Gelsenkirchen. .
Über Jahrzehnte immer wieder totgesagt, ist die Malerei so lebendig wie nie zuvor. Ob Foto-Realismus oder wildes Informel, ob Figuration oder Abstraktion, ob Foto, Video oder Installation, alles geht. Wie vielfältig die zeitgenössischen Positionen sind, das dokumentiert ab Freitag die hochkarätig bestückte Ausstellung „Malerei 12“, die der Kunstverein in Kooperation mit der Kunstakademie Münster im Kunstmuseum Gelsenkirchen zeigt.
Seit über drei Jahrzehnten bietet der Kunstverein mit Unterstützung des Landschaftsverbands Westfalen-Lippe Akademien und ihren Schülern ein Forum. Diesmal in erweiterter Form, da die Akademie Münster ihr 25-jähriges Jubiläum als selbstständige Hochschule für Bildende Künste feiert. 17 aktive und ehemalige Studierende der Akademie laden zu einer ausgezeichneten Reise durch die Möglichkeiten der Malerei ein.
Malerei findet nicht nur auf der Leinwand statt
Kurator Prof. Ferdinand Ullrich, Honorar-Professor in Münster und Direktor der Recklinghäuser Museen, kuratierte die Ausstellung. In der darf sich der Betrachter getrost von der Vorstellung verabschieden, dass Malerei ausschließlich Öl auf Leinwand bedeutet. Wobei: Auch die findet sich natürlich in der Ausstellung. Ullrich spricht von einer „Gattungsverfransung“: „Entscheidend ist die Idee eines malerischen Moments.“
Zum Beispiel die in der vierteiligen Videoinstallation von Anne Stab. Auf vier Monitoren ist der Abfluss eines Waschbeckens zu sehen, in den ein steter Tropfen fällt. Dadurch entsteht ein konstruktives, bewegtes Bild. Eine augenzwinkernde Sicht auf das malerische Moment zeigt auch Johanna Reich mit ihren beiden Videoprojektionen über Malerei. Die Filme zeigen sie selbst beim Bemalen einer Fläche und der eigenen Figur.
Klassische Malerei dreidimensional
Eine ebenfalls überraschende Position zeigt Janine Tobüren. Sie übersetzt Elemente aus der klassischen Malerei ins Dreidimensionale. Die Hinterglasmalerei, eher in der Volkskunst angesiedelt, nutzt Il Jong Park für farbkräftige, abstrakte Strukturen. Experimentelle Farbklänge zeigt Gregor Gleiwitz, während die gleichermaßen realen und surrealen Landschaften von Klaus Geigle ein erzählerisches Moment haben.
Es geht auch nüchterner. Geometrische Formen dominieren die Arbeiten von Daniela Löbbert. Gemalt oder fotografiert? Das lassen die Werke von Lea Lehrtert offen. Es gibt noch viel mehr zu entdecken.
Wer sich von der Vitalität der Malerei überzeugen möchte, ist in dieser Ausstellung genau richtig.
Info: „Malerei 12“ wird am Freitag, 30. November, um 19 Uhr im Kunstmuseum an der Horster Straße 5-7 eröffnet.
Zur Ausstellung erscheint ein umfassender Katalog. Die Schau wird bis zum 27. Januar zu sehen sein, dienstags bis sonntags 11 bis 18 Uhr.