Gelsenkirchen.

„Ich weiß, was du denkst, aber was bedeutet das überhaupt?“ Mit dieser Frage beschäftigte sich die Theatergruppe „Thaylaminmelia“ des Kinder- und Jugendkulturvereins LalokLibre am Freitagabend.

Acht Mädchen zwischen 13 und 19 Jahren präsentierten eine Palette an Emotionen und Identitäten, die manchmal signifikant davon abweichen, was Außenstehende annehmen.

"Persönlichen Ansichten diskutiert"

„Die Jugendlichen haben im Vorfeld der Europa-Wahl viel über ihre persönlichen Ansichten diskutiert“, erzählte Venetia-Harontzas vom LalokLibre. „Sie alle haben eine klare Vorstellung über ihre Zukunft“, unabhängig von ihrer Herkunft, Religion oder Behinderungen. Das Theaterstück haben die jungen Akteure schon im März bei der Verleihung der „Migradonna“ aufgeführt. Am Freitag kam es überarbeitet wieder auf die Bühne. Harontzas’ Tochter Rosalia teilte zum Einstieg die Gedanken der Gruppe zur Europa-Wahl: „Einiges ist gut, einiges ist schlecht.“ Sie hatten sich Gedanken gemacht über Arbeitslosenzahlen, Umweltpolitik oder genmanipuliertes Gemüse. Über allem die Frage „Was bedeutet die EU für uns junge Menschen? Und welchen Platz haben sie darin, auch in Zukunft?“

Dann legte der Schauspielnachwuchs los: Typische Szenen einer Party, aufgerüschte Mädchen in Neon-Farben und hohen Schuhen, „trinkt mal mehr, sonst wird es langweilig“, Tanzen, Singen, dann ist der Song zu Ende und alle sacken müde auf Sessel und den Boden. Einzeln treten sie vor, erzählen von sich. Mal überdreht, ironisch: „Natürlich will ich sechs Kinder und meinen Mann Tag und Nacht bedienen.“ Natürlich wollen die Jugendlichen von heute auch den ganzen Tag nur „chillen“, denn: „Mein Bett ruft nach mir“, da bleibt keine Zeit für Hausaufgaben.

Ein Dokumentarfilm soll entstehen

Die Gruppe trifft sich am Wochenende, auf dem Programm steht „nicht nur Basteln“, schmunzelte Venetia Harontzas. Dabei kommen verschiedene Ideen und Standpunkte zusammen, und das nächste Projekt ist auch schon in Planung. Ein Selbstversuch soll es werden, wie Passanten in verschiedenen Städten auf die Mädchen in verschiedenen Trachten reagieren. Daraus soll ein Dokumentarfilm entstehen.

Mit der Thematik sind die Mädchen durch ihr Schauspiel auch schon gut vertraut. „Das Leben könnte so einfach sein – wäre ich keine Roma in Deutschland.“ Während manche Akteurinnen dabei zerbrechlich und leise waren, gingen andere aus sich heraus, machten ihrem Ärger Luft: „Wir sind auch nur Menschen.“ Dann fiel die symbolische Hülle der bunten Klamotten, bis alle komplett und schwarz auf der Bühne standen.

„Wir sind alle so, wie wir sein wollen“, also: „Traut euch, anders zu denken.“