob: „Sie können stolz auf Ihre Tochter sein, sie gehört jetzt zu den 0,7 Prozent der weltbesten Designer.“ Dass der Red-Dot-Award ein Türöffner ist, erlebte Lara noch am Galaabend. „Ich wurde von internationalen Agenturen auf Mitarbeit angesprochen und habe auch Job-Angebote erhalten.“ Vor einer solchen Entscheidung will die Rentforterin aber zunächst ihr Master-Studium in Dortmund abschließen.

Erfolgreiches Praktikum in Tokio 
Das Logo für das Hokusai Museum in Tokio hat Lara während ihres Praktikums in Japan entworfen.
Das Logo für das Hokusai Museum in Tokio hat Lara während ihres Praktikums in Japan entworfen. © Wilkin

Mit ihrem Lebenslauf belegt Lara Wilkin, dass man durch viel Talent, ebensolche Zielstrebigkeit und mit persönlichem Engagement vieles im Leben erreichen kann.

Die gebürtige Gladbeckerin wechselte zunächst von der Ingeborg-Drewitz-Gesamtschule zum Max-Born-Berufskolleg in Recklinghausen, um dort mit dem Schwerpunkt Grafik ihr Abitur zu bestehen. An der FH in Dortmund studiert sie nach erfolgreichem Bachelor Abschluss nun im Master-Studiengang Grafik-Design mit den Schwerpunkten Szenografie und Kommunikation. Mit ihrer Bachelor-Arbeit konnte sie auch den Art-Directors-Club überzeugen, der sie im Juni in Hamburg mit dem Silbernen Nagel auszeichnete.

Noch vor dem Abi hatte sich Lara Wilkin selbst ein mehrwöchiges Praktikum bei einer Werbeagentur in Japan besorgt. Quasi ,nebenbei’ erlernte sie dort auch die japanische Sprache. Als „Visitenkarte“ hinterließ die Gladbeckerin in Fernost ein Logo, das sie fürs „Hokusai Museum Tokyo“ erstellte.