Gelsenkirchen. Der Stellenabbau beim Callcenterbetreiber Tectum sollte ursprünglich noch drastischer ausfallen. In intensiven Verhandlungen sicherte der Betriebsrat 100 Stellen.

92 Stellen weniger am Hauptsitz in Gelsenkirchen, 228 in Dortmund, weitere rund 60 in Oberhausen und Essen – bei Tectum strebt man zur Sanierung „schlankere Strukturen“ an, wie es so gerne von Vorständen für Presse-Erklärungen formuliert wird, wenn es um Personalabbau geht. Die Restrukturierungsmaßnahmen des auf Dialogmarketing spezialisierten Unternehmens werden zum Monatswechsel zu den ersten Kündigungen führen. Ein wesentlicher Schritt im sogenannten Schutzschirmverfahren. „Die letzten Wochen waren schwer, die Stimmung ist extrem getrübt“ und der Dienstag „war ein schwarzer Tag“ in der Geschichte des Unternehmens, sagt der Gelsenkirchener Gesamtbetriebsratsvorsitzende Frank Perlik. Als die Sanierer die Belegschaft in Dortmund informierten, war er mit seiner Vertreterin Habibe Güclücan vor Ort. „Die Nachricht mussten wir erstmal sacken lassen.“ Anteilig wird es in Gelsenkirchen vor allem die Verwaltungs- und Führungsebene treffen.

Betriebsrat sieht gute Chancen

Vorstand und Sanierungs-Geschäftsführer gehen davon aus, dass Tectum nun zukunftssicher aufgestellt werden kann. Und auch der Betriebsrat sieht „jetzt gute Chancen, sich auf dem Markt zu behaupten. Wir sind zuversichtlich, dass es nun wieder vorwärts geht. Es ist positiv, dass nun auch Strukturen verändert werden“, sagt Perlik. Die Schwierigkeiten in Dortmund werden vor allem damit erklärt, dass am Standort ein Callcenter-Großkunde die Geschäftsbeziehung aufgekündigt hat. Für Gelsenkirchen sieht Perlik die Gefahren geringer. Dort sei man breiter aufgestellt.

Der Personalabbau ist die „dicke Kröte“ die auch der Betriebsrat schlucken muss. Dass immerhin 85 % statt 80 % der insgesamt rund 2500 Konzern-Stellen erhalten bleiben sollen, wertet er als Erfolg,. „Wir haben intensiv mit der Geschäftsführung verhandelt und letztlich 100 Arbeitsplätze mehr retten können.“