Gelsenkirchen.. Neben dem Feuerwerk ihrer bekannten Hits begeistert Helene Fischer die 40.000 Fans in der Arena mit Cover-Songs aus den Siebziger Jahren. Einer Helene Fischer kann man sich schwerlich entziehen. Das Parkplatz-Chaos rund um die Spielstätte trübte dagegen das Vergnügen: Das Leitsystem war ein einziges Leid-System.
Um 20.45 Uhr schwebte sie endlich, endlich an einem Seil vom Arena-Himmel, Deutschlands Wunsch-Schwiegertochter Nummer eins. Zu Beginn im weißen Einteiler, rückenfrei, das Top mit gaaanz tiefem Einblick – da waren auch die männlichen Begleiter, die angeblich nur ihrer Freundin zuliebe mitgekommen waren, plötzlich hellwach.
Einer Helene Fischer, Sängerin, Moderatorin, Zirkus-Akrobatin, Entertainerin, kann man sich schwerlich entziehen. Die 28-jährige Allzweckwaffe in der deutschen Unterhaltungsindustrie entwaffnet einfach ihre letzten Kritiker mit ihrem umwerfenden Charme.
Ihre Fangemeinde ist in den letzten acht Jahren steil angewachsen, Und auch die Künstlerin selbst war verzückt von diesem Mega-Sommerevent: „Ich habe mich wahnsinnig auf diesen Abend gefreut, dies ist mein allergrößtes Konzert meiner bisherigen Karriere.“ Und die nur 1,55 Meter große Akteurin füllte mit ihrer Bühnenpräsenz jeden Winkel der riesigen Arena aus.
Sie kann auch anders
Helene, die Wandelbare: Auf das unschuldige Weiß folgte das Flower-Power-Minikleid, bei Coversongs wie „Ein Bett im Kornfeld“, „Griechischer Wein“, „Biene Maja“ und „Über den Wolken“ rastet die Arena förmlich aus. Offenbar besteht eine tiefe Sehnsucht nach den (musikalisch) unbeschwerten „70ties“.
Aber sie kann auch anders: Das „Somewhere“ hätte auch das Wohlwollen vom Original, La Streisand, gefunden. Dazu die Fischerin als Bond-Girl: Klassisch schwarzer Hosenanzug, und bei der Kehrtwende, ups, ja was denn, völlig blanke Rückseite? Erst bei genauem Hinsehen entpuppt sich die scheinbar nackte Haut als knalleng anliegendes fleischfarbenes Textil.
Nach gefühlten fünf Sekunden setzt auch bei den männlichen Besuchern wieder die Atmung ein. Dazu noch ziemlich im letzten Teil eine Ehrenrunde durch den Innenraum, Schwerstarbeit für die Bodyguards. Ein bis dahin rundum gelungenes Musikfest.
Die zweite, weniger schöne Halbzeit draußen
Die letzten Böller in der Arena waren gegen 23 Uhr verklungen, da fand die zweite, weniger schöne Halbzeit draußen auf den Parkplätzen statt. Noch eine Stunde nach Konzertschluss irrten verzweifelte Eltern mit ihren jammernden Kindern auf der Suche nach ihren Fahrzeugen durch die schlecht beleuchteten und notdürftig ausgeschilderten Parkreihen.
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Dies ließ sich alles in Ruhe betrachten, weil man selbst in einer Schlange stand, die sich eine geschlagene Stunde keinen Zentimeter fortbewegte.
Das Park-Leitsystem war ein einziges Leid-System. Die Hartgesottenen starteten ihr Fahrzeug gar nicht, sondern schoben lieber eine Helene-Fischer-CD rein – und setzten die Party einfach fort. Der Wunsch nach Unendlichkeit, den ihr Idol zuvor mit dem Tote-Hosen-Kultsong „An Tagen wie diesen“ heraufbeschwor, er fand auf P7 seine traurige Wirklichkeit.