Gelsenkirchen. Von Gelsenkirchen-Buer aus wird die Verzinkerei Voigt & Schweitzer aus gesteuert. 40 Standorte, 198 Mio. Euro Umsatz im Jahr 2012: Die Zinq-Gruppe ist wirtschaftlich erfolgreich. Und auch für die Zukunft sieht man sich gut aufgestellt. 30 junge Auszubildende gehören derzeit zum Team.

40 Standorte europaweit, Wachstum gegen den Branchentrend, 198 Mio. Euro Umsatz 2012, davon allein 128 Mio. Euro in Deutschland, die Zahl der gewerblichen Auszubildenden gruppenweit auf 30 gesteigert: Es sind diese nüchternen Zahlen und Fakten, die Lars Baumgürtel in seinem Kurs bestätigen dürften. Und aus denen der Unternehmer seinen Firmen-Anspruch ableitet: „Aus Gelsenkirchen gegen den Rost der Welt“ lautet ein Slogan, dem man sich am Konzern-Sitz am Nordring verschrieben hat. Ein anderer: „Werte erhalten mit Zinq“ – beides wirkt durchaus ambitioniert.

Von Buer aus steuert Baumgürtel, seit 2010 alleiniger geschäftsführender Gesellschafter der Voigt & Schweitzer GmbH & Co. KG sowie Inhaber der Zinq-Gruppe, die Geschicke von rund 2000 Mitarbeitern. 150 – inklusive Verwaltung – sind es in Gelsenkirchen. Einer von 25 deutschen Produktionsstandorten liegt im Gelsenkirchener Hafen. Dort verzinkt Voigt & Schweitzer Stückgut in bis zu 17,20 Meter langen Zinkbecken – vom Gartentor für den Schlosser in der Region bis zum kompletten Stahlskelett für ein Parkhaus, vom Bauprofil bis zum Trailer-Unterbau für Lkw-Auflieger des Europa-Marktführers Schmitz-Cargobull.

Großaufträge für den Marktführer

Von „überhitzter Nachfrage“ kann bei verzinktem Stahl dennoch nicht die Rede sein. 2012 wurden in Deutschland 1,9 Mio. Tonnen Stahl stückverzinkt, im Vorjahr waren es noch zwei Millionen. Tendenz fallend. Verzinktes muss sich gegen andere Baustoffe durchsetzen. Die Anforderungen verändern sich ständig. „Das klassische Segment ist kein Bereich, der in Deutschland noch stark wachsen wird“, glaubt Baumgürtel. Dem setzt Voigt & Schweitzer Innovation und Investitionen entgegen, um Zukunftsperspektiven zu eröffnen. Im letzten Geschäftsjahr wurden über 30 Mio. Euro in die Standorte investiert – in die Erweiterung der Kapazitäten, den Umweltschutz, die Schaffung besserer Arbeitsbedingungen und in neue Verfahrenstechniken.

In der  Großverzinkerei im Hafengebiet werden Trailer-Träger für den Lkw-Bau in 17,20 Meter langen Becken verzinkt.
In der Großverzinkerei im Hafengebiet werden Trailer-Träger für den Lkw-Bau in 17,20 Meter langen Becken verzinkt. © WAZ FotoPool

Dick auftragen ist Geschichte. „Von ,viel hilft viel’ kommen wir beim Korrosionsschutz zu ,weniger ist mehr’. Rostschutz ist unsere Chance. Man muss letztlich jegliche Art von Rost verhindern. Dem wird man mit normalen Verfahren nicht gerecht. Das bedeutet, dass man in Forschung und Entwicklung investieren muss.“ Das Ziel: „Mehr Leistung bei gleichzeitig geringerem Ressourcen-Einsatz“, mit maximaler Recyclingquote und Materialeffizienz. Hochleistungsoberflächen und Leichtbau sind für Baumgürtel die Stichworte. Sie gelten für den Automobilbau, den Bausektor, Windkraftanlagen, aber auch für Stahlschutzplanken oder den Agrobereich. Hier sieht der Chef Wachstumspotenzial: „Den fangen wir jetzt so richtig an.“

Klare Absage an Lohndumping

Qualitativ hochwertige Leistungen, so Lars Baumgürtel, erreiche man nicht mit angelernten Kräften. „Wir brauchen erfahrene Spezialisten.“ Das sei zwar teurer, zahle sich aber langfristig aus. Lohnkosten betragen bei Zinq ein Drittel vom Umsatz. Doch für Baumgürtel gilt: „Fachkräfte sind mein Kapital.“ Lohndumping durch unterbezahlte Werkverträge oder Leiharbeit dulde er deshalb in seinen Firmen nicht. Unter anderem deshalb wurde dem Unternehmen des „FairZink“-Siegel von der bundesweiten Initiative Zinkstahl verliehen

Eigene Wege bei der Nachwuchs-Suche

Verzinkerei – das strahlt als Berufsperspektive anders als die Metallveredelung an sich nicht direkt von alleine Glanz aus. „Wenn wir auf Berufsmessen zwischen BMW und Siemens stehen, haben wir keine Chance“, sagt Unternehmenschef Lars Baumgürtel. Die Konkurrenz scheint riesig, aber qualifizierter Nachwuchs muss her. Allein, um die Alters-Entwicklung aufzufangen. „In den nächsten zehn Jahren werden wir bei uns 170 Abgänge ersetzen müssen“, so Baumgürtel.

Bei Voigt & Schweitzer hat man daher einen eigenen Weg eingeschlagen, um sich personell für die Zukunft aufzustellen. Offensichtlich erfolgreich. Auszubildende gewinnt man über soziale Netzwerke, einen entsprechenden Internet-Firmenauftritt, über Mund-zu-Mund-Werbung. Über 300 Kandidaten haben sich dieses Jahr für sieben Ausbildungsplätze im kaufmännischen Bereich beworben. Für die Produktion initiierte das Unternehmen 2001 einen eigenen Lehrberuf: den Verfahrensmechaniker für Beschichtungstechnik mit Schwerpunkt Feuerverzinken.

30 junge Leute bildet die Gruppe aktuell im gewerblichen Bereich aus. „Mehr als bundesweit in der gesamten Branche“, sagt Baumgürtel. Den theoretischen Ausbildungsteil hat die Gruppe – mit dem Berufskolleg für Technik und Gestaltung – in Gelsenkirchen konzentriert. Für die Zeit des Blockunterrichts und Weiterbildungszeiten wurde eigens ein Wohnangebot geschaffen. Im November 2012 wurde das Haus Grimberg in Bismarck als „Mach dein Zinq-Haus“ eingeweiht.