Gelsenkirchen.
Geometrische Formen tanzen dynamisch durch den Raum: Quadrate, Rechtecke, Dreiecke, Trapeze. An anderer Stelle bilden Linien strenge, statische Formen. Hier stechen grelle Farben ins Auge, dort dominieren Schwarz und Weiß: Zwei Künstler, zwei Konzepte, ab Sonntag zu sehen im Kunstmuseum zu sehen.
Neben der Kinetik und der Kunst des späten 19. Jahrhunderts bis heute widmet sich das Kunstmuseum Gelsenkirchen vor allem der konkreten und konstruktiven Kunst , die dereinst Künstler Ernst Stankowski (1906-1998) entscheidend mit geprägt hatte.
In diese Tradition gehören auch die beiden Stuttgarter Künstler Frieder Kühner (Jahrgang 1951), und Horst Kuhnert (geboren 1939). Unter dem Titel „Konzept konstruktiv“ zeigen sie in der Alten Villa aktuelle Bilder und Plastiken aus den letzten zwei Jahren.
Frieder Kühner bespielt mit seinen Bildern und einer Bodeninstallation das Erdgeschoss. 42 teils großformatige Malereien, zehn Zeichnungen und Mappen mit Skizzen und Studien dokumentieren Kühnerts Umgang mit Raum, Flächen und Farben. Die Irritation der Wahrnehmung ist eines seiner Ziele: „Ich möchte, dass sich der Betrachter bewegt.“
Dynamik und Rhythmus
Das lohnt sich. Denn was aus der Ferne noch wie eine schlichte, glatte Farbfläche aussieht, bekommt beim Herantreten serielle Strukturen und dadurch Dynamik und Rhythmus. Ebenfalls erst auf den zweiten Blick zu erkennen: die Bodeninstallation. Bunte Linien wirken wie Wegweiser, die ins Nichts führen.
Horst Kuhnert lässt im ersten Geschoss Malerei und Plastik in den Dialog treten. Sein Thema ist der Raum, schon früh widmete er sich Raumkörpern, deren Kanten über den Rand hinaus gedacht werden sollen. Führte sein kreatives Schaffen bislang von der Bildfläche in den Raum hinein, wählt der Künstler jetzt den umgekehrten Weg: nämlich von der Plastik, die mal auf dem Boden, mal auf einem Sockel steht, in das Bild hinein.
Die Doppelausstellung knüpft übrigens an an die vor acht Jahren gezeigte Präsentation „Quadrate - Konstruktive Tendenzen“.