Gelsenkirchen.
Selbst Ministerköpfe scheinen beim Thema Parkplatzgebühren für Lehrer zu rauchen. Es geht darum, ob ein Lehrer-Fahrzeug quasi als mobiles Arbeitszimmer und Depot für Unterrichts-Unterlagen gilt. Sollen die Pauker dafür bezahlen, wenn der Dienstherr ihnen Parkflächen zur Verfügung stellt? Wir wollten wissen, was die Gewerkschaft dazu zu sagen hat. Antworten gab uns GEW-Vorstandsmitglied Karl-Heinz Mrosek.
Sind Lehrer privilegiert, wenn sie kostenlos Parkplätze nutzen dürfen?
Karl-Heinz Mrosek: Ich finde es nicht fair, nach dem Motto vorzugehen, auf sie mit Gebrüll. Man kann das Thema seriös nur dann behandeln, wenn man Vergleiche zieht. Wie verhält sich die öffentliche Hand anderen Beamten gegenüber, die in Innenstädten arbeiten. Müssen andere Landesbeamte bezahlen, werden städtische Bedienstete zur Kasse gebeten?
Gibt es demnach Unterschiede beim Status der Beamten?
Was das Parken betrifft, glaube ich es schon. Viele Landesbehörden stellen ihren Mitarbeitern kostenlos Parkplätze zur Verfügung. Die Regelungen sollten einheitlich erfolgen.
Glauben Sie, dass sich Lehrer eher für Gelsenkirchen entscheiden, wenn ihnen Parkplätze zur Verfügung stehen?
Ich habe 40 Jahre an Gelsenkirchener Schulen unterrichtet. Ich erinnere mich, wie schwer es war, Kollegen für unsere Stadt zu begeistern. Es würde die Attraktivität für Lehrer weiter schmälern, wenn sie für Parkplätze zahlen müssten. Die Verwaltung hat bisher immer versucht, die Stadt für Lehrer attraktiv zu machen.
Könnten denn Fahrgemeinschaften oder die Benutzung von Bus und Bahn die Parkprobleme reduzieren?
Im Prinzip schon. Aber 50 Prozent der Kollegen kommen aus vielen verschiedenen Städten und können kaum auf ihr Auto verzichten. Sie pendeln vom Arbeitsplatz Schule zum Arbeitsplatz Arbeitszimmer. Dabei müssen sie Hefte und Unterrichtsmaterial transportieren. Das geht nur mit dem eigenen Wagen.
Müssen Lehrer auch innerhalb der Stadt von Schule zu Schule pendeln?
In der Tat. Viele Schulen haben eine Dependance. Es ist nicht zumutbar, wenn wir bei jedem Gebäudewechsel zur Kasse gebeten würden. Durch die Inklusion werden die Kooperationen weiter zunehmen und noch viel mehr Kollegen an mehreren Schulen tätig sein. Und pendeln können sie nur, wenn sie mobil sind.
Reichen die Parkplätze an Schulen aus?
Es wird täglich sehr eng. Um einen Platz zu bekommen, parken sich viele mit ihren Fahrzeugen gegenseitig zu. Da man sich kennt, funktioniert das System.
Wie viele Lehrer sind täglich auf Parkplatzsuche?
Wir haben 3000 Lehrer. Etwa 300 müssen intensiv suchen, um in der Nachbarschaft einen Parkplatz zu finden. Sie würden schlechter gestellt als ihre Kollegen, knöpfte man ihnen demnächst Geld ab.
Sind kommunale Mitarbeiter privilegiert?
Einige von ihnen sicherlich. Es gibt Beschäftigte, die werden täglich mit städtischen Autos abgeholt. Die kennen bestimmt keine Parkplatzsorgen.
Glauben Sie, dass der Kämmerer zugreifen und eine neue Einnahmequelle anzapfen wird?
Ehrlich gesagt: Das glaube ich nicht. Gelsenkirchen war immer eine lehrerfreundliche Stadt und ist es auch heute noch. Die GEW hat kein Interesse, das Thema anzuschieben.