Gladbeck. . Warum die Gladbeckerin sich so über die Meldung „Eichhörnchen verfolgt Frau in Bottrop“ gefreut hat? Weil sie eine tierische Auffangstation betreibt.
„Eichhörnchen verfolgt Frau“ – diese Geschichte, passiert vor wenigen Tagen in Bottrop, macht Inge Ruttkowski glücklich. Und noch mehr die Tatsache, dass die kuriose Story vom „Stalker-Eichhörnchen“ von etlichen Zeitungen, Radio- und Fernsehsendern aufgegriffen wurde.
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Jetzt, sagt die 49-jährige Gladbeckerin, merken sich die Menschen hoffentlich für einige Zeit wieder: „Junge Eichhörnchen, die hinter einem Menschen herlaufen, oder sich sogar an einem Hosenbein festklammern, sind nicht krank oder gar tollwütig!“
Vielmehr seien die Hörnchen verzweifelt, kurz vor dem Verhungern und Verdursten, weil wahrscheinlich schon seit längerer Zeit von der Mutter getrennt.
Inge Ruttkowski muss es wissen, sie betreibt seit drei Jahren eine Auffangstation, in der sie die kleinen Wildtiere aufpäppelt und dann später in die Freiheit entlässt. Sie freut sich also über jedes verwaiste oder verletzte Eichhörnchen-Baby, das rechtzeitig zu ihr gebracht wird.
Artgeschützte Wildtiere
Weil es sich bei Eichhörnchen um artgeschützte heimische Wildtiere handelt, arbeitet die Gladbeckerin unter der Kontrolle der Unteren Landschaftsschutzbehörde im Kreis Recklinghausen. Über jedes Tierchen, das sie pflegt, wird genau Buch geführt – bis zum Tag seiner Freilassung.
„Lieb und anhänglich sind die Tiere nur, so lange sie den Menschen brauchen“, erklärt Inge Ruttkowski. Sind sie dann groß und stark, merke man augenblicklich, dass es sich um Wildtiere handelt, die man nicht im Haus halten kann – und im übrigen auch gar nicht darf. Gut für die Eichhörnchen-Pflegerin, der sonst der Abschied von ihren pelzigen Zwergen noch schwerer fallen würde.
„Schau mal, was du da machen kannst“
Eine große Tierliebhaberin war Inge Ruttkowski schon immer. Der Faszination der Eichhörnchen ist sie vor drei Jahren erlegen. Damals brachte ihr Vater ihr so ein verwaistes Tierbaby. „Schau mal, was du da machen kannst“, habe er gesagt – und damit das komplette Leben seiner Tochter auf den Kopf gestellt.
Die stürzte sich nämlich nicht nur mit Leidenschaft auf die Pflege des Tieres, sondern schaufelte parallel alles an Wissen über Aufzucht und Pflege der Wildtiere in sich hinein, was sie nur finden konnte. Außerdem baute sie zwei riesige Volieren, tierische Klettergärten mit Dschungelatmosphäre. Von der zuständigen Behörde beim Kreis erhielt sie die Genehmigung, eine Auffangstation zu unterhalten.
„Kleiner Fratz“ fordert ihre ganze Aufmerksamkeit
Ihre erstes Hörnchen war zu schwach, um ausgewildert zu werden. Doch seitdem reißt der Strom an Eichhörnchen-Babys, die zu ihr gebracht werden, nicht ab. So gesehen ist es zurzeit richtig ruhig in Inge Ruttkowskis kleinem Haus in Schultendorf. Lediglich „Kleiner Fratz“ („Alle meine Eichhörnchen bekommen einen Namen.“) fordert ihre Aufmerksamkeit, weil er noch alle zwei Stunden gefüttert werden muss. Und das Tag und Nacht!
Die anderen Eichhörnchen in ihrer Auffangstation sind schon aus dem Gröbsten heraus und können alleine fressen. Die Gladbeckerin zählt die Tage, bis sie ausgewildert werden können. Im vergangenen Jahr aber, da hatte sie sechs Babys auf einmal. „Da hab ich mir Verstärkung geholt. Leute, die tagsüber gefüttert haben, damit ich mich auf die Nacht konzentrieren konnte.“
Kleine Eichhörnchen
Dosenmilch vertragen sie nicht
Mit Apfelstückchen und Honigtee haben die Polizisten das kleine Eichhörnchen in Bottrop aufgepäppelt, bevor sie es in eine Auffangstation brachten. Von der „Verfolgung“ der jungen Frau sei es völlig entkräftet, so die Beamten, die die tierische Rettung ja sogar in einem Video auf ihrer Facebookseite (Polizei NRW Recklinghausen) festgehalten haben.
„Die Polizeibeamten haben alles richtig gemacht“, sagt auch Inge Ruttkowski. Auf keinem Fall dürfe man den Tieren Dosen- oder Kuhmilch geben. Milch für Katzenbabys und Sonnenblumenkerne seien vielmehr die richtige Ernährung für kleine Eichhörnchen.
Auch ganz wichtig, sagt Inge Ruttkowski: „Gefüttert werden muss anfangs mit einer winzigen Pipette, Tröpfchen für Tröpfchen. Sobald die Tiere nämlich Flüssigkeit in die Lunge bekommen, sind sie nicht mehr zu retten.“
Wer ein kleines Eichhörnchen findet, sollte es erst einige Zeit beobachten, ob die Mutter nicht doch in der Nähe ist. „Nach gut 30 Minuten kann man es dann aufnehmen und entweder zu einem Tierarzt oder einer Auffangstation bringen.“