Gelsenkirchen. Wer grillen möchte oder ein Feuer macht und keinen Ärger mit dem Ordnungsamt will, muss in Gelsenkirchen ganz besonders aufmerksam sein.

  • Der Deutsche Wetterdienst (DWD) zeigt täglich an, wie groß die Waldbrandgefahr ist.
  • Die Stadt Gelsenkirchen orientiert sich – im Gegensatz zu den Nachbarstädten – konsequent an diese Warnung. Hier greift automatisch ein Grillverbot, wenn bestimmte Warnstufen erreicht werden.
  • Schlechte Aussichten für alle, die im Sommer auf Gelsenkirchens Grillplätzen feiern wollen? Der Deutsche Wetterdienst gibt einen Ausblick.

Dass das öffentliche Grillen in Gelsenkirchen aktuell aufgrund der Trockenheit auch auf extra ausgewiesenen Grillzonen nicht erlaubt ist, dürfte bei vielen Menschen in der Stadt für Überraschung gesorgt haben. Schließlich war es doch im Frühling noch besonders nass und feucht in der Bundesrepublik, im März und April hat es dieses Jahr auffällig viel geregnet. Und trotzdem ist der Boden schon jetzt, wo der Sommer gerade erst begonnen hat, offenbar so trocken, dass die Barbecue-Fete im Freien eine zu große Gefahr darstellen soll. Wird es da überhaupt noch mal erlaubt sein, in diesem Sommer auf einem der sieben öffentlichen Grillplätze im Gelsenkirchener Stadtgebiet eine gute Zeit zu haben?

Die Stadt Gelsenkirchen orientiert sich mit ihrem Grillverbot bei Brandgefahr an Daten des Deutschen Wetterdienstes (DWD). In der ordnungsbehördlichen Verordnung der Stadt heißt es: „Das Entzünden offener Feuer, das Grillen, Kochen oder Braten sowie das Abbrennen von Feuerwerken in öffentlichen Park- und Grünanlagen [...] ist im gesamten Stadtgebiet Gelsenkirchen untersagt, soweit der Graslandfeuerindex oder der Waldbrandgefahrenindex des DWD eine Gefahrenstufe größer als drei ausweist.“

Die Stadt geht damit offenbar einen vorsichtigen Sonderweg, wie eine Abfrage der WAZ in den Nachbarstädten zeigt. So meldet man sowohl aus Bochum, Essen und Herten als auch aus Dorsten und Marl, dass dort kein Automatismus bei einem Grillverbot existiere, man habe Regeln zum Grillen hier nicht an Warnstufen des DWD gekoppelt. Auch von der Bezirksregierung Münster heißt es: „Aktuell sind uns aus anderen Kreisen oder Kommunen keine ähnlichen Regelungen bekannt.“ In Gladbeck allerdings geht man mit den DWD-Warnstufen wie in Gelsenkirchen um, auch hier ist das öffentliche Grillen derzeit verboten.

In Gelsenkirchens Nachbarschaft geht man mit den Warnstufen des Wetterdienstes lockerer um

In vielen Kommunen scheint man den Blick auf die Warnstufen also eher den Landesbehörden zu überlassen: Der Landesbetrieb Wald und Holz allerdings hat noch keine Warnung herausgegeben. Das tut er dann, wenn die Warnstufen anhaltend hoch sind und auch in den Prognosen bleiben, wie Behördensprecherin Nicole Fiegler auf Nachfrage erläutert. Allerdings macht Fiegler darauf aufmerksam, dass etwa das Rauchen in Wäldern grundsätzlich zwischen März und Oktober nicht erlaubt ist. Ein Feuer ist zudem nur in Abstand von 100 Metern vom Wald erlaubt.

Diese Familien machen es richtig: Das Grillen ist in Gelsenkirchen nur auf bestimmten Flächen wie hier im Nordsternpark erlaubt.
Diese Familien machen es richtig: Das Grillen ist in Gelsenkirchen nur auf bestimmten Flächen wie hier im Nordsternpark erlaubt. © FUNKE Foto Services | Michael Korte

Die laut Regionalforstamt „vernünftige“ Vorsichtsmaßnahme in Gelsenkirchen bedeutet auch, dass der hiesige Ordnungsdienst hier besonders viel zu tun hat, um Grillverstöße zu kontrollieren. Denn in Gelsenkirchen ist das Grillen zum einen nur auf den dafür vorgesehenen Grillzonen erlaubt. Und das dann eben nur bei geringer Warnstufe. Man kann also viel falsch machen – was darin resultierte, dass die Stadt vom 19. Mai bis 1. Juni, also innerhalb von 14 Tagen, immerhin bereits 27 Grillverstöße geahndet hat. Es werden wohl noch viele hinzukommen, wenn die DWD-Indexe nicht wieder sinken.

Wie schon sein Name verrät, gibt der Waldbrandgefahrenindex an, wie groß die Gefahr eines Waldbrands ist. Angegeben wird das Risiko in fünf Gefahrenstufen. Ähnlich verhält es sich beim Graslandfeuerindex, der vom DWD entwickelt wurde, um die Feuergefahr auf offenem, nicht abgeschattetem Gelände zu beschreiben.

Wer in Gelsenkirchen grillen möchte, sollte die Gefahrenstufen im Blick haben

„März und April waren tatsächlich sehr nass, wodurch der Waldbrandgefahrenindex niedrig war. Die trockene, sonnenscheinreiche und teils auch windige Witterung der vergangenen Wochen hat jedoch die Werte rasch steigen lassen“, erklärt Andreas Brömser vom Deutschen Wetterdienst auf Nachfrage. Bei schwachem Wind, sinkenden Temperaturen und steigender Luftfeuchte sinke die Waldbrandgefahr allerdings wieder, auch wenn die Waldböden nach wie vor trocken seien.

„Dies und auch die vorhergesagten leichten Niederschläge sind der Grund dafür, dass sowohl der Graslandfeuerindex als auch der Waldbrandgefahrenindex in den nächsten Tagen etwas sinken werden“, sagt Brömser. In Gelsenkirchen könnte es dann durchaus wieder erlaubt sein zu grillen. In der Prognose bis zum 10. Juni liegt der lokale Gefahrenindex allerdings (mit Ausnahme vom 7. Juni) weiterhin im roten Bereich. Mit Grillfeten am langen Wochenende könnte es also wieder schwierig werden, wenn man keinen Ärger mit dem Ordnungsamt haben möchte.

„Eine längerfristige Prognose, wie die Waldbrandgefährdung sich in den kommenden Wochen und Monaten entwickeln wird, ist leider nicht möglich, da sie stark von lokalen Niederschlägen abhängen wird“, sagt Brömser. „Daher hilft bei der Vorbereitung eines Grillabends leider nur der regelmäßige Blick auf die Grafiken und Prognosen zum Waldbrandgefahrenindex.“ Diese sind online auf gelsenkirchen.de/grillen einsehbar.