Gelsenkirchen.

Das kennt fast jeder Berufskolleg-Lehrer: Schüler steigen frustriert wieder aus dem Unterricht aus, weil sie das falsche Fach gewählt haben. Volker Kleebaum, Sprecher der Gelsenkirchener Berufskollegs, bestätigt: „Es gibt unter den Schülern eine hohe Abbrecherquote.“

Das soll sich jetzt ändern, zumindest für die Schüler der Gesamtschule Ückendorf. Gestern unterschrieb ihre Schulleitung einen Kooperationsvertrag mit den Berufskollegs. Genauer: mit dem Berufskolleg für Wirtschaft und Verwaltung, dem Berufskolleg Königstraße und dem Berufskolleg für Technik und Gestaltung.

Dezernent Dr. Manfred Beck lobte das neue Projekt als etwas ganz Besonderes: „Ziel der neuen, engen Verzahnung von Schule, Kollegs und Betrieben ist es, den jungen Menschen eine optimale Qualifizierung für die Berufslaufbahn zu geben.“ Vor allem im technischen und pflegerischen Bereich benötige die Wirtschaft junge Leute mit einer qualifizierten Ausbildung.

Pädagogen hospitieren

Damit die Schülerinnen und Schüler da auf den Weg und vor allem auf den richtigen Weg kommen, arbeiten Gesamtschule und Berufskollegs ab sofort Hand in Hand. An erster Stelle steht dabei die Information. Mehrmals im Jahr sollen Veranstaltungen der Berufskollegs an der Gesamtschule darüber Auskunft geben, welche schulischen und beruflichen Bildungsgänge den Schülern offen stehen. Und nicht nur Pädagogen werden hier Rede und Antwort stehen, sondern auch Schüler der Berufskollegs. Infos aus erster Hand sozusagen.

Sogar Informationspatenschaften sind geplant. Auch an die Einrichtung von Sprechstunden der Koordinatoren ist gedacht. Zudem werden Pädagogen bei den Kollegen an der jeweils anderen Schulform hospitieren.

Eine echt Zukunftsperspektive

Aber allein bei der Informationsarbeit soll es nicht bleiben. Durch eine enge Verzahnung von Gesamtschule und Kollegs soll der Übergang von der Sekundarstufe I in die Sekundarstufe II der Kollegs verlässlicher und reibungsloser über die Bühne gehen.

Eine echte Zukunftsperspektive, die Eltern und Schülern gleichermaßen Sicherheit gibt: Alle Schüler der Gesamtschule Ückendorf werden in einen Vollzeitbildungsgang übernommen, und zwar in einen solchen, der dem jeweiligen Schulabschluss entspricht.

Deutlichere Perspektiven

Das ist keine Selbstverständlichkeit, so Dr. Beck: „Bisher mussten viele Schüler von den Kollegs abgelehnt werden, weil die Anmeldezahlen zu hoch waren.“

Eine neue Perspektive sieht auch Felizitas Reinert, Leiterin der Gesamtschule, für ihre Schüler: „Gerade denen, die nicht von der 10. Klasse in die Oberstufe wechseln wollen, eröffnen sich nun deutlichere Perspektiven.“

Das sehen auch zwei Schülervertreter so. Amina Fizazi, Oberstufenschülerin, hofft: „Die Eltern brauchen nun keine Angst mehr zu haben, dass ihre Kinder nach dem Schulabschluss keine Berufsausbildung bekommen.“ Und Baran Hauf, ebenfalls Oberstufenschüler, ist sich sicher, dass die Kooperation „allen eine wirklich neue Chance gibt“.