Gladbeck. . Autoknacker haben im Kreis Recklinghausen gute Chancen, nicht erwischt zu werden. Die Aufklärungsquote lag im ersten Halbjahr 2014 bei 5,43 Prozent.

Nachts auf dem Parkplatz am Friedhof Rentfort: Unbekannte brechen ein Auto auf und lassen alles mitgehen, was sie demontieren können – vom Lenkrad über Handbremse und Blinker bis hin zur Motorhaube. Vergangenes Wochenende in Gladbeck-Ost und in Brauck: drei Autoaufbrüche. Die Täter erbeuten u.a. Airbags und eine Tasche.

Die Eigentümer dürfen nicht viel Hoffnung haben, dass die Täter gefasst werden. Nicht einmal jeder zehnte Diebstahl aus und an Fahrzeugen konnte im ersten Halbjahr 2014 in NRW aufgeklärt werden. Im Kreis Recklinghausen sieht es für Autoknacker noch besser, für Autobesitzer noch schlechter aus. Hier lag die Aufklärungsquote im ersten Halbjahr 2014 nur bei 5,43 Prozent. Diese Zahlen gab das NRW-Innenministerium bekannt.

Polizeisprecherin Ramona Hörst bestätigt die Düsseldorfer Angaben. Weitere konkrete Zahlen aus 2014 könne sie noch nicht nennen. Der Kriminalitätsjahresbericht sei in Arbeit. Was vorliegt, sind die Zahlen der Jahre zuvor: Die Zahl der Diebstähle an und aus Autos sei im Kreis Recklinghausen im Vergleich der Jahre 2012 und 2013 gesunken: von 5815 und 4512. Allerdings sank auch die Aufklärungsquote: 2012 lag sie bei der Recklinghäuser Polizei noch bei 9,74 Prozent, ein Jahr später waren es nur noch 8,31 Prozent. Zum Vergleich: Deutschlandweit wurden im gleichen Jahr 26,1 Prozent dieser Straftaten aufgeklärt.

Sofort 110 anrufen

Die Aufkl ärungsquote bei Autoaufbrüchen könnte gesteigert werden, wenn Bürger öfter die 110 wählten, wenn sie verdächtige Beobachtungen machen, sagt die Polizei.

„Fest installierte Teile wie Lenkräder oder Mittelkonsolen sind groß und haben ein gewisses Gewicht, lassen sich also nicht im Vorübergehen ausbauen und abtransportieren.“

Die geringe Quote führt Ramona Hörst darauf zurück, dass gerade im Kreis Recklinghausen häufig überörtliche Täter am Werk seien, die schnell wieder über die Autobahn verschwinden könnten. Da es sich oft um Auftragsdiebstähle handele, müssten ganze Tatserien aufgeklärt werden. Dabei arbeiteten die Polizeibehörden zwar eng zusammen. Das erfordere aber auch einen sehr hohen personellen Aufwand.

"Dann sind in der Regel Profis am Werk"

Wenn es Täter auf Airbags, Musikanlagen, festinstallierte Navigationsgeräte und Co. abgesehen haben, die laut Innenministerium „häufig ins osteuropäische Ausland verbracht“ und auf Flohmärkten und im Internet verkauft werden, sind in der Regel Profis am Werk. Und die sind in der Überzahl. „Uns werden allerdings auch andere Diebstähle aus Autos angezeigt“, sagt Ramona Hörst und meint die „Klassiker“: Da liegt die Handtasche, die Markenjacke oder das Navigationsgerät auf dem Beifahrersitz – und der Dieb schlägt spontan zu, quasi im Vorübergehen. „Eigentlich sollte es jeder wissen, aber offensichtlich müssen wir immer wieder darauf hinweisen: Lassen Sie keine Wertgegenstände im Auto liegen, auch wenn Sie nur wenige Minuten weg sind“, erinnert Ramona Hörst.

Meist wird eine Scheibe eingeschlagen

Autoknacker im Kreis Recklinghausen bevorzugen in der Regel übrigens die klassische Methode. Sie schlagen eine Scheibe ein oder bauen sie aus, um Lärm zu vermeiden.