Gelsenkirchen.. Die Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe starten eine eigene Bewerbungs-Plattform im Ringen um den Fachkräftenachwuchs. Die „azubiarena“ soll den Kontakt zwischen Bewerbern und Betrieben erleichtern und verbessern. Doch aktuell fehlen eher noch Ausbildungsplätze.

Um ihren Fachkräftebedarf langfristig zu decken, müssen Firmen alle Chancen zu nutzen. „Allein über das Zeugnis und Schulnoten auszuwählen, wird schon bald nicht mehr zielführend sein. Wichtig ist, noch intensiver auf die Stärken und Potenziale der Schülerinnen und Schüler zu achten“, glaubt Karl Tymister, Leiter der Agentur für Arbeit Gelsenkirchen.

Eine Sicht, die Michael Grütering teilt: „Der Kampf um die schlauen Köpfe hat bereits begonnen”, postuliert der Hauptgeschäftsführer der Arbeitgeberverbände Emscher-Lippe in Gelsenkirchen. Die Konsequenz: Der Arbeitgeberverband startet jetzt eine eigene Ausbildungskampagne: die „azubiarenaemscher-lippe”. Sie soll letztlich der Fachkräftesicherung dienen.

Demografische Entwicklung fordert Taten

Die demografische Entwicklung erfordert aus Grüterings Sicht Taten. „In Gelsenkirchen wird 2030 jeder Zweite älter als 48 Jahre (2009: 45) sein. Bei den 16-18jährigen gibt es ein Minus von 27 Prozent. Die Einwohnerzahl sinkt bis 2030 auf rund 237 000 Menschen.“

Angesichts des Rückgangs an Schulabgängern würden sich die Rekrutierungsbedingungen für den Nachwuchs in Unternehmen in wenigen Jahren deutlich verschlechtern. „Die Lage wird durch die Abwanderung qualifizierter junger Arbeitskräfte weiter verschärft. In einzelnen Wirtschaftsbereichen wird trotz anhaltend hoher Arbeitslosigkeit bereits heute über einen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften geklagt“, so Grütering.

Die Lage wird durch die Abwanderung qualifizierter Arbeitskräfte verschärft

Aktuell fehlen allerdings eher Ausbildungsstellen in der Region. In Gelsenkirchen und Bottrop gab es zwischen Oktober 2013 und März 2014 insgesamt 1421 Plätze zu besetzen. Dem standen 2104 Bewerber gegenüber. Nicht immer stimmen laut Tymister die Berufswünsche der Suchenden mit dem Angebot überein. Die Arbeitsagentur rät daher den Jugendlichen, „sich ausgehend von ihren Stärken und Neigungen mit verschiedenen Berufen auseinanderzusetzen“.

Mit dem eigenen Angebot flankiert der Verband nun die Bemühungen der Agentur-Profis. Vermittlungserfolge verspricht sich Grütering von der „azubiarena“ als gemeinsamer Internetplattform für Unternehmen und Schüler, auf der der gesamte Bewerbungsprozess, von der Veröffentlichung eines Stellenangebotes bis hin zur Zu- oder Absage, online ablaufen kann. Für die Schüler sei dieses Bewerbungsverfahren kostenlos, „Unternehmen zahlen eine jährliche Nutzungspauschale“, könnten aber laut Grütering gleichzeitig ihre Verwaltungs- und Kommunikationskosten im Bewerbungsprozess erheblich reduzieren.

722 Stellen waren Ende März noch unbesetzt

Das weitere Vermittlungsinstrument tut für Grütering Not: Sinkende Bewerberzahlen und geringe Bewerbungsneigung der eher schwächeren Schüler führten dazu, dass Unternehmen in einigen Branchen schon heute gar keine Bewerbung mehr bekommen.“

Betriebe erhöhen ihren Bekanntheitsgrad, steigern die Qualität der Bewerbungen, können leichter mit den Bewerbern kommunizieren und reduzieren Kosten: Das versprechen sich die Arbeitgeberverbände von „azubuiarena“ auf www.emscher-lippe.azubiarena.de

Unbesetzt waren Ende März noch 722 der gemeldeten 983 Ausbildungsstellen. Zu diesem Zeitpunkt hatten 929 Bewerber noch keine Lehrstelle. Freie Plätze (Service-0800 4555500) meldet die Agentur für Arbeit in folgenden Branchen: Systemgastronomie, Verkauf/Lebensmittelhandwerk (Bäckerei), Gerüstbau, Sanitär/Heizung/Klimatechnik, Gärtner. Besonders gefragt sind Stellen als Medizinische Fachangestellte, Einzelhandels-, Büro und Bankkaufleute, Industriemechaniker oder Friseur.