Gelsenkirchen.

In der Nacht des 11. Oktober 2012 ändert sich innerhalb kurzer Zeit die Zukunft eines 23-jährigen Gelsenkircheners.

Als Kunde eines Internetcafés an der Horster Straße in Buer wird er Opfer eines brutalen Raubüberfalls, bei dem der Täter ihn fälschlich für den Besitzer hält. Der junge Mann leidet Todesangst, als der Maskierte mit einer Pistole auf seinen Kopf zielt, ihn mit großer Wucht ins Gesicht tritt und ihm die Waffe zweimal vor den Kopf schlägt.

Die körperlichen Wunden heilten, die seelischen nicht. Seine Ausbildung kann er nicht weiterführen. Er ist krankgeschrieben, wird behandelt, auch stationär. „Mein ganzes Leben wurde zerstört“, sagt er nun als Zeuge vor dem Essener Landgericht.

Auf der Anklagebank sitzt ein mehrfach einschlägig vorbestrafter 25-Jähriger, der zur Tatzeit unter Bewährung stand. Er kann sich glücklich schätzen, mit einem abgesprochenen Urteil wegen schweren Raubes von „nur“ sechs Jahren wegzukommen, wie Oberstaatsanwalt Peter Hehlke feststellt. „Zwölf Jahre hätte man auch vertreten können“, sagt Opferanwalt Burkhard Benecken. Der Angeklagte ist geständig, verwendet aber viele Worte darauf, dem Gericht klar zu machen, dass er zum Raub gezwungen worden sei. „Ich bin kein Engel“, sagt er „aber einen Überfall zu machen, ist für mich alles andere als leicht.“

Der Drogenkonsum bestimmt sein Leben

Hintergrund ist sein Drogenkonsum, der sein Leben bestimme, erklärt er. 2600 Euro Schulden hatten sich im Herbst 2012 bei seinem Dealer angesammelt. Weil er nicht zahlen konnte, soll der ihn zum Raubüberfall gedrängt haben. Nicht nur sein Leben, sondern auch das seines Bruders soll er bedroht haben, bis er sich bereit erklärte, das Geld zu beschaffen. „Das sind unberechenbare Leute“, weiß er. „Fix und fertig“ sei er gewesen, „psychisch am Ende.“

Vor der Tat will er sich komplett mit Alkohol zugeschüttet haben. 1,3 Promille wurden später gemessen. An den Tathergang kann er sich angeblich nicht mehr so genau erinnern. Aber es sei sicher alles so gewesen, räumt er ein, wie der Zeuge das geschildert hätte.

Den Kunden, der sich sofort ergab, was ihm die üblen Misshandlungen nicht ersparte, zwang er, die Kasse zu öffnen. 1170 Euro Beute packte er ein und das Handy des Opfers.