Gelsenkirchen. Manuel Neuer verließ den FC Schalke 04, doch er bleibt mit Gelsenkirchen verbunden. Mit seiner Kids Foundation setzt er sich weiter intensiv für Kinder in der Region ein. Im Interview sprachen Geschäftsführer Sebastian Buntkirchen und Kurator Christof Osgius über die Projekte der Stiftung.

Rund ein Jahr ist es her, dass Manuel Neuer den FC Schalke 04 verließ, um das Tor des FC Bayern München zu hüten. Gelsenkirchen aber hat er dennoch nie verlassen. Mit seiner Manuel Neuer Kids Foundation setzt sich der Nationaltorhüter weiter intensiv für die Kinder der Stadt und der Region ein. Als Geschäftsführer koordiniert Sebastian Buntkirchen die Einsätze der Stiftung in Absprache mit dem sechsköpfigen Kuratorium. Im WAZ-Interview sprechen der 32-Jährige und Kurator Christof Osigus über nachhaltige Projekte, einen geplanten Umzug und den Wunsch nach Kooperationen mit engagierten Bürgern.

Mit dem Wechsel von Manuel Neuer nach München ist es auch um seine Kids Foundation ruhiger geworden. Welche Projekte stehen aktuell an?

Sebastian Buntkirchen: Ich kann nicht bestätigen, dass es ruhiger geworden ist. Wir haben nach wie vor viel Arbeit und viele Projekte, um die wir uns kümmern. Erst vor wenigen Tagen haben wir in Dorsten Mittel zur Verfügung gestellt, um einen Skateboard-Park, der aus Sicherheitsgründen lange gesperrt war, wieder auf Vordermann zu bringen. Generell versuchen wir, Projekte mit großer Nachhaltigkeit zu unterstützen, überzeugt uns aber ein Konzept wie in diesem Fall, unterstützen wir gerne auch eine Einzelaktion.

Und wie sieht das in Gelsenkirchen aus?

Buntkirchen: Wir haben es geschafft, Zugriff auf wichtige Bereiche zu bekommen. Wir haben enge Kooperationen mit Schulen und privaten wie öffentlichen Jugendeinrichtungen. Hier laufen zahlreiche Projekte. Wir ermöglichen Schülern Nachhilfe-Stunden, an einigen Schulen organisieren wir das gesunde Frühstück für Schüler der fünften und sechsten Klassen. An Förderschulen bieten wir Benimmkurse an.

In Kooperation mit dem FC Schalke 04 und der Robert Bosch Stiftung haben wir „Schalke macht Schule“ sehr erfolgreich etabliert. Die einwöchigen Workshops in der Arena sind ein echter Renner bei den Jugendlichen. Auch die DJ-Workshops sind extrem beliebt. Darüber hinaus arbeiten wir unter anderem mit den Amigonianern und der Familientrauerbegleitung zusammen und haben es in den letzten zwei Sommerferien geschafft, insgesamt 50 Kindern einen dreiwöchigen Sommerurlaub auf Ameland zu ermöglichen. Aktuell arbeiten wir mit Hochdruck daran, mit der Verwaltung der Stiftung nach Gelsenkirchen umzuziehen. Derzeit nutzen wir noch Räume, die uns von einem befreundeten Unternehmen in Essen zur Verfügung gestellt werden.

Ist die Arbeit schwieriger geworden, seit der Stifter und damit das Gesicht der Stiftung nicht mehr vor Ort ist?

Buntkirchen: Absolut. Manuel hat früher versucht, alle Termine der Stiftung wahrzunehmen. Jetzt ist das nicht mehr möglich und so fehlt leider häufig auch die entsprechende Öffentlichkeit, die die Projekte verdient hätten.

Christof Osigus: Manuel ist aus dem Gelsenkirchener Fokus gerückt und hätte auch sagen können „Ich bin jetzt hier in München und nachdem, was passiert ist, interessiert mich alles andere nicht mehr“. Das macht er aber nicht. Er engagiert sich auch weiter hier in Gelsenkirchen.

Buntkirchen: Manuel ist Gelsenkirchener und das wird er auch immer bleiben. Er ist seiner Heimat sehr verbunden. Ihm liegen diese Stadt und vor allem die Kinder dieser Stadt am Herzen. Ich würde mir wünschen, dass sich mehr Leute vor ihn stellen und sagen, dass das, was er für die Kinder hier in Gelsenkirchen tut, absolut großartig ist.

Wie nah ist Manuel Neuer an der Arbeit seiner Stiftung dran?

Buntkirchen: Extrem nah. Er interessiert sich für alles, will alles wissen. Als er noch in Gelsenkirchen wohnte, war er fast jeden Tag im Büro, hat mitgearbeitet. Heute sind wir aber auch sehr oft im Kontakt.

Wir arbeiten als Team mit den Kuratoren, holen uns immer wieder Input von allen Seiten. Manuel weiß über jede Entscheidung Bescheid und viele trifft er auch selbst. Er ist ja der Stifter.

„Maximaler Erfolg ist garantiert, wenn alle Beteiligten hinter der Sache stehen“ 

Welche Ziele hat die Kids Foundation in der nächsten Zeit?

Osigus: Auch die Stiftung entwickelt sich ständig weiter. Uns ist wichtig, in der Region etwas zu hinterlassen. Wir versuchen, mittelständische Unternehmen in der Region zu gewinnen, um Jugendlichen Perspektiven aufzuzeigen. Wir könnten ihnen vielleicht eine Ausbildung in Düsseldorf ermöglichen, ihnen bei der Wohnungssuche helfen und sagen „Viel Glück. Das war’s.“ Das ist aber nicht unser Anspruch. Mit dem DJ-Workshop zum Beispiel bieten wir den Jugendlichen nicht nur ein tolles Freizeitangebot, sondern erzielen gute Erfolge darüber hinaus. Die Kids lernen Werte wie Höflichkeit, Pünktlichkeit und Zuverlässigkeit, die Grundvoraussetzungen im späteren Berufsleben sind. Das soll in der Region bleiben.

Buntkirchen: Unter Umständen hilft uns die Bereitstellung eines Praktikumsplatzes sogar mehr als eine 5000 Euro-Spende. Selbstständige Persönlichkeiten wachsen zu lassen, die selbst etwas weitergeben, ist eines unserer großen Ziele.

Wenn Praktikumsplätze manchmal wichtiger sind als eine Geldspende, ist die enge Zusammenarbeit mit Unternehmern und der Bevölkerung also ein entscheidender Faktor?

Osigus: So ist es. Wir würden uns wünschen, dass der Kontakt noch viel enger wird. Wenn Menschen eine Idee haben, die sie mit Unterstützung der Manuel Neuer Kids Foundation umsetzen wollen, wäre das toll. Denn maximaler Erfolg ist garantiert, wenn alle Beteiligten zu hundert Prozent hinter der Sache stehen.

Wie können Menschen mit Projektideen mit Ihnen in Kontakt treten?

Buntkirchen: Ganz einfach über unsere Internetseite www.neuer-kids-foundation.de. Anträge können formlos per Mail an uns gerichtet werden. Man muss nur sein Projekt beschreiben. Gerne können uns die Menschen auch über unsere Seiten in Sozialen Netzwerken kontaktieren.