Gelsenkirchen.
Temel Yildirim (33) wird von mehreren Schülerinnen umringt. Gerade löchert ihn ein Mädchen mit buntem Kopftuch mit Fragen zu einem Politik-Studium. „Es macht mich stolz, wenn Schüler mit Migrationshintergrund sich so interessieren und engagieren“, sagt er.
Das Mädchen ist auf dem Berufemarkt in der Aula der Gesamtschule Ückendorf kein Einzelfall. Generell machen die Schüler einen wissbegierigen Eindruck, beschäftigen sich mit dem Angebot, nicht mit Privatgesprächen.
Der Pädagoge Yildirim arbeitet als Berufseinstiegsbegleiter für die FAW (Fortbildungsakademie der Wirtschaft). Diese organisiert gemeinsam mit der GSÜ den Berufe-markt. Yildirim arbeitet aus Überzeugung an solchen Schulprojekten. „Ich war selbst Schüler der GSÜ, ich bin also auch emotional sehr gebunden“, sagt er.
Biographie eng mit dem Beruf verknüpft
Überhaupt ist Yildirims Beruf stark mit seiner eigenen Biografie verknüpft. Der 33-Jährige kam in der Türkei zur Welt, wuchs in Bismarck auf, ging in Ückendorf zur Schule, kennt die Probleme in den Stadtteilen. Schon als Schüler war er sehr aktiv, engagierte sich ehrenamtlich oder in Kulturvereinen. „Klar, haben sich die anderen wegen meines Engagements manchmal über mich lustig gemacht, das war eben nicht üblich“, erzählt er. Heute sieht er sich als Vermittler, als Brücke zwischen den Jugendlichen, die in zwei Kulturen leben, und den Unternehmen, die sich auf eben jene einstellen müssen. Das weiß auch Raphaela Brzoska von der Targo Bank. „Wir leben in einer Zuwanderergesellschaft, es wäre fatal das mit Blick auf die Zukunft auszublenden“, sagt sie. In dieser Wechselwirkung sieht Temel Yildirim das Wertvolle des Marktes. „Früher gab es so etwas nicht, es macht Spaß, das zu ändern.“
Erfahrungen sammeln
An der GSÜ setzen sich die Schüler bereits ab der achten Klasse bewusst mit verschiedenen Berufsbildern auseinander, können erste Erfahrungen sammeln, wo ihre Interessen liegen. In der neunten Klasse machen sie dann ein Berufspraktikum. Können anschließend entscheiden, ob sie den Realschulabschluss oder Abitur machen wollen.,
„Der Berufemarkt richtet sich an Schüler der Klassen neun, zehn sowie an die Oberstufenschüler“, erklärt der stellvertretende Schulleiter Achim Elvert, „in diesem Jahr hatten sie die Chance, 25 Unternehmen und Weiterbildungsstätten mit Fragen zu den verschiedenen Berufsbildern zu begegnen.“