Gelsenkirchen. Eduard-Spranger-Schüler haben Tischtennis auf dem Lehrplan stehen. Alternative Sportmöglichkeit. Turnhalle in Gelsenkirchen ist wegen der noch andauernden Sanierung nach Legionellen-Befall noch gesperrt.

Was tun, wenn die Sporthalle der Schule monatelang wegen aufwendiger Modernisierungsmaßnahmen gesperrt ist? Antwort: Aus der Not eine Tugend machen. Das dachte sich auch Nicole Kellermann-Fischer, Lehrerin am Eduard-Spranger-Berufskolleg in Gelsenkirchen-Buer. Neben Englisch unterrichtet die Gelsenkirchenerin noch Sport an der Schulstätte. Und weil die passionierte Tischtennisspielerin – übrigens qualifiziert für die Westdeutschen Meisterschaften im Dezember – beste Kontakte in die aktive Szene pflegt, steht jetzt für sechs Klassen angehender Verkäufer der chinesische Nationalsport auf dem Stundenplan.

„Wir wollen das Beste aus der Situation machen“, erklärt Nicole Kellermann-Fischer mit Blick auf die im Sommer von Legionellen befallene Sporthalle, die bis Ostern 2014 wieder in neuem Glanz erstrahlen soll. „Wir gehen zur Zeit mit den Schülern walken“, sagt die Pädagogin, „dazu noch in ein nahe gelegenes Fitnessstudio oder auch mal im Wald joggen.“

Hohe Kunst im Umgang mit Celluloid

Seit Neustem üben sich die Kollegschüler in Topspin, Unterschnitt und Schmetterschlägen. Anschauungsunterricht erster Güte gab es am Montag von echten Profis: Olga Koop, Pengpeng Guo (2. Bundesliga Frauen, TV Essen-Kupferdreh) sowie von Zi Yang (Nr. 81 der Weltrangliste, in 2008 Nr. 21) demonstrierten zunächst die hohe Kunst im Umgang mit dem Celluloid.

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Danach waren die Schüler gefordert, mit ihnen zu spielen – was oft zu lautem Gekicher führte, denn was einfach aussieht, ist in Wahrheit technisch extrem schwierig. „Und geht ganz schön auf die Puste. Irre, wie schnell die Bälle springen und sich drehen“, sagte etwa Erdal Agusi (20), der mit viel Eifer den weißen Kugeln hinterherjagte. Und auch Kollegleiter Manfred Abstiens zog den virtuellen Hut vor den Profis, nachdem ihn die feixende Schülerschaft mit Nachdruck an die Platte berief: „Wirklich unglaublich, diese Geschwindigkeit!“

Tischtennis als dauerhaftes Angebot

Der Schulleiter ist von dem Projekt so angetan, dass nun fest angedacht ist, Tischtennis als dauerhaftes Angebot in den Unterrichtsplan einzuplanen. „Gute Platten, neue Schläger und Netze – das alles ist ja da“, sagte Manfred Abstiens. „Es wäre schade, die vorhandenen Möglichkeiten nicht zu nutzen.“ Als Trainings- und Schulungsraum (es gibt, klar, auch theoretischen Unterricht) dient vorerst noch ein umgebautes Klassenzimmer.

Übrigens: Bundesligaspielerin Pengpeng Guo arbeitet bei einem Juwelier in Buer. Sie will eine Ausbildung zur Verkäuferin machen. Ihre Berufsschule könnte dann das Eduard-Spranger-Kolleg sein. Womit ihr wohl eine gute Note schon mal sicher wäre.