Gelsenkirchen. Die Welt spricht über den neuen Papst : Er gilt als bescheiden, engagiert, aber auch sehr konservativ. Die Meinungen in Gelsenkirchen sind geteilt.

Als Jorge Mario Bergoglio am Mittwochabend den Balkon des Petersdoms betrat, war die Überraschung groß. Er – Papst Franziskus – ist der erste Pontifex aus Lateinamerika, gilt schon jetzt als der „Papst der Armen“ und wird als bodenständig, bescheiden und konservativ eingeschätzt. In Gelsenkirchen wird seine Wahl weitgehend positiv aufgenommen, doch es gibt auch kritische Stimmen.

„Auch ich hätte nicht mit Bergoglio gerechnet“, verrät Klaus Hermandung, Vorsitzender des Katholikenrates Gelsenkirchen und Bürgermeister der Stadt. „Dass der neue Papst nicht aus dem alten Europa kommt, weckt Hoffnungen“, so Hermandung, obwohl er sich eher einen etwas jüngeren Stellvertreter Gottes auf Erden gewünscht hätte.

Auch Propst Manfred Paas von der St. Augustinus Gemeinde sieht die Wahl positiv: „Die Mehrheit der Katholiken lebt in Lateinamerika, daher ist das ein wichtiges Zeichen. Die Kirche dort ist sehr fröhlich, da werden auch Impulse nach Europa kommen“, hofft Paas, der das religiöse Leben in Südamerika selbst kennengelernt hat.

Kein Fortschritt für europäische Kirchen-Probleme

Besonders gelobt wird das Engagement Bergoglios für die Armen und Schwachen in aller Welt: „Die Namenswahl Franziskus’ zeigt schon, dass er als Anwalt der Armen auftreten wird“, erklärte der Propst. Das sehen auch die WAZ-Leser so. Doch es gibt auch einen kritischen Unterton: „Ich finde es großartig, dass sich Franziskus für die Schwächsten einsetzen will“, verrät Brigitta Blömeke aus dem WAZ-Leserbeirat, „aber ich befürchte, dass er für die Probleme der Kirche in Europa keinen Sinn hat“.

Das Thema Missbrauch von Kindern, die Stellung der Frau in der katholischen Kirche, die Haltung zum Zölibat oder zur gleichgeschlechtlichen Ehe – die Kirche hinke der modernen Gesellschaft hinterher, so sieht es André Kondzielak, der selbst schwul ist und vor einigen Jahren aus der Kirche ausgetreten ist: „Warum soll ich in der Kirche sein, wenn man mich dort nicht haben will?“, fragt er sich. „So lange da nur alte Knacker bestimmen, wird sich aber wohl auch nichts tun. Da ist Papst Franziskus, glaube ich, nicht besser und nicht schlechter als Benedikt“.

Papst kommt wohl nicht nach Gelsenkirchen

Für Propst Manfred Paas sind das Luxusthemen der reichen, westlichen Gesellschaft: „Wenn man kaum überleben kann und sich jeden Tag fragen muss, wie es morgen weitergeht, rücken solche Fragen in den Hintergrund“, kommentiert er die viel kritisierten Aussagen des neuen Papstes. Eines steht jedoch fest: Das Oberhaupt der katholischen Kirche bewegt die Gemüter.

Die erste Auslandsreise wird Franziskus wohl im Juli zum Weltjugendtag nach Rio führen. Wann er Deutschland erstmals besucht, steht noch in den Sternen. Voraussichtlich wird seine Wahl nicht auf Gelsenkirchen treffen.

Johannes Paul II. ist Ehrenmitglied bei Schalke

Doch einmal schon – im Jahre 1987 – wurde der Stadt diese Ehre zu Teil. Während seiner fünftägigen Deutschlandreise besuchte Papst Johannes Paul II. auch das Ruhrgebiet. Einer der Höhepunkte war das Feiern einer Heiligen Messe im Parkstadion vor rund 100.000 Menschen. Der Altar, es war die Nachbildung eines Förderturms aus großen Kreuzen, wurde statt von Altarlichtern von Grubenlampen erleuchtet.

Damals wurde Papst Johannes Paul II. Ehrenmitglied des Vereins und Ex-Präsident Günther Siebert sagte: „Ich wusste immer schon, dass Schalke die Größe hat, den Papst aufzunehmen.“