Gelsenkirchen. Arbeitgeberverbände geben beim Azubi-Tag in Gelsenkirchen wertvolle Tipps für Lehrlinge. Ziel: Fachkräftemangel bekämpfen und zugleich Stolperfallen aus dem Weg räumen.
Den Schritt ins Berufsleben erleichtern und zugleich mittelständische Unternehmen in ihrem Bestreben zu unterstützen, das Manko an Fachkräften auszugleichen – das ist das vorrangige Ziel des „1. Gelsenkirchener Azubitages“. Nachdem die Wirtschaftsvereinigung Groß-, Außenhandel und Dienstleistung (Wigadi) vor acht Jahren in Düsseldorf Brücken zwischen Lehrbetrieben und Lehrlingen baute, hat der Arbeitgeberverband Emscher-Lippe die Idee nun aufgegriffen. Gemeinsam richteten die Verbände im Industrieclub Grillo die Premiere des Azubitags in Gelsenkirchen aus – 32 Teilnehmer hatte die Betriebe aus der Region entsandt.
Breites Spektrum an Tipps
„Wir geben Tipps“, sagte Carsten Mohn, stellvertretender Geschäftsführer des Arbeitgeberverbandes Emscher-Lippe, „um kleineren Betrieben, die weniger Ressourcen haben, um Einführungsveranstaltungen auszurichten, etwas Arbeit abzunehmen.“ Das Spektrum an Hilfestellungen, das die Azubis an die Hand bekommen, ist dabei weit gefächert: Themen wie Konto-Eröffnung, Sozialversicherung, Kommunikations- und Telefontraining und sogar ein kleiner Business-Knigge sollen neben einem Exkurs über die Rechte und Pflichten als Arbeitnehmer die Ängste der Heranwachsenden nehmen und die Eingewöhnung in die Eigenverantwortung erleichtern.
Eine Handreichung, die bei den Teilnehmern ankommt. „Ich finde den Azubitag wirklich prima“, sagt etwa Annika Funk, die 19-jährige Gelsenkirchenerin macht bei der Schülerhilfe jetzt eine Ausbildung zur Bürokauffrau. „So vermeidet man einen unangenehmen Sprung ins kalte Wasser.“
Nervös sei sie zwar nicht sonderlich, aber etwas unsicher sei sie schon gewesen, wie das denn zum Beispiel als Lehrling mit der Krankenversicherung laufe. „Und ich wollte wissen, ob ich schon jetzt mit Riester oder Ähnlichem für später vorsorgen kann und soll“, sagte Annika Funk. Antwort: Ja kann sie und soll sie auch nach Möglichkeit.
Abbrecherquote von 20 Prozent
Was sich auf den ersten Blick als Kleinigkeit darstellt, bildet in der Summe einen nicht zu unterschätzenden Reibungsverlust. „Die Unternehmen verzeichnen eine Abbrecherquote von 20 Prozent“, weiß Christoph Sochart von der Wirtschaftsvereinigung Wigadi. Das lückenhafte Berichtsheft, Unpünktlichkeit und das Ausplaudern von Firmen-Interna hätten schon zu manch unnötigen Konfliktsituationen geführt.
„Alles Dinge, die sich mit ein wenig Weitblick vermeiden lassen“, so Sochart weiter. Denn letztendlich haben beide Seiten nichts davon, wenn die Verbindung reißt. Der Lehr-Abbrecher sitzt beim Arbeitsamt, die Firma sichtet aufs Neue mühsam Bewerber. Das kostet Zeit und noch mehr Geld.
Integrationscenter für Arbeit bringt Kandidaten und Firma direkt zusammen
Den direkten Weg in Lohn und Brot suchten auch 35 Bewerber, die sich auf Einladung des Integrationscenters für Arbeit (IAG) auf freie Stellen der Großbäckerei Malzer bei der Personalleiterin Katja Kubiak bewarben.
Eine von ihnen ist Helga B., ehemals Filialleiterin einer Schuhkette. „Eine gute Aktion“, sagt die 52-Jährige, die jetzt, wo ihre vier Kinder aus dem Gröbsten raus sind, wieder arbeiten möchte. „Bei einer normalen Bewerbung wäre ich eine unter Hunderten, so aber habe ich persönlich die Chance vorzusprechen und einen guten Eindruck zu hinterlassen.“ Andere Bewerber nicken, sehen es ähnlich.
Der Arbeitgeberservice organisiert regelmäßig „Bewerbertage“ im IAG, um Arbeitgeber mit offenen Stellen und ausgesuchte Jobsuchende in Kontakt zu bringen. Im Durchschnitt nehmen etwa 20 Bewerber an solchen Aktionen teil, von denen rund ein Drittel auch zeitnah eingestellt werden. Im Vorjahr wurden so 70 von 80 vakanten Stellen mit einer Auswahl aus 140 Bewerbern aus dem IAG besetzt.