Gelsenkirchen. Schwarze lange Ledermäntel, ultrakurze Röcke mit Netzstrumpf, verschiedene Irokese oder mittelalterliche Kutte: Beim Blackfield-Festival im Nordsternpark Gelsenkirchen traf sich am Wochendende erneut die Gothic-Szene in all ihrer Vielfalt. Und feierte sich selbst mit musikalischen Highlights.
Am Wochenende wurde es in Gelsenkirchen ziemlich düster, zumindest, was die Kleidung betraf. Bereits zum siebten Mal trafen sich Anhänger der Gothic-Szene im Amphitheater, um das Blackfield-Festival zu feiern. Rund ums Gelände waren Stände aufgebaut, an denen sich die Besucher mit Silberschmuck, Lederwaren, Mittelalterkleidung oder Trink-Kelchen ausstatten konnten. Einziger Farbtupfer war die Süßwarenbude mit ihrem rosa Schriftzug.
Freitagnachmittag eröffnete Austery Complex das Gothic-Festival. Das Highlight des ersten Festivaltages dürfte sicherlich die bekannte Mittelalter-Folk-Rock-Band Schandmaul gewesen sein. Der Samstag sprach besonders die Liebhaber elektronischer Musik an. „Während es am Freitag noch mehr Mittelaltermusik gab, war der Samstag elektronischer. Das Sonntagsprogramm ist eine Mischung aus allem“, erklärte Dirk Zimmer, einer der drei Veranstalter des Festivals.
Publikum war begeistert
Samstagvormittag ging es daher mit dem spanischen Elektroduo Terrolokaust los. Diary Of Dreams, die die Band Suicide Commando ersetzten, überzeugten das Publikum mit düsteren elektronischen Sounds. Obwohl die Besucher Glück mit dem Wetter hatten – immerhin regnete es nicht – konnte man es nicht jedem recht machen. „Wir sind Vampire, bitte keine Sonne“, scherzte Bill Leeb, Sänger von Front Line Assembly, als die Sonne für einen kurzen Moment rauskam. Mit einem Handtuch schützte er den Schlagzeuger vor den gefährlichen Sonnenstrahlen.
Dem Publikum schien das nichts auszumachen, es tanzte impulsiv zu den elektronischen Beats von Front Line Assembly, unter ihnen besonders die sogenannten Cybergoths, die durch neonfarbene Accessoires und bunte Dreads auffielen. Es waren übrigens auch einige Kinder anwesend, zum Teil in ähnlich skurrilen Outfits wie die Eltern – aber natürlich mit Gehörschutz. „Kinder unter acht Jahren müssen hier keinen Eintritt zahlen, Kinder bis zwölf Jahre zahlen den halben Preis“, erklärte Dirk Zimmer das Konzept. „Die Eltern müssen natürlich die volle Verantwortung übernehmen.“
Spontanes Public Viewing
Am Samstagabend konkurrierte die britisch-irische Future-Pop-Band VNV Nation mit dem WM-Spiel Deutschland gegen Ghana. „Wir wurden am Freitag oft angesprochen, ob irgendwo das Spiel gezeigt wird und deshalb haben wir uns spontan dazu entschieden, ein kleines Public Viewing im Zelt anzubieten“, so Dirk Zimmer. Auf zwei Fernsehbildschirmen konnten sich Fußballfans das Spiel anschauen. Wer weiter hinten stand, hatte zwar nicht die beste Sicht, doch beschwert hat sich niemand.
Das Publikum zeigte sich stets textsicher – Mehr als manche Band
Blackfield Festival
Umso besser war die Sicht auf die Bühne am Rhein-Herne-Kanal. Ab und zu fuhr ein Schiff vorbei, an der anderen Uferseite saßen Menschen, die zwar von den Bands nichts sahen, dafür aber mithören konnten. VNV Nation-Frontmann Ronan Harris versprach dem Publikum: „Viele von euch verpassen das Spiel, aber trotzdem wird es sich lohnen.“ Und es wurde nicht enttäuscht. Vor der Bühne und auf der Tribüne wurde getanzt und bei Liedern wie „Illusion“ oder „Space & Time“ bewiesen die Fans, wie textsicher sie sind, auch wenn es der Frontmann einmal nicht war: „I have no idea what I’m singing“, gab Ronan Harris zu. Macht nichts, aber das Publikum.