Gelsenkirchen. . Warnstreik bei der Awo. Am Dienstag hatten die vier Gelsenkirchener Seniorenzentren ihr Angebot runtergefahren und im Vorfeld eine Notdienstvereinbarung mit Verdi getroffen.
Duschen fiel am gestrigen Dienstag im Erler Seniorenzentrum der Awo (Arbeiterwohlfahrt) aus. Das Schnitzel am Mittag auch. Und statt Kuchen im Café gab es nachmittags nur Kekse für die 193 Bewohner in den sechs Wohnbereichen. Ähnlich sah es auch in den anderen drei Awo-Seniorenzentren in der Stadt aus, denn die Gewerkschaft Verdi hatte zum Warnstreik nach Recklinghausen gerufen und mit den Einrichtungen eine Notdienstvereinbarung getroffen, die dem eingeschränkten Betrieb an einem Wochenende entsprechen sollte.
Zwölf Mitarbeiter ausgeplant
Zwölf Mitarbeiter waren in Erle für den Streik ausgeplant worden. „Sind sonst immer vier oder fünf Mitarbeiter im Frühdienst in den Flurbereichen unterwegs, sind es heute nur zwei oder drei“, sagte die Pflegedienstleiterin Jasmine Melzer. Die morgendliche individuelle Grundpflege, die etwa eine Teilwaschung oder Hilfe beim Ankleiden umfassen könne, sei wie immer abgelaufen. Überhaupt seien alle direkten pflegerischen Maßnahmen wie gewohnt durchgeführt worden.
Was hingegen nicht geleistet wurde, war das Duschen der Bewohner. Wer am Dienstag unter der Brause gestanden hätte, musste so eine Terminverschiebung hinnehmen. „Auch die Medikamentenplanung, die heute durchgeführt worden wäre, ist umorganisiert worden“, erklärte der Leiter des Erler Seniorenzentrums, Thomas Zarske. „Alles, was mit Planung zu tun hat, auch Kontrollmechanismen, wird heute nicht erledigt“, so Zarske. Auch Terminabsprachen mit Therapeuten, die in das Zentrum kommen, seien ausgefallen. „Aber man kann diese Sachen nicht dauerhaft verschieben.“
Keine Wahl beim Mittagsmenü
„Ich kann noch selber duschen“, winkte Eckhard Borchardt (81) ab. So dramatisch findet er den Warnstreik nicht. Der 81-Jährige ist im Bewohnerbeirat des Awo-Zentrums Erle. „Der Streik hat sich nicht großartig bemerkbar gemacht, es lief alles glatt“, fand er. Statt der sonst üblichen zwei Mittagsmenüs – Eckhard Borchardt hatte sich auf Schnitzel gefreut – hatten er und seine Mitbewohner keine Wahl: Kartoffelsalat mit Bockwurst. Soll aber auch lecker gewesen sein.
Das Café blieb wegen des Warnstreiks geschlossen, statt Kuchen gab es nur Kekse. Am Abend könnte sich der Streik dann bei Herrn Borchardt noch mal bemerkbar gemacht haben. Wegen des Personalausfalls, so Jasmine Melzer, sei nicht gewährleistet, dass die Patienten ihre gewohnten Pfleger an der Seite hätten.
Verdi will 6,5 Prozent mehr
Die nächste Verhandlungsrunde ist die dritte und findet am 21. und 22. Oktober in Lage-Hörste statt.
Verdi will für die Awo-Beschäftigten eine Erhöhung der Entgelte um 6,5 Prozent für 12 Monate, mind. jedoch um 200 €.