Gelsenkirchen.. Die ältesten Bäume in der Hülser Heide sind etwa 140 Jahre alt. Die konnten erst wachsen, als das Vieh herausgenommen wurde. Die Parkanlage, die Grundlage für das Wäldchen war, entstand um 1920.
Die WAZ begibt sich ins Grüne. In einer neuen Serie stellt die Redaktion Gelsenkirchener Waldgebiete vor – mal groß, mal klein, mal wild, mal gezähmt. Welche Pflanzen wachsen dort? Welche Tiere leben dort? Welches sind die Besonderheiten? Gibt es Probleme? Für die erste Folge der Serie schlug sich Stadtförster Ulrich Schwarz mit der WAZ ins Dickicht der Hülser Heide in Buer. 20 Hektar misst das Gebiet, eingerahmt von Buer-Gladbecker-Straße, Nordring und A 52.
Wirtschaftlich genutzter Erholungswald
Die Hülser Heide ist – wie im Grunde genommen alle Waldgebiete in Gelsenkirchen – ein wirtschaftlich genutzter Erholungswald, erklärt Ulrich Schwarz. Die Heide hat wegen ihrer Größe (600 mal 400 Meter) eher Park-Charakter. In der Hauptsache wachsen Eichen und Buchen, Kirsche, Vogelkirsche, Bergahorn, Feldahorn und Spitzahorn.
Und weil die Hülser Heide grundwassernah gelegen sei, würden sich auch Pappeln und Roterlen dort wohlfühlen, erklärt der Stadtförster. Vor allem rund um den Teich wachsen diese Gehölze. Am Ufer einer mit Wasser gefüllten Senke, über die ein Holzsteg führt, wachsen Farne. Prinzipiell werde Artenvielfalt angestrebt, so der Stadtförster. Aber: „Es darf auch nicht zu bunt sein, die Pflanzen müssen sich schon vertragen.“
„Aus den meisten Bäumen wird Brennholz oder Spanplattenholz“
Es gehe nicht nur darum, den Wald zu hegen und zu pflegen, sondern auch darum, den Wirtschaftsfaktor nicht außer Acht zu lassen: „Aus den meisten Bäumen wird Brennholz oder Spanplattenholz. Für uns am lukrativsten ist aber die Verwendung als Möbelholz.“ Dafür müsse ein Baum aber dick und gerade gewachsen sein – der Stamm dürfe erst ab einer Höhe von fünf Metern Äste haben – und verfault sollte er natürlich auch nicht sein.
Nur wenige Bäume kämen deshalb für Möbelholz in Frage. „Ab und an sind aber auch ein paar Bonbons dazwischen“, freut sich der Stadtförster. Die ältesten Bäume in der Hülser Heide schätzt Ulrich Schwarz auf 140 Jahre. Der Name des kleinen Waldgebiets rührt daher, dass es ursprünglich eine mit Hülsen – auch als Stechpalme oder Ilex bekannt – versetzte Heidelandschaft war. Diese hartnäckigen Pflanzen konnten sich trotz Beweidung halten. Sämtliches anderes Grün hatte keine Chance.
Parkanlage ab 1920
Dann wurde das Vieh aus den Weiden herausgenommen und Bäume konnten dort wachsen. Etwa ab 1920 entstand in dem Bereich eine kleine Parkanlage, die dann aber über den Krieg vernachlässigt worden war und sich so zum wirtschaftlich genutzten Erholungswald entwickeln konnte.
Weil in vielen Bäumen in Gelsenkirchens Wäldern noch Granatsplitter aus dem 2. Weltkrieg stecken, sterben sie früher ab als üblich und erzielen bei Verkäufen nur einen Bruchteil dessen, was sie splitterfrei wert wären. Schwarz erinnert sich an ein Beispiel aus D-Mark-Zeiten: Ein Baum, den er auf mehrere hundert Mark geschätzt hatte, brachte nur 30 DM ein, weil in ihm Granatsplitter entdeckt wurden – tödlich für die Sägen in den verarbeitenden Betrieben.
Sauerstoffarmer Teich gefährlich für Fische
Auch der sauerstoffarme Teich in der Hülser Heide ist ein Problem. „Im Sommer kippt er beinahe“, sagt der Stadtförster. Kritisch werde es vor allem dann, wenn Blätter in den Teich fallen. Wegen des geringen Sauerstoffgehalts im Wasser könnten diese sich nicht zersetzen und würden stattdessen verfaulen, was wiederum noch mehr Sauerstoff verbrauchen würde. Auch anderes organisches Material wie Entenkot wirke sich negativ aus.
Schilder untersagen zudem das Entenfüttern, denn auch nicht gefressene Brotreste sinken zum Boden des Teiches und binden dort Sauerstoff, den die Fische brauchen. Im Teich sind Goldfische, Karpfen, Hechte „und alles mögliche, was die Leute aus ihren Aquarien reinschmeißen“, runzelt der Stadtförster die Stirn. „In heißen Sommern sieht man die Fische an der Oberfläche japsen“, sagt Schwarz. Um dagegen anzugehen, werden dann Pumpen installiert, die das Wasser mit Sauerstoff anreichern.