Gelsenkirchen. Bulmke-Hüllen erreicht beim Stadtteil-Check bei der Frage nach der Kommunalpolitik keine Bestnoten. Wie die Bezirksbürgermeisterin dagegen hält.
Es ist ein Themenfeld, bei dem wenig Zufriedenheit herrscht: Kommunalpolitik und Verwaltung schneiden beim großen WAZ-Stadtteil-Check am schlechtesten ab. Es gibt befriedigende Noten, ausreichende und auch ein Mangelhaft, niemals ein Gut oder gar Sehr gut. Aus Bulmke-Hüllen haben sich 430 Gelsenkirchener beteiligt. Für die Politik vor Ort gibt es von ihnen die Note 4,47 – obwohl doch viel getan wird und auch in der Gelsenkirchener Mitte mit Bulmke-Hüllen ein Stadtteil liegt, der sich im Wandel befindet. Das sagt die Bezirksbürgermeisterin dazu.
Gelsenkirchen: Auch in Bulmke-Hüllen ist vieles im Wandel
Marion Thielert (SPD) steht seit Anfang 2015 dem Bezirk Mitte und somit auch Bulmke-Hüllen vor. Sie weiß um die Probleme des Stadtteils, sie weiß aber auch, dass vieles im Wandel, vieles im Gange ist. Sie sagt ganz bewusst: „Gelsenkirchen hat für mich eine hohe Lebensqualität und es macht Spaß, sich für die Belange der Menschen in unserer Stadt einzusetzen.“ Gleichzeitig ist es für sie auch eine Freude, sich „daran zu beteiligen, das Stück für Stück die Rahmenbedingungen für eine bessere Lebensqualität erreicht werden.“
Auch interessant
Als Beispiel führt Marion Thielert das Stadtteilerneuerungsprojekt Südost an, das im Jahr 2002 in Bulmke-Hüllen, Neustadt und Ückendorf an den Start gegangen ist. 260 Millionen Euro seien seit Projektbeginn investiert worden. „Davon profitierte Bulmke-Hüllen insbesondere mit dem Schalker Verein-Gelände nicht unerheblich“, betont sie. Aber genau diese Maßnahmen nehmen Zeit in Anspruch, die Gestaltung des Wandels dauert – und ist lange noch nicht abgeschlossen.
An der Florastraße entsteht ein ganz neues Wohngebiet für viele Familien
Vieles ist im Entstehen – oder bereits fester Baustein des Bulmker Stadtteil-Lebens. An der Florastraße und Konradstraße neben der Kleingartenanlage wächst ein neues Wohngebiet für zahlreiche Familien. Am Erzbunker messen sich schon jetzt die Skater, „die Ansiedlung von Firmen schreitet voran“, so Marion Thielert. Das schaffe Infrastruktur und Arbeitsplätze.
Und der Bezirksbürgermeisterin fallen indes noch mehr Beispiele für das (erfolgreiche) Wirken der Kommunalpolitik ein: „Die Europastraße von der Innenstadt bis zur Konradstraße ist fertiggestellt. Die neue Tankstelle an der Europastraße mit Gastronomie scheint gut angenommen.“ Und sie führt fort: „Die Planung um das Schalthaus herum zum neuen Standort für eine neue Schule – vielleicht sogar zur Gesamtschule, wenn der Bedarf es notwendig macht – ist in Arbeit.“
Gelsenkirchen: Selbstverständlich ist in Bulmke-Hüllen auch nicht alles gut
Auch interessant
In Bulmke-Hüllen ist, man merkt es schon: vieles im Wandel. Und selbstverständlich sei auch nicht alles gut. Damit spielt die Kommunalpolitikerin auf das Zusammenleben im Stadtteil an: „Im Wohnquartier wohnen rund 16.000 Menschen, zusammengesetzt aus 30 bis 35 Nationalitäten. Hier ein vernünftiges Miteinander hinzubekommen, ist tägliche Anstrengung aller Beteiligten.“ Sie nennt als Beispiel die vielen älteren Häuser, in meist schlechtem Zustand, die von den Eigentümern dazu genutzt würden, „Menschen aus Südosteuropa dort unterzubringen“. Die Lebensumstände dieser Menschen würden häufig zu Problemen im Wohnumfeld führen.
Dabei wird Marion Thielert auch ganz konkret: „Beschwerden häufen sich zum Thema Krach, Vermüllung und abgestellten Fahrzeugen ohne Registrierung auf der Straße.“ Durch die enormen Zuzüge in Bereichen, in denen man das vor Jahren nicht vermuten konnte, gebe es zwangsläufig das Problem, dass man die Planung für die Internationalen Förderklassen, für Kitas und Schulen neu überdenken müsse. „Hier bedarf und bedurfte es erheblicher Anstrengungen in den vergangenen Jahren“, so Thielert über eine der Herausforderungen an die Kommunalpolitik in Gelsenkirchens Mitte.
Ein weiteres Problemfeld in Bulmke-Hüllen ist die Nahversorgung
Als weiteres Problemfeld nennt die SPD-Frau die Nahversorgung. Zwar sei Bulmke-Hüllen in Sachen Versorgung durch große Discounter gut aufgestellt, viele kleine Läden in den Seitenstraßen hätten mittlerweile aber geschlossen. Gerade für ältere Menschen, die nicht mehr mobil sind und weiter entfernt wohnen, wird das im Alltag oftmals zu einem großen Problem.
Und wie geht die Politik vor Ort auf die Menschen zu, was tut sie, um den Kontakt herzustellen oder ihn zu halten? „Die runden Tische und die vielen Vereine, Verbände und sozialen Einrichtungen sind im Wohnrevier tätig und helfen, im Rahmen der Möglichkeiten, Veranstaltungen zu organisieren“, weiß Thielert. Sie seien allerdings nicht in der Lage, die „Menschen zuhause abzuholen“.
Politik kann die Menschen nur bedingt Zuhause abholen
„Das kann Politik auch nur bedingt“, so Thielert weiter. Und führt die Arbeit von mindestens einem Bezirksverordneten und ein bis zwei Stadtverordneten aus den Reihen der SPD aufgrund der besonderen Situation in jedem der sieben Stadtteile von Mitte an.
Sind Bürgersprechstunden da das Mittel der Wahl? Marion Thielert betont: „Hier und da werden auch Bürgersprechstunden abgehalten. Viel effektiver finden wir es, ständig ansprechbar zu sein.“ Das bedeutet: Die Suche nach dem persönlichen Gespräch vor der Tür, die Teilnahme an Veranstaltungen, Rundfahrten und Touren innerhalb des Bezirks.
Marion Thielerts Appell lautet in diesen Tagen: „Auch wenn Gelsenkirchen – warum auch immer – in vielen bundesweiten Befragungen häufig sehr schlecht abschneidet, sind wir besser als unser Ruf!“