Gelsenkirchen. Kripo klärt 2012 mehrere große Fälle. Doch bei den Wohnungseinbrüchen ist die Situation alarmierend – und bei der Aufklärungsquote ist ein Tiefstand erreicht
Manchmal muss man sich mit dem Vergleich trösten. Auch bei der Kriminalstatistik 2012. „Es gibt Licht und Schatten wie auch auf Landesebene“, sagt Polizeipräsident Rüdiger von Schoenfeldt bei der Präsentation. „Die gute Nachricht: Im Gegensatz zum Land haben wir einen Rückgang der Gesamt-Kriminalität um 4,6 %." Die schlechte Nachricht: „Wir haben einen weiteren Rückgang der Aufklärungsquote um 0,7 % auf 44,1 %. Das ist ein historisches Tief. Damit können wir nicht zufrieden sein“ Von 25.357 Fällen wurden nur 11.189 aufgeklärt. Vor allem bei den Wohnungseinbrüchen haben Täter gute Chancen, ohne Strafe davon zu kommen. Die Fallzahl stieg um 244 (+31,85) auf 1011, aufgeklärt wurden 2012 lediglich 13,8 % der Einbrüche.
Mehrere Einbruchsserien aufgeklärt
„Das ist unser Sorgenkind, auch landesweit“, so der Polizeipräsident. Strategisches Behördenziel ist die Vermeidung von Taten. „Es ist schon erschreckend, wie das hochgegangen ist“, räumt auch Kriminaldirektor Jörg Henschel ein. „Wir werden mit diesem Thema noch einmal intensiv an die Öffentlichkeit gehen.“ Denn auch das hat die Kripo festgestellt: Oft kommen die Täter am Tag, oft bleibt es beim Einbruchsversuch und vergleichsweise selten werden Fenster und Türen professionell geknackt. „Dennoch ist die Wirkung enorm. Wir merken es an der hohen Zahl der Beratungsanfragen“, sagt Henschel. In Zusammenarbeit über Stadtgrenzen hinaus soll der Fahndungsdruck erhöht werden. Und trotz magerer Quote bleibt für den Direktions-Chef ein Erfolg. „Wir haben so viele Fälle aufgeklärt wie lange nicht mehr“ – insgesamt waren es 120.
Das gilt auch in anderen Bereichen, auf die sich die Beamten konzentriert haben: Ermittlungskommissionen klärten mehrere Raubserien. Weit über 100 Überfälle gehen bis 2011 allein auf das Konto einer Bande. Ebenso geklärt: Eine Einbruchsserie in Elektronik-Geschäfte, bei denen die Täter mit Gully-Deckeln die Läden knackten und ein Serie von Raddiebstählen. Einem Hehler kam die Kripo auf die Spur. Wohl auch deshalb ging die Zahl der geklauten Räder von 1630 auf 1318 zurück. Schaden dennoch: rund 634 000 Euro. Zum Vergleich: 121 Kfz wurden gestohlen (2011: 118), ermittelter Wert hier: 1,74 Mio Euro.
Die Gesamtkriminalität ging um 1221 Fälle zurück, die Zahl der Diebstähle sank um 782 (dennoch machten sie prozentual 51 % aller Straftaten aus). Ein Lichtblick für die Kripo: 2011 hatte sie zwar nach vier Tötungsdelikten zu ermitteln, aber in keinem Mordfall.
945 Jugendliche galten als vermisst
Auch wenn die Zahl der schweren Körperverletzungen mit 649 rückläufig (-5,39 %) ist: der Kampf gegen die Gewaltkriminalität (1074 Fälle, - 2,63 %, 69,8 % Aufklärungsquote) blieb eine Herausforderung. Wegen Raub, räuberischer Erpressung oder Autostraßenraub wurde die Polizei in 400 Fällen (2011: 380) tätig. 21 Vergewaltigungen oder schwere Fälle von sexueller Nötigung wurden angezeigt. Todesermittlungsverfahren beschäftigten die Polizei auch 2012 wieder jeden Tag. 474 Fälle stehen in der Statistik, einer weniger als 2011. Deutlich gestiegen ist die Zahl der vermissten Jugendlichen. 2010 waren es 672, 2011 bereits 852 und letztes Jahr 945. Hinzu kamen 207 Erwachsene, die vermisst gemeldet wurden.
Bei der Straßenkriminalität (Kfz-Diebstahl, Taschendiebstahl etc.) sank die Zahl um 1120 auf 6900. „Der Rückgang tat auch Not“, sagt Henschel. Mehr Polizeipräsenz wirkte sich hier wohl aus. Die Aufklärungsquote lag mit 13,3 % aber immer noch unter dem Landesschnitt. Insgesamt wurden 9109 Tatverdächtige ermittelt, darunter 354 Kinder und 991 Jugendliche.