Gelsenkirchen. Die Piraten-Partei baut in Gelsenkirchen ihre Organisationsstrukturen auf. Derweil leisten sich einige Mitglieder heftige Flügelkämpfe.

Im Rat der Stadt ließen sich zuletzt ein paar Piraten als Zuhörer sehen. Einblicke in die kommunalpolitischen Themenvielfalt sollen neuerdings auch die Piraten-Stammtische in den Ortsteilen bringen. Zuletzt wurde in Horst ein Piraten-Treff begründet.

Doch ruhige Aufbauarbeit geht anders: Politische Untiefen haben die Gelsenkirchener Piraten in den letzten Wochen durchschifft, manche Woge haben sie selbst ausgelöst. Der Zoff auf lokaler Ebene spülte letztlich auch auf Landesebene den politischen Geschäftsführer Klaus Hammer aus dem Amt. Verstöße gegen den Datenschutz wurden ihm angelastet. Er hatte offenbar personengebundenen Daten weitergegeben.

Daten weitergegeben

Auslöser waren Piraten aus Gelsenkirchen, die mit Piraten aus der Nachbarschaft im Clinch liegen. Jene Gruppe, so wird kolportiert, sei im Besitz von Neonazi-Propagandamaterial und Hetzschriften. Für Jürgen Stutzinger, „Pressepirat“ der Gelsenkirchener und freischaffender Künstler, ist das alles eher ein Sturm im Wasserglas. „Wir haben in drei Monaten unsere Mitgliederzahlen verdreifacht und haben jetzt in Gelsenkirchen fast 90 Mitglieder. 90 % der Piraten wollen mit dem ganzen Mist nichts zu tun haben.“

Für Stutzinger toben sich an den Gelsenkirchener Partei-Flügeln einige „Randalebrüder“ mit „viel Profilneurose“ aus. „Das sind auf jeder Seite vielleicht drei, vier Leute, die die Öffentlichkeit und auch Stress suchen.“ Und die vielleicht nicht nur den Piraten nahe stehen. Aber da könne man laut Stutzinger nur „persönliche Vermutungen anstellen. Namentlich ist uns nichts bekannt.“

Auch wenn sich der „Pressepirat“ vom gefeuerten Geschäftsführer Hammer (der übrigens noch kürzlich die Gelsenkirchener bei der Diskussion über die Gründung eines Kreisverbands beriet) distanziert – vor Ort ist das Thema aus seiner Sicht durch. Die Aufregung ist aus Stutzingers Sicht auch teils der Gründerphase geschuldet, in der sich die Piraten befinden. „Wir haben ja gerade mal seit rund drei Wochen eine richtige Parteiorganisation in der Stadt. Vorher konnte sich jeder ein T-Shirt anziehen und als Pirat losziehen.“

Mit der Aufbauarbeit einher ging die Wahl von Verwaltungs-Piraten und zwei Piraten-Sprechern, die Gründung eines Parteibüros ist beabsichtigt. „Wir sind lokal dabei, Strukturen aufzubauen. In Funktionen haben wir Leute gewählt, die normale Positionen vertreten. Wir wollen zunächst einmal ein bisschen in der Kommunalpolitik mitmischen und Erfahrungen sammeln. Wir haben viele Leute mit Expertise in unseren Reihen.“