Gelsenkirchen. Aschenputtel hatte es irgendwie auch leicht im Gegensatz zu ihren Stiefschwestern. Zumindest aus der Perspektive der Stiefschwestern, die Ballettdirektorin Bridget Breiner für ihr erstes Handlungsballett am Musiktheater, „Ruß – Eine Geschichte vom Aschenputtel“ einnimmt . Premiere ist am 19. Januar.

Von wegen armes Aschenputtel: In Bridget Breiners für das Musiktheater im Revier eingerichtetem Handlungsballett „Ruß – Eine Geschichte von Aschenputtel“ ist Stieftochter Livia eher die Benachteiligte, aus ihrer Sicht wird auch erzählt. Die Ballettdirektorin ist „nicht so interessiert an Aschenputtel selbst. Sie ist zu nett, zu hübsch. So brav und fromm.“ Und Bridget Breiner mochte auch nie so recht an die grundsätzliche Boshaftigkeit von Stiefmüttern und -schwestern von Natur aus glauben. Wie kommt es zum Neid, was machen Neid, Ehrgeiz, Liebe: das interessiert sie.

Sehnsucht nach sozialem Aufstieg

Und deshalb ist ihr erstes Handlungsballett in Gelsenkirchen aus der Sicht der Stiefschwester Livia erzählt. Die leidet an der Unbefangenheit von „Aschenputtel“ Clara und deren Erfolg. Und unter der Kontrolle der Mutter, die sich so sehr nach sozialem Aufstieg sehnt. Clara, die mit Wenigem zufrieden ist, kann sich all dem ganz selbstverständlich entziehen.

Bridget Breiner selbst hat übrigens nicht nur die Choreographie übernommen, sondern tanzt auch die Stiefmutter – im Wechsel mit Bojana Nenadovic, die auch als Tochter Livia zu sehen sein wird. Ohnehin sind die meisten Rollen doppelt besetzt.

Von der neuen Heimat inspiriert

Die Geschichte spielt in einer rauen Region, die gefühlt der unseren ähnelt, aber auch vergleichbaren Regionen in den USA, der Heimat Breiners, die sich jedoch vor allem von ihrer neuen Heimat inspiriert fühlte. Die von Jürgen Kirner ausgestattete Bühne wird zur angedeuteten Schwarzkaue, die Szenerie schwankt zwischen einer realistischen und einer abstrakten Ebene.

Und auch die Musik könnte gegensätzlicher nicht sein. Eine Collage aus dem anno 1901 von Johann Strauß (dem Sohn) komponierten Ballett „Aschenbrödel“, live gespielter Akkordeonmusik mit Arbeiterliedern aus dem Amerika der 1930-er-Jahre. Das Akkordeon spielt Marko Kassl. Der Österreicher ist Dozent an der Musikhochschule Detmold und hat bereits an zahlreichen spartenübergreifenden Projekten mitgearbeitet. Das Strauß-Fragment kommt vom Band, gespielt vom National Philharmonic Orchestra unter Richard Bonynge.

Den Konflikt fühlbar machen

Dem Trio Breiner, Kirner und Anna Grundmeier (Dramaturgie) ging es darum, die Geschichte mit Körpern zu erzählen. Die Charaktere und deren Auslotung stehen im Mittelpunkt, weniger die Geschichte vom armen Mädel, das vom Prinzen erlöst wird. Der Königssohn heißt hier zwar „Prince“, ist aber ein Industriebaron. „Mich interessiert: Wie kriegt man hin zu sagen, ‘Das bin ich, das will ich! Diesen Konflikt will ich auf der Bühne fühlbar machen“, erklärt Bridget Breiner. Man darf gespannt sein.

Die Vorstellungen

Premiere ist am nächsten Samstag, 19. Januar, um 19.30 Uhr im Kleinen Haus des MiR.

Karten kosten bei der Premiere 24,50 Euro, sonst 22,50 Euro, 409 72 00.

Vorstellungen laufen am 16. und 31. Januar, 1., 8., 16. und 24. Februar sowie 1. und 3. März