Gelsenkirchen. Für die beiden Brieftaubenzüchter Peter Haas und Werner Loos ist ihre Leidenschaft nicht bloß ein Hobby zum Zeitvertreib: Mit ihren Vögeln nehmen die beiden Gelsenkirchener an professionellen Wettbewerben teil. Looses Taube “Schalke 04“ heimste bei einem Rennen in Südafrika gar 120.000 Dollar ein.
„Viele können sich unter Brieftauben nix vorstellen, die kennen nur die Pommes-Tauben vonne Bahnhofstraße“, sagt Peter Haas und rümpft die Nase. Dabei geht es um Hochleistungssport. Seine Familie zählt seit Generationen zu den erfolgreichsten Züchtern Deutschlands. In der Reisesaison 2013 hat ihm aber Konkurrent und Freund Werner Loos den Rang abgelaufen. Das soll aber nur eine Momentaufnahme sein.
Züchter wacht über Paarung
„Solange wir auf den ersten beiden Plätzen sind, ist die Reihenfolge egal“, gibt Werner Loos zu verstehen. „Meine Meisterschaften wären ohne Peter eh’ nicht möglich gewesen“, lobt er die Hilfe von Peter Haas, der quasi nur ein paar Flügelschläge entfernt eine Tauben-Ranch betreibt. „Bei mir ist es Hobby, Peter ist Vollprofi“, so Loos, der auf einem Schlachthof arbeitet. Seit einigen Tagen bekommen seine Tauben 16 Stunden Licht. „Die denken, es ist Sommer.“ Vogel und Weibchen, so der Fachjargon, sollen über Weihnachten zu einander finden. Nach der Reisesaison, die für Loos die erfolgreichste in der 19-jährigen Karriere war, steht nun Zucht auf dem Plan „Wer mit wem, bestimme aber ich.“ In Frage kommen Tauben, die gut geflogen sind oder deren Geschwister. „Man will die guten Gene weitergeben.“
Durch Training lernen die Tiere den Weg zurück. Erst fliegen sie kleine Runden, „um ihr Zuhause kennenzulernen“. Danach werden die Tiere zu stets weiter entfernten Abflugorten gebracht. Probleme machen den Züchtern Raubvögel. „Im Winter lasse ich die Tauben daher im Schlag.“ Sperber, Habicht und Falke greifen sich nicht nur Tiere, sondern jagen Jungtauben so weit, dass diese den Weg heim nicht mehr finden. Erst ab März lässt Loos die Tauben wieder morgens und abends für eine Stunde fliegen.
Taubensport auch in Gelsenkirchen beinahe ausgestorben
Der 49-Jährige hat seinen Schlag im Grawenhof, der zu den ältesten Arbeitersiedlungen der Stadt zählt. Die Zeit scheint hier still zu stehen, auch wenn die Häuser nicht mehr so rußverschmiert sind wie einst. Fast ausgestorben ist aber hier der Taubensport. „Früher gab es über 20 Züchter in der Kolonie, heute hat nur noch ein Nachbar Tauben.“ Auf die „Rennpferde des kleinen Mannes“ seien früher bis zu 50.000 D-Mark/Tag gesetzt werden. Die Höhe der Wetten war damals wichtiger als Titel.
Den größten Erfolg erreichte das Duo 2007 beim „Million Dollar Race“, dem weltweit wichtigsten Wettbewerb. Für das Rennen in Südafrika (Startgeld: 1000 US-Dollar) gaben sie ihrer Taube (der Vater kam von Haas, die Mutter von Loos) ausnahmsweise einen Namen. „Schalke 04“ schaffte es im Endflug auf den 2. Platz und heimste 120.000 US-Dollar Siegprämie ein. Loos: „Später wurde die Taube für 30.000 Euro von einem Züchter aus Hong-Kong ersteigert.“ In diesem Winter sind die Züchter wieder mit Tauben dabei. Das große Finale schauen sich die Familien gemeinsam in der Laube von Peter Haas an – live per Webcam.