Gelsenkirchen. . Patienten, die unter behandlungsbedürftigen Schlafstörungen leiden, müssen lange warten, bis sie einen Platz in einem Schlaflabor bekommen, wo die abschließende Diagnostik läuft. Nun dürften die Wartelisten wieder ein wenig kürzer werden: Das Bergmannsheil hat sein neues Schlaflabor mit vier Plätzen eröffnet.

Behandlungsbedürftige Schlafstörungen – darunter leiden in Deutschland rund 15 Prozent aller Erwachsenen. In mehr als 80 Prozent der Fälle sind nächtliche Atemaussetzer eine Ursache dafür, dass Menschen keinen erholsamen Schlaf finden. Äußeres Merkmal ist meist neben der Dauererschöpfung nur das Schnarchen.

Um Ursachen von Schlafstörungen und deren Ausmaß letztlich beurteilen zu können, werden Patienten nach ambulanten Voruntersuchungen im Schlaflabor drei Nächte lang per Videoaufzeichnung und unter „Vollverkabelung“, also Aufzeichnung von Herzfrequenz, Hirnströmen und Sauerstoffsättigung, Atemluft und vielem mehr beobachtet. Plätze im Schlaflabor sind Mangelware, die durchschnittliche Wartezeit beträgt mehr als drei Monate – bei bereits vordiagnositizierten Patienten, bei denen feststeht, dass es einen Behandlungsbedarf gibt. Zwischenzeitlich war die Situation in Gelsenkirchen noch schlechter, nachdem das Schlaflabor an den Evangelischen Kliniken im Februar 2014 geschlossen hatte. Am St. Josef In Horst gibt es ebenfalls vier Plätze.

Schlaganfallrisiko steigt wegen der Unterversorgung mit Sauerstoff

Nun gibt es vier neue Plätze: Im Schlaflabor am Bergmannsheil Buer, wo das Labor der Klinik für Pneumologie angeschlossen ist. Im EvK war es der Inneren Medizin angegliedert, im St. Josef in Horst ebenfalls. Leiter des neuen Schlaflabors am Bergmannsheil ist der Chefarzt der Klinik für Pneumologie, Dr. Ali-Ekber Firat, der auch Schlafmediziner ist. Firat weiß, dass die Konsequenzen von Schlafstörungen dramatisch sein können, was sich die wenigsten Menschen klar machen.

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Dramatisch zum einen, weil bei dauerhaften Schlafstörungen keine Erholung möglich ist und Menschen dadurch gefährdet sind, weil sie – zum Beispiel im Straßenverkehr oder bei der Arbeit – nicht aufmerksam genug sein können. Die zweite Gefahr: Wenn durch die Atemaussetzer die Sauerstoffsättigung im Blut zu gering ist, nimmt die Merkfähigkeit ab, eine Demenzentwicklung kann so vorangetrieben werden und das Schlafanfallrisiko steigt. Und drittens werden die Herzkrankgefäße noch stärker belastet, wenn die Sauerstoffsättigung zu gering ist, es kann zu Herzrhythmusstörungen bis hin zum Herzstillstand im Schlaf kommen.

Selbsthilfegruppe bei Bedarf bereit

Schlafapnoe ist nicht altersabhängig und wird oft durch Übergewicht, zu üppige Abendmahlzeiten, Alkohol und Kieferfehlständen (Überbiss) verstärkt. „Bei Jugendlichen können auch mal zu dicke Mandeln die Ursache sein. Da gibt es dann keine Atemmaske als Therapie, sondern eine Mandel-Operation“, erklärt Dr. Firat.

Begleitet werden Patienten auf Wunsch auch von der Selbsthilfegruppe Atmen und Leben, die viele praktische Lebenshilfetipps parat hält. Deren Vorsitzender Günter Berger ist froh, dass es das neue Schlaflabor gibt: „Gerade Neu-Patienten wünschen sich zeitnah eine stationäre Schlafdiagnostik.“ Gern natürlich mit extrem leisen Schlafmasken der neuesten Generation und Einzelzimmern wie in Buer.