Gelsenkirchen. . Seit sieben Jahren spielt der ehemalige Bergmann Wilhelm Kulessa aus Gelsenkirchen Viertellose bei der SKL-Klassenlotterie. Jetzt hat er gewonnen - eine Million Euro. Der 54-Jährige will sich im Kleingarten eine neue Laube bauen - und seinen 400-Euro-Job erstmal behalten.
„Sitzt du?“, fragt der Anrufer. „Ja“, sagt Peggy am anderen Ende der Telefonleitung. Ein Atemzug, dann der entscheidende Satz: „Ich hab die Million.“ Trocken und im schönsten Ruhgebietssprech schildert Vorruheständler Wilhelm Kulessa seiner Frau den spektakulären Gewinn bei der Münchener SKL-Millionenshow (nur im Internet zu sehen).
Realisiert hat der 54-Jährige sein Glück noch nicht. Als der Goldregen von der Studiodecke über ihm niedergeht, da hat der ehemalige Bergmann nur etwas mit dem Kopf geschüttelt. „Erst, wenn ich nächste Woche den neuen Kontoauszug sehe, werd ich es glauben“, sagt Wilhelm Kulessa. Er spricht völlig gelassen, ruht in sich – ein Charakterzug, der schon sein gefährliches Berufsleben prägte. Der Ex-Kumpel war Lehrsprengbeauftragter für das „Bergwerk Lippe“ in Westerholt, als Sprengmeister unter Tage war Umsicht (über-)lebenswichtig.
Kumpel im Bergwerk Lippe
Obschon, gefühlskalt ist der Gelsenkirchener nicht, nur verbirgt er Emotionen eben gekonnt. „Als es immer weniger Kandidaten wurden während der Show“, verrät Kulessa, „da ist mir schon ein wenig das Herz in die Hose gerutscht.“ Größtmögliche Ruhe und Bodenständigkeit strahlt der Gewinner auch aus, wenn es um die Frage geht, was er mit der Prämie von 1 Million Euro machen will.
„Ach“, sagt Wilhelm Kulessa, „ich hab keine großen Ansprüche.“ Ferraris, Weltreisen und eine Villa, das brauche er alles nicht. Sein Herz hängt an Ehefrau Peggy, mit der er seit 37 Jahren durch dick und dünn geht, seinen zwei Töchtern und einem Sohn – und an einer Parzelle im Kleingartenverein Buer-Löchter.
Grüne Oase ist sein Glück
Die grüne Oase im Schlagschatten von der ehemaligen Zeche Westerholt ist sein Glück. „Eine neue Laube möchte ich mir gern bauen“, sagt Wilhelm Kulessa, seit Kurzem auch 1. Vorsitzender der Hobbygärtner. „Die alte ist schon 37 Jahre alt.“ Ach ja, altersgerecht umbauen möchte er seine 480m2 Garten mit Terrasse, für den Fall, dass die alten Knochen irgendwann einmal nicht mehr so wollen. „Klar“, sagt der 54-Jährige, „die Kinder unterstütze ich natürlich auch. Meine Tochter etwa kann ein bisschen Geld gebrauchen, um ihren Altbau zu sanieren, das war’s aber auch schon.“
Auch interessant
Angst vor einer Flut von (Bettel-)Anrufern und sonstigen „neuen Freunden“ hat der Gelsenkirchener nicht. Er steht zum Glück nicht im Telefonbuch, wenn, dann zieht er den Stecker. Und was ist mit seinem 400-Euro Job beim Bestatter? „Da arbeite ich erst ‘mal weiter“, sagt der Millionär, „den kann ich nicht einfach hängen lassen. Nee, da steh ich im Wort.“
Typisch Kumpel, typisch Ruhrpott. Glückauf.