Gladbeck. Protest und 1700 Unterschriften beeindruckten Mitglieder des Jugendhilfeausschusses. Dennoch stimmte eine knappe Mehrheit für das Aus.

Es war denkbar knapp: Mit acht Ja-gegen sieben Nein-Stimmen votierte der Jugendhilfeausschuss am Dienstag für eine Schließung des Karo als offener Kinder- und Jugendtreff. Die Einrichtung soll aus Einspargründen (250 000 Euro) ab 2016 aufgegeben werden. Tief enttäuscht verließen Eltern und Kinder aus Butendorf, die sich für den Erhalt einsetzen und in leuchtend roten T-Shirts mit Protestaufdruck zur Sitzung gekommen waren, den Ratssaal.

Die Enttäuschung war umso größer, da es für wenige Minuten so ausgesehen hatte, als wäre das Ruder noch ‘rumzureißen und der Vorschlag der Verwaltung zu kippen. Das Engagement der Eltern und Kinder für den Erhalt des Karo hat viele Ausschussmitglieder sichtlich beeindruckt. 1700 Unterschriften hätten sie in den vergangenen Wochen gegen die im Mai bekannt gewordenen Schließungsabsichten gesammelt, erfuhren sie von Michaela Reclik.

Die Mutter von zwei Töchtern hielt ein eindringliches Plädoyer . „In Ihrem tiefsten Herzen wollen Sie den Erhalt doch auch. Denken Sie noch einmal nach“, appellierte sie an die Ausschussmitglieder. Tatsächlich schien das anzukommen. Norbert Dyhringer (SPD) beantragte eine Sitzungsunterbrechung, damit seine Fraktion sich noch einmal beraten könne. Das hat es in dem Ausschuss, in dem auch Vertreter von Verbänden Stimmrecht haben, bislang nicht gegeben.

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Doch bei allem Verständnis für das Anliegen der Eltern und Kinder – „1700 Unterschriften sind eine Größenordnung, die muss man zur Kenntnis nehmen“, so Norbert Dyhringer – sehe man mit Blick auf die Finanznot der Stadt keinen anderen Weg als diesen. Der sei gemeinsam mit Trägervertretern beschlossen worden, da ansonsten generelle Kürzungen im Bereich der Jugendarbeit alle treffen würden.

Damit bleibt es dabei: Im neuen Kinder- und Jugendförderplan, der ebenfalls verabschiedet wurde, wird das Karo als offene Einrichtung nicht mehr auftauchen.

Dort soll, so erklärte es Jugenddezernent Rainer Weichelt erneut, die Jugendkunstschule ihr neues Domizil erhalten. Er versicherte zwar, dass man ein kostenfreies Angebot, vielleicht ein offenes Atelier, am Standort weiterhin anbieten wolle. Auch das Grundstück könnten Butendorfer Kinder zum Spielen natürlich weiter benutzen.

Die Eltern überzeugt das nicht. Michaela Reclik hat in diesem Sommer, in dem es am Karo keine Ferienspielaktion gab, beobachtet, dass „wenn keine Betreuer vor Ort sind, die Kinder dort auch nicht hingehen“. Die Jugendkunstschule, zumal kostenpflichtig, sei kein Ersatzangebot für viele Kinder aus sozial schwachen Familien im Stadtteil.

Noch ist nicht das allerletzte Wort über das Aus fürs Karo gesprochen, der Rat der Stadt trifft die endgültige Entscheidung. Doch das Ausschuss-Votum (u.a. stimmten SPD und Grüne mit Ja, CDU und Linke mit Nein) ist in der Regel richtungsweisend. „Wir geben aber noch nicht auf“, kündigte Michaela Reclik weiteren Protest der Eltern an.