Gelsenkirchen. Wir haben die Gelsenkirchener gefragt, wie sie die Sauberkeit in ihrem Stadtteil beurteilen. Und auch dieses Mal gibt es wenig Überraschungen.

Wie steht es eigentlich um die Sauberkeit in dieser Stadt? Beim großen WAZ-Stadtteil-Check haben wir die insgesamt 5775 Teilnehmer nach ihren Eindrücken auch zu diesem Themenfeld gefragt. So viel schon einmal vorweg: Neben der Kommunalpolitik wird die Sauberkeit der Stadt mit einer Durchschnittsnote von 3,81 am schlechtesten bewertet. Doch wie ist es tatsächlich um die Sauberkeit in dieser Stadt bestellt?

Gelsenkirchen: Teilnehmer des Stadtteil-Checks geben Buer Bestnote bei der Sauberkeit

Geht man nach dem Empfinden der Stadtteil-Check-Teilnehmer sieht es für Resse, die Resser Mark und Buer – im Vergleich zu den anderen Stadtteilen – noch am besten aus. Hier vergaben die Gelsenkirchener Noten von 2,86 bis 2,96. Schlusslichter sind, wie auch in den anderen Stadtteil-Check-Rubriken zuvor, wieder Schalke, Schalke-Nord und Bulmke-Hüllen.

„Das von den WAZ-Lesern geschilderte Bild passt auch zu unseren Werten, die wir ermittelt haben. Und auch wir stellen ein Nord-Süd-Gefälle fest“, bestätigt Tobias Heyne von der Unternehmenskommunikation bei Gelsendienste. Dem Unternehmen, das sich in dieser Stadt um fast alles kümmert, was die Bereiche Entsorgung, Sauberkeit und Grünpflege betrifft. „Wir haben in den vergangenen drei Jahren viel gemacht“, fügt Tobias Heyne hinzu. Und spielt damit auf eine ganz bestimmte Maßnahme an.

Michael Hinnerkotte ist auf jeden Tag auf Gelsenkirchens Straßen unterwegs

Die lebt Michael Hinnerkotte Tag für Tag, von morgens bis nachmittags, an seinen fünf Werk-Tagen in der Woche. Hinnerkotte ist einer von vier Kontrolleuren, die im Auftrag der Gelsendienste in dem gesamten Gelsenkirchener Stadtgebiet unterwegs sind. Der Titel, unter dem alles Handeln steht: „Qualitätsmanagement in der Straßenreinigung“.

Auch interessant

Seit Anfang 2017 schon greift das Konzept, nun präsentieren Gelsendienste erstmals konkrete Ergebnisse und belegbare Daten ihrer Arbeit. Das Ziel: ein objektives Bild von der Sauberkeit der Straßen zu erhalten – auf einer belastbaren Grundlage, durch permanente Kontrollen. „Wir wollten nicht mehr nur reagieren, sondern vor allem der aktive Part sein“, beschreibt Heimo Stegner, Bereichsleiter Stadtbildpflege bei Gelsendienste, den Gedanken, der auch hinter dem „Qualitätsmanagement“ steckt.

Gelsenkirchen: Das Müll-Bild der Stadt hat sich im Laufe der Jahre verändert

Das Ergebnis: Mit Stand Februar 2020 gibt es mehr als 1,2 Millionen einzelne Erhebungen. Mit Stand 2020 hat sich laut Gelsendienste auch das Müll-Bild der Stadt verändert. Beispiel Schalke-Nord: 2017 lag der Durchschnittswert, erhoben durch die Kontrolleure, bei insgesamt 11,2 – das entspricht der Note ausreichend. Von 2018 verbesserte sich der Wert von 9,6 (gleich befriedigend) auf 8,2 im Jahr 2019. Das bedeutet ein „gut“. In etwa übertragen lassen sich diese Zahlen auch auf Stadtteile wie Neustadt, Rotthausen oder Altstadt. Gut bestellt ist es um den Zustand von Resse und Resser Mark, hier geht es jeweils mit 7,2 und 7,1 knapp an einem „sehr gut“ vorbei.

Beim Qualitätsmanagement von Gelsendienste geht es den Verantwortlichen keineswegs darum, die eigenen Mitarbeiter zu kontrollieren oder gar zu überwachen. Sondern vor allem um die Beantwortung der Frage: „Wie sieht es in den Straßen wirklich aus, wirken die Maßnahmen, die wir ergriffen haben?“, erläutert Tobias Heyne. Das bedeutet zum Beispiel auch, die Reinigungsintervalle gegebenenfalls anzupassen.

