Gelsenkirchen. Der künftige Orchesterchef Rasmus Baumann setzt bereits mit seinem ersten Spielzeitheft Akzente. Der Generalmusikdirektor versteht sich als Teil der Stadt und möchte durch die Aufmachung des Heftes Spielfreude vermitteln. Erstmals gibt es nun auch eine gesonderte Ausgabe für jede Trägerstadt.
Treffen im Hans-Sachs-Haus-Foyer. Thema: das erste Spielzeitheft des zukünftigen Chefs am Pult der Neuen Philharmonie Westfalen. Für ein Foto positioniert sich Rasmus Baumann spontan hinter dem Schriftzug „Gelsenkirchen“.
Das dokumentiert, wofür der Mann steht: Der 40-jährige, designierte Generalmusikdirektor versteht sich und sein Orchester als Teil dieser Stadt und ihrer Kultur. Und das will er auch zeigen.
Zum Beispiel mit dem Spielzeitheft für die Saison 2014/15: „Zum ersten Mal seit 20 Jahren stellen wir die Musiker in Einzelporträts vor.“ Die Fotos vermitteln Spielfreude, „und das ist eine unserer Aufgaben“. Erstmals gibt es ein gesondertes Heft für jede Trägerstadt.
Dem Publikum Konzepte erklären
Präsent sein in der Stadt heißt für Baumann auch: Dem Publikum Konzepte zu erklären, ins Gespräch zu kommen. Musikalisch präsent sein, das funktioniert ab September mit einem üppigen Mehrangebot an Konzerten, auch wenn die Sinfoniekonzertreihe dann nur noch montags und nicht mehr zusätzlich dienstags erklingt. Stattdessen gibt es eine neue Sonntagskonzertreihe im Kleinen Haus und eine neue Kammermusik-Reihe im Hans-Sachs-Haus mit je fünf Veranstaltungen. Dazu serviert der Nachfolger von GMD Heiko Mathias Förster mehr für die Generation zwischen 20 und 40, z.B. zusätzliche „MiR goes ...“-Konzerte und Familienevents.
Mehr denn zuvor werden bei den Sinfoniekonzerten Stars der Klassikszene präsent sein. Mit dem amerikanischen Spitzenpianisten Tzimon Barto startet Baumann am 8. September spektakulär in seine erste Saison als GMD, wird Isabelle van Keulen (Viola) im Dezember ebenso zu Gast sein wie Bernd Glemser (Piano) im Februar.
Kein leichter Start
Dabei hatte der gebürtige Gelsenkirchener Baumann vor seiner Nominierung zum zukünftigen „General“ keinen leichten Start. Vom Kuratorium einstimmig ernannt, monierte ein Teil des Orchesters vehement das Berufungsverfahren. Baumann: „Diese Unstimmigkeiten sind inzwischen wie weggeblasen, wir haben eine gute Arbeitsatmosphäre.“
Dafür gibt es eine andere Belastung: die laufenden Tarifverhandlungen für die Musiker. Seit 2010 gab es für sie keine Tariferhöhung mehr, jetzt kämpfen sie darum. Das Verständnis ihres zukünftigen Chefs haben sie: „Wie soll das Orchester motiviert spielen, wenn es nicht angemessen bezahlt wird? Das bereitet mir Sorgen und schlaflose Nächte.“ Baumann hofft, dass es am Ende eine positive Lösung zugunsten der Musiker gibt: „Ich baue darauf, dass auch die Träger Gelsenkirchen, Recklinghausen und Kreis Unna registrieren, dass wir für diese Städte brennen.“