Gelsenkirchen. .

„Das muss man selbst gesehen haben“, strahlt ein begeisterter Thomas Nikutta bereits zwei Stunden, bevor sich der Rotthauser Marktplatz in eine große Tanzfläche verwandelt, über beide Ohren. Der ganze Stadtteil kommt bei der traditionsreichen „Rotthauser Woche“ zusammen, um gemeinsam zu feiern, zu singen und zu tanzen. Der Veranstalter ist entzückt.

Knapp 2000 Besucher tummeln sich an diesem Samstagabend auf dem Markt, an den Ständen ist längst kein Durchkommen mehr. Wer einen Sitzplatz ergattern will, muss früh da sein. Um 22 Uhr werden die Bierzeltgarnituren, an denen zuvor noch fleißig über Neuigkeiten und Probleme im Stadtteil oder über den Schalker Heimsieg diskutiert wurde, ohnehin eilig abgebaut. Der gemütliche, kommunikative Teil ist beendet und Rotthausens größte Tanzfläche unter freiem Himmel eröffnet.

Das ist das Startzeichen für Veranstalter Thomas Nikutta, der höchstpersönlich an das DJ-Pult tritt und Partymusik auflegt. „Das lasse ich mir nicht nehmen“, sagt der 46-Jährige, der in Rotthausen als Hansdampf in allen Gassen bekannt ist. Vor acht Jahren hat er die Organisation des Stadtteilfestes übernommen und der traditionellen Veranstaltung, die es bereits fast 40 Jahre gibt, neues Blut eingeflößt.

Zentrale Stelle ist von Vorteil

Seit drei Jahren findet das Fest zum Beispiel nicht mehr auf der Karl-Meyer-Straße, sondern auf dem Marktplatz statt. „Man muss keine Straße sperren und es findet alles zentral an einer Stelle statt“, beschreibt Nikutta die Vorteile. Alle Generationen und alle Bevölkerungsgruppen kommen zu dem Riesenfest gerne zusammen.

Rotthauser Generationenpakt

„Der gesamte Stadtteil feiert friedlich“, nennt Nikutta das Besondere. Bestes Beispiel ist das Bühnenprogramm am Freitag. Nach dem Auftritt des Männergesangsvereins und eines Orgelspielers, übernahmen die Dj´s vom BangBang Gelsen Soundsystem das Ruder.

Zünftiges Brauchtum gefolgt von harten, elektronischen Beats. „Da treffen schon Welten aufeinander“, schmunzelt Nikutta. Während sich die Jugend mit Gesang und Orgel arrangiert hätte, seien die Älteren recht schnell nach Hause gegangen. Nikutta: „Das war wohl etwas zu viel.“ Der Stimmung tat das aber keinen Abbruch. Und genau mit der Mischung machten die Rotthauser am Samstag weiter. Der gemeinsame Auftritt von Schlagersänger Karel Gott und Rapper Bushido (als verkleidete Doppelgänger) mit dem Titel „Für immer jung“ brachte den Rotthauser Generationenpakt komödiantisch auf den Punkt.

Freiluft-Gottesdienst am Sonntag

Das war dann auch die Einleitung zur langen Partynacht in Rotthausen. „Bis zwei, drei Uhr werden wohl die letzten bleiben, auch wenn wir die Beschallung nach Mitternacht einstellen“, prophezeit Partyveranstalter Nikutta. Und auch das gehört zur Rotthauser Woche: „Keine zwölf Stunden später findet hier ein Freiluft-Gottesdienst statt.“ „Lobet den Herrn“ statt „Hol’ das Lasso“ raus. Mit Live-Musik, unter anderem von Rainer Migenda, ließen die Rotthauser ihre Woche, die hier in drei Tagen abgefeiert wird, Sonntag gemütlich ausklingen.

Da darf am Ende durchaus auch ein heimlicher Mitveranstalter mal gelobt werden: das Wetter.