Gelsenkirchens Straßen sind in genau 4399 Segmente unterteilt

Michael Hinnerkotte bewertet die Sauberkeit der einzelnen Straßenzüge in Gelsenkirchen anhand eines Programms, das auf seinem Tablet-PC installiert ist.
Michael Hinnerkotte bewertet die Sauberkeit der einzelnen Straßenzüge in Gelsenkirchen anhand eines Programms, das auf seinem Tablet-PC installiert ist. © FUNKE Foto Services | Heinrich Jung

Aktiv ist übrigens auch das Adjektiv, mit dem man Michael Hinnerkottes Arbeitstag und Wirken durchaus sehr gut beschreiben kann. Der 53-Jährige startet um 7 Uhr in der Frühe mit seiner Arbeit, nach einem ersten Briefing im Kollegenkreis geht es raus für ihn auf die Straße. Raus ins Revier. Das ist mal größer und mal kleiner, die Vorgaben macht ein ganz spezielles Programm, das Gelsenkirchens Straßen in einzelne Segmente unterteilt hat. In Zahlen sind es ganz genau 4399 Stück.

Auch interessant

Nach insgesamt 14 Kriterien wird der Zustand der Straßen, der Gehwege, der Verkehrsinseln untersucht. Besteht Handlungsbedarf, hat Michael Hinnerkotte über die „GE-meldet“-App einen direkten Draht zu seinen Kollegen, die dann für die eigentliche Entsorgung zuständig sind. Erreicht wird dabei vor allem eins: eine durchgehende Kontrolle und Bestandsaufnahme. Die erfolgt aber nicht immer in einem regelmäßigen Turnus – geschuldet ist dies der Arbeit eines Zufallsgenerators, der im Hintergrund des Programms arbeitet.

Kaugummireste stellen für die Gelsenkirchener Entsorger ein Riesenproblem dar

An diesem Nachmittag ist Michael Hinnerkotte auch in Neustadt unterwegs. Unmittelbar am Südausgang des Hauptbahnhofs geht es los. Einsatz Bochumer Straße, wieder ein Segment. Sein Tablet-PC spuckt den dazu passenden Bewertungsbogen aus: Wie ist der Zustand der Fußgängerzone auf der einen und auf der gegenüberliegenden Seite? Wie sehen die Treppenstufen zu den einzelnen Bauminseln aus? Wie steht es um die Papierkörbe? Kontrolleur Hinnerkotte schaut auf jedes Detail. Sei es auch noch so klein, wie zum Beispiel Kaugummireste am Boden, die für Gelsendienste ein Riesenproblem darstellen.

Für den Gelsenkirchener Hinnerkotte ist das, was er da tut, „eine schöne Aufgabe. Ich bin gerne draußen, den ganzen Tag im Büro zu sitzen, ist nicht mein Ding.“ Er kennt diese Stadt, war er doch 25 Jahre bei der Müllabfuhr als Fahrer auf Gelsenkirchens Straßen unterwegs. Doch seinen eigentlichen Beruf konnte er irgendwann nicht mehr ausüben. Da kam das Angebot, Kontrolleur zu werden. Denn mit der Einführung der Qualitätsmanagement-Idee wurden gleichzeitig auch vier Inklusionsarbeitsplätze geschaffen.

Jetzt geht es darum, Detailarbeit zu leisten

Auch interessant

Die „GE-meldet“-App

Gelsenkirchener können sich über „GE-meldet“ im Internet und auch via App bei der Stadt melden, um sie über wilde Müllkippen, Mängel und Ärgernisse aller Art zu informieren. „Je früher Fehler erkannt und mitgeteilt werden, desto besser“, heißt es auf der Homepage der Stadt.

Gelsendienste verweist noch einmal auf die kostenlose Abholung von Sperrmüll für Privatpersonen. In Gelsenkirchen kann so häufig wie nötig Sperrmüll zur Abholung angemeldet werden.

Und wie geht es nun weiter, mit dem Qualitätsmanagement? Für die technische Unterstützung ist schon mal gesorgt: Im Zeitraum April/Mai testen Gelsendienste beispielsweise den Einsatz von fünf Elektrokehrmaschinen, sie stoßen zum Fuhrpark neu hinzu. Und auch die Zahl der Abfallsauger wächst – vier neue Geräte werden in 2020 angeschafft. „Jetzt geht es darum, Detailarbeit zu leisten“, blickt Heimo Stegner in die Zukunft. Damit Gelsenkirchen noch sauberer wird.