Gelsenkirchen. Das Folkwang-Museum in Essen plant, einen eintrittsfreien Tag in der Woche einzurichten. Im Kunstmuseum Gelsenkirchen aber gilt schon lange: Eintritt frei an allen Öffnungstagen. Das soll auch so bleiben. Auch andere Museen erwägen nun, kostenlose Besuche zu erlauben.

Die Schlagzeile sorgte in dieser Woche für Furore in der Kulturszene: „Museum Folkwang in Essen macht den Samstag eintrittsfrei“. Darüber kann Gelsenkirchens Museumsdirektorin Leane Schäfer allerdings nur milde lächeln. Denn im hiesigen Museum heißt es längst täglich: Eintritt frei! Und so soll es nach dem Wunsch der Leiterin auch in Zukunft bleiben.

Initiativen, die sich für kostenlose Museumsbesuche in deutschen Museen stark machen, gibt es immer mehr. So titelte die Frankfurter Allgemeine Zeitung im Januar dieses Jahres: „Vorbild Gelsenkirchen“. Und nennt das Konzept, Kunst für lau anzubieten, ein Relikt der SPD-Kulturpolitik, die heute als Vorreiterrolle für andere Museen diene.

Regelmäßig auf dem Prüfstand

Denn gang und gäbe ist der freie Eintritt bei weitem nicht. Museumschefin Leane Schäfer vertritt das Haus im Verbund der 20 Ruhrkunstmuseen und weiß: „Bis auf Gelsenkirchen und das Skulpturenmuseum in Marl nehmen alle anderen Häuser Eintritt.“ Die Aktion des Essener Folkwang-Museum begrüßt Leane Schäfer ausdrücklich: „Gelsenkirchen nimmt da eine Vorreiterrolle ein.“ Allerdings verzichtet das Essener Haus nicht auf die kompletten Eintrittseinnahmen, sondern versucht, Sponsoren für diese „freien“ Tage zu gewinnen.

In Gelsenkirchen kommt der freie Museumseintritt aber auch regelmäßig auf den Prüfstand. „Das ist immer wieder durchgerechnet worden“, sagt Leane Schäfer. Mit dem Ergebnis: „Der Aufwand wäre zu groß, das würde sich nicht rechnen.“

Einnahmen notwendig

Da sei zum einen die Architektur des Hauses an der Horster Straße. Wer durch die Tür ins Museum geht, ist drin in der Sammlung: „Türen zu schließen, fände ich entsetzlich.“ Außerdem arbeitet das Haus schon heute mit einem personellen Minimum, für ein Eintrittssystem müsste Personal zusätzlich geschult werden. Und auch ein Kassensystem müsste erst mal finanziert und installiert werden. Und noch etwas spricht, so Schäfer, für den freien Eintritt: „So können Besucher einfach mal für eine Viertelstunde ins Haus kommen oder nur, um sich ein einzelnes Werk anzuschauen.“

Anderer Meinung ist Anne Schürmann (FDP). Die Politikerin fragte bereits mehrfach im Kulturausschuss nach Möglichkeiten, einen Museumseintritt einzuführen: „Es gibt auch in dieser Stadt erhebliche finanzielle Haushaltsprobleme. Dennoch ist es wichtig, das kulturelle Angebot in der jetzigen Form aufrecht zu erhalten.“ Und dafür seien Einnahmen notwendig: „Es ist traurig, dass wir immer nur sagen, was nicht geht und dem Ganzen nicht einmal eine Chance zur Umsetzung geben.“ Man müsse nach kreativen Lösungen suchen, um nicht irgendwann das Kulturangebot abspecken zu müssen.

Kostenlose Besuche bald auch im Schloss Horst?

Das Museum „Leben und Arbeiten in der Renaissance“ im Schloss Horst ist vor allem bei Kindern und Jugendlichen der Hit. Und die haben bis zum Alter von 18 Jahren schon heute täglich freien Eintritt. Alle anderen bezahlen drei Euro.

Dennoch hält Museumsleiter Elmar Alshut die Essener Idee, an einem Tag in der Woche freien Eintritt für alle zu gewähren, für gar nicht schlecht und für durchaus überlegenswert: „Dann könnten auch Oma und Opa oder die Eltern mal kostenlos durchs Museum gehen.“

Was aber auch heute schon oft im Jahr im Horster Schloss-Museum zu ganz besonderen Terminen wie dem Museumstag möglich sei.

Dennoch hält Alshut auch einen Tag in der Woche für denkbar, an dem die Hemmschwelle Eintrittskarte komplett wegfalle.