Gelsenkirchen. Die tierische Gesellschaft im Zoo ist in manchen Facetten ein Spiegelbild der menschlichen. Auch in der Zoom Erlebniswelt in Bismarck leben Senioren und Jungspunde. Wie die miteinander umgehen und wie sich Tierpfleger als Altenpfleger machen, erzählen Mitarbeiter des Zoos.
Elsie hört ein wenig schlecht und Kasih ist nicht mehr so gut zu Fuß. Und nach draußen gehen beide auch nicht mehr gern. Ansonsten aber sind sie noch ganz rüstig, die beiden zotteligen Ladys.
Elsie und Kasih, die Orang-Utan-Damen aus dem Zoo, zählen mit ihren 56 und 52 Jahren zu den Seniorinnen der Zoom Erlebniswelt. Die WAZ stellt in den nächsten Tagen in loser Folge die Methusalems und die Jungspunde der Anlage vor. Heute wird’s affig.
Die tierische Gesellschaft ist in so mancher Facette durchaus ein Spiegelbild der menschlichen. Wie Herden, Rudel oder einsame Wölfe mit noch hilflosem Nachwuchs oder mit zunehmend gebrechlicher werdenden Senioren umgehen, das zeigt sich hier.
Bei Bedarf gibt es auch mal ein Hühnersüppchen
Altenbetreuung ist auch für die Tierpfleger ein sensibles Thema. Die 29-jährige Gina Maaßen in der Erlebniswelt Asien kennt die Wehwehchen und die Schrullen der beiden alten Menschenaffen-Weibchen ganz genau: „Beide sind langsamer und ruhiger geworden in den letzten Jahren.“ Gelenkprobleme plagen beide und Elsie bekommt zunehmend Gicht in den Händen. „Auch die Haut der Orang-Utans wird trockener“, weiß die Pflegerin, „genau wie beim Menschen.“ Und so, wie mancher Zeitgenosse gelassener wird mit den Jahren, spürt die Pflegerin bei ihren Schützlingen eine gewisse Altersweisheit: „Besonders Elsie ist sehr gelassen geworden und lässt sich nicht mehr so schnell aus der Ruhe bringen.“ Nur manchmal gibt es Zickenkrieg: „Zum Schlagen und Beißen fehlt ihnen inzwischen die Energie, dafür ziehen sie sich am Fell, wenn’s Zoff gibt.“ Kasih kann auch Drama-Queen: „Die ist schnell beleidigt.-“
Die Pflegerin serviert süße Naschereien? Okay, Elsie sieht’s und klettert bedächtig vom Baum in der Tropenhalle herunter, mümmelt dann minutenlang an einer Nektarine. Elsie ist mit ihren 56 Lenzen das älteste Tier im Revier. Zoom-Sprecherin Sabine Haas weiß, dass das Höchstalter für Orangs bei durchschnittlich 56 Jahren liegt. Dafür wirkt Elsie noch äußerst rüstig. Pflegerin Maaßen: „Nur aufs Außengelände will sie nicht mehr.“ Die Stufen stören und die Unruhe. Seniorenkost? Für die alten Damen gibt’s ab und zu eine Kalziumtablette und ein paar Herz-Kreislauftropfen, bei Bedarf auch mal ein Hühnersüppchen.
Elsie und Kasih leben in einer echten Senioren-WG, getrennt von der übrigen Affenbande. Denn in dieser toben auch Najla (2) und Awang (3). Und die gehen den Alten schon mal auf die Nerven. Wie im richtigen Leben eben.