Gelsenkirchen.
Die Haut auf der Schulter ist gerötet. Das Kreuz hinterlässt Spuren. Jesse Krauß schleppt die schwere Holzkonstruktion dennoch immer wieder Richtung Altar: Die Proben für die 1. Gelsenkirchener Passionsspiele, die am Aschermittwoch Premiere in der evangelischen Kirche in Rotthausen feiern, laufen auf Hochtouren.
Ein engagiertes Laien-Ensemble aus rund 30 Darstellern stemmt das außergewöhnliche Projekt unter der Regie des Gelsenkirchener Theatermachers Elmar Rasch. Der hatte im September des letzten Jahres die Menschen seiner Stadt aufgerufen, am Projekt teilzunehmen. Ähnlich wie bei den Passionsspielen in Oberammergau werden auch die Gelsenkirchener Aufführungen von Amateuren gestaltet.
Elmar Rasch ist sicher: „Ein solches Projekt hat es im Ruhrgebiet noch nie gegeben.“ Passionsspiele seien eher Freilichtbühnen vorbehalten, in Gelsenkirchen aber finden sie im Gotteshaus statt. Der Altarraum mutiert ebenso zur Bühne wie die Empore und der Mittelgang.
Stilechte Kostüme
Regisseur Elmar Rasch verzichtet auf literarische Bearbeitungen der Leidensgeschichte Jesu Christi, sondern widmet sich mit großem Respekt und großer Ernsthaftigkeit ausschließlich der biblischen Vorlage. Den roten Faden knüpft Christina Lehmann aus Marl als Erzählerin. Die 49-Jährige mit der klaren, warmen Stimme hat Erfahrungen gesammelt bei Schultheaterprojekten. Jesse Krauß, der 32 Jahre alte Gelsenkirchener Künstler völlig ohne Bühnenerfahrung, entpuppt sich bereits bei den Proben als Idealbesetzung für die Rolle von Jesus.
Judas haucht Jesus den verräterischen Kuss auf die Wange. Der Gelsenkirchener Alexander Welp, 21-jähriger Student, spielt diese Rolle und hat sich lange mit der Figur auseinandergesetzt. Daneben ist der noch Regie-Assistent. Auch Brigitte Köster als Mutter Maria übernimmt mehrere Aufgaben. Hängt einer der Mitspieler, dann souffliert sie auch noch. Maske, Licht, Ton und stilechte Kostüme sind vorbereitet. Die Kirche bietet rund 500 Zuschauern Platz.
Infos: www.buehneimrevier.de
Die Karten kosten 15 Euro.