Gelsenkirchen. Das überraschende Ende eines erfolgversprechenden Konzepts: „Stageby”, die erst vor gut einem Jahr ins Leben gerufene Theaterschule des Schauspielers Elmar Rasch, steht vor dem Aus. Für das Scheitern des Projekts macht Rasch das Integrationscenter für Arbeit verantwortlich.
Erst vor gut einem Jahr gegründet, steht die Gelsenkirchener Theaterschule Stageby vor dem Aus. Gründer Elmar Rasch hat Streit mit dem IAG, dem Integrationscenter für Arbeit.
Zum Hintergrund: Im Jahr 2008 gründete Elmar Rasch mit Hilfe des IAG seine Schule, über die er auch Bewerbungscoachings anbot. „Meine ersten Seminare verliefen sehr erfolgreich”, betont Rasch und verweist auf positive Feedback-Formulare, die seine Teilnehmer nach dem Coaching ausfüllten.
Streitpunkt Nummer eins: Nach diesen bestärkenden Erfahrungen sei das IAG, so der Schauspieler, bezüglich eines Projektes mit langzeitarbeitslosen Jugendlichen auf ihn zugekommen. „Es wurden Konzepte von mir eingefordert. Bei einem Gespräch im Februar 2009 meinte mein Sachbearbeiter dann, ich hätte keine Chance, mit der Agentur für Arbeit zu kooperieren.”
"Darüber kann man nicht lachen"
Es folgten ein Brief des Schauspielers an die Agentur für Arbeit in Nürnberg sowie ein weiteres Gespräch. „Hier wurde mir gesagt, ich hätte es falsch verstanden, solche Projekte würden über eine Zentrale in Düsseldorf eingekauft”, so sich Rasch.´
Dies wird von IAG-Chef Reiner Lipka bestätigt: „Unser Sachbearbeiter meinte es gut und fragte Herrn Rasch, ob er seine Erfahrungen nicht auch in Projekten mit Jugendlichen einsetzen wolle.” Von einem konkreten Projekt sei nicht die Rede gewesen, so Lipka: „So etwas läuft tatsächlich nur über die Einkaufsstelle in Düsseldorf, das haben unsere Mitarbeiter Herrn Rasch auch bei einem weiteren Gespräch mitgeteilt.”
Bei besagtem Gespräch kam es zu Streitpunkt Nummer zwei: „Die Mitarbeiter des IAG meinten, ich solle vorsichtiger sein, man könne über meine Bühnenfigur Erich Koschorrek wegen ihrer kabarettistischen Seitenhiebe auf Hartz IV und Arbeitsamt überhaupt nicht lachen”, so Rasch.
Eine neue Form der Zensur
Auch hier liege, so Reiner Lipka, ein Missverständnis vor: „Der Verweis auf die Koschorrek-Figur war eine Vermutung unserer Kollegen, warum Herr Rasch als einer von mehreren Konkurrenten auf dem Coaching-Markt von dem ein oder anderen Träger, bei dem er sich beworben hatte, nicht engagiert wurde.” Der Kabarettist vermutet dahinter eher „eine neue Form von Zensur.”
Aktuell nun Streitpunkt Nummer drei: Der letzte verbliebene Kunde in Raschs Coaching-Programm kündigte ihm - mit der Begründung, die Agentur für Arbeit habe ihm nahegelegt, die Zusammenarbeit mit Rasch zu beenden (eine Erklärung des Teilnehmers liegt der WAZ in Kopie vor). Lipka stellt klar: „Der Teilnehmer hat einen Sommerurlaub beantragt, wir sagten ihm, danach solle er das Coaching abschließen. Offenbar hatte er daran kein Interesse oder hat etwas grundlegend falsch verstanden.”
Lipka betont: „Es wäre doch für uns komplett sinnwidrig, einem unserer Kunden Aufträge zu entziehen, wir wollen sie ja schließlich aus der Bedürftigkeit rausholen.”
Dass Elmar Rasch „Stageby” einstellt, bedauert Reiner Lipka: „Ich weiß nicht, warum das Konzept in diesem Einzelfall nicht funktioniert hat, generell finde ich aber derartige Ansätze aus dem kulturellen Bereich wichtig.”