Gelsenkirchen/Mönchengladbach. . 71 Anhänger des FC Schalke 04 werden auf die Reise zum Auswärtsspiel bei Borussia Mönchengladbach am 3. Mai verzichten müssen. Gegen sie hat die Mönchengladbacher Polizei ein Aufenthaltsverbot auf dem gesamten Stadtgebiet an diesem Tag erlassen. Anhänger der Borussia laden die Stadtverbotler trotzdem zum gemeinsamen Fußballgucken ein.

71 Fans von Fußball-Bundesligist Schalke 04 haben in diesen Tagen unerfreuliche Post erhalten. Für das Auswärtsspiel bei Ligakonkurrent Borussia Mönchengladbach am Freitag, 3. Mai, hat die dortige Polizei die Anhänger, die mehrheitlich der Ultra-Szene der Gelsenkirchener angehören sollen, mit einem sogenannten Betretungs- und Aufenthaltsverbot belegt. Zwischen 12 und 24 Uhr ist die Stadt Mönchengladbach für sie tabu.

Bei den Anhängern handele es sich um Fans, die in den letzten Wochen oder Monaten etwa durch Körperverletzungsdelikte oder Landfriedensbruch „gerichtsfest“ aufgefallen sind, sagt Willy Theveßen von der Mönchengladbacher Polizei. In dem mehrere Seiten starken Anschreiben werden den Delinquenten die Verstöße genau aufgezeigt und das „Stadtverbot“ ausführlich begründet. Die Hinweise auf möglicherweise problematische Fans haben die Mönchengladbacher von szenekundigen Beamten der Gelsenkirchener Polizei bekommen. 73 Anhänger meldeten die Gelsenkirchener nach Mönchengladbach, nur bei zwei von ihnen ließen die Mönchengladbacher Milde walten. Auch für die Ultras GE handelt es sich dabei um eine „stattliche Zahl“. Sie unterstellen der Polizei bei ihren Einschätzungen "Willkür" und kritisieren sie als "völlig absurd". Die Ultras GE sehen in einer Erklärung nur eine Lösung: "Wir fordern weiterhin alle Stadtverbote aufzuheben."

Beim Auswärtsspiel der Schalker in Mönchengladbach im vergangenen Jahr waren es noch „deutlich weniger“ Verbote, sagt Theveßen. Eine Tendenz sei daraus aber nicht abzulesen, meint Sprecher Guido Hesse von der Gelsenkirchener Polizei. Von Jahr zu Jahr seien es „mal mehr, mal weniger“. Die Polizei blicke vor jeden Spiel „differenziert“ auf die Anhänger und schätze danach die Lage ein. Das übliche Mittel der Stadtverbote nutzt die Polizei, wie andere Präventivmaßnahmen, auch bei anderen Spielen in der Bundesliga, um potentiell gefährliche Fans im Vorfeld an der Reise in die Spielstadt zu hindern.

„Die Begründung ist oftmals waghalsig“

Als sogenanntes „Risiko-Spiel“ bewertet die Polizei die Partie am Freitag nicht. Dafür gibt es in Mönchengladbach einen ganz anderen Gradmesser: die Spiele gegen den „Erz-Rivalen“ 1. FC Köln, bei denen Glas- und Alkoholverbote die Regel sind und auch schon Polizeihubschrauber über dem Stadion im Borussia-Park kreisten. Beim letzten Heimspiel gegen die Domstädter, das schon einige Spielzeiten zurückliegt, wurden im Vorfeld 220 Stadtverbote gegen Köln-Anhänger ausgesprochen, erinnert sich Sprecher Theveßen. In der Frage der Brisanz einer Partie komme für die Mönchengladbacher Polizei „erst Köln, dann kommt lange, lange nichts und dann Dortmund und Schalke und dann wieder lange nichts“.

Aus Richtung der Anhänger der Borussia gibt es sogar eine sachte Annäherung an die ausgesperrten "Schalker Problemfans", wie es in einer Mitteilung des Polizeipräsidiums Mönchengladbach heißt. Im der Ultra-Bewegung nahestehenden „Blog1900“ wird eine „Einladung an die Stadtverbotler aus Gelsenkirchen“ ausgesprochen. Die 1900er schreiben: „Die Begründung seitens der aussprechenden Personen ist oftmals waghalsig und nicht selten völlig absurd. Wir betrachten Stadtverbote als reine Schikane.“ Die Schalker werden „offiziell zum gemeinsamen Fußballgucken“ nach Mönchengladbach eingeladen. Das Verhältnis beider Vereine sei allein durch „normale sportliche Rivalität“ gekennzeichnet. Polizei-Sprecher Theveßen rät den Schalkern trotzdem, die Einladung der 1900er nicht anzunehmen: „Das könnte schwierig werden“, deutet er an. Und teuer dürfte es für mögliche Beteiligte dieses vereinsübergreifenden Rudelguckens auch werden.