Gelsenkirchen.

Von einer „erheblichen Gewaltexplosion“ spricht Richterin Luise Nünning, die das Opfer „an den Rand des Todes“ gebracht habe. Das war geschehen: Ein 41-jähriger Gelsenkirchener prügelte seine Exfreundin (35) aus Wut und Eifersucht im November vergangenen Jahres so brutal durch die Wohnung an der Dorstener Straße, dass sie unter anderem mit dem Kopf vor die Heizung schlug und zu Boden ging. Er gab keine Ruhe, verpasste ihr weitere Faustschläge.

Ein Beziehungsdrama

Im Bad stürzte sie erneut, prallte dabei gegen das Waschbecken. Mehrere Knochenbrüche im Gesicht machten eine Notoperation notwendig. AmDonnerstag bekam der Gelsenkirchener die Quittung vom Essener Landgericht, das ihn wegen gefährlicher Körperverletzung zu drei Jahren Haft verurteilte.

Die neue Freundin begleitet ihn zum Prozess. Er hat es offenbar geschafft, sich aus dem „Beziehungsdrama“, wie die Richterin es nennt, mit der 35-Jährigen zu lösen. Nach schwieriger Vergangenheit hat der Angeklagte sich in den vergangenen Jahren positiv entwickelt. „Er war auf einem guten Weg“, so Nünning, „hat versucht. sein Leben neu zu ordnen.“ Seine Vorstrafen liegen lange zurück. All das habe die Kammer im Urteil berücksichtigt, erklärt Nünning. Doch für eine Bewährungsstrafe, wie Verteidiger Dr. Heescher sie beantragt hatte, reichte es nicht. Er sprach von einem „einmaligen Fehlverhalten“ seines Mandanten, der nie zuvor gewalttätig gewesen sei.

Alkohol führte immer wieder zu Auseinandersetzungen

Fast sechs Jahre waren die Gelsenkirchener ein Paar. Alkohol prägte immer mehr das Zusammensein. Vor allem die Freundin hatte ein Problem, das zunehmend zu Auseinandersetzungen führte. Ausführlich hatte der Angeklagte am ersten Prozesstag geschildert, wie ihr Trinkverhalten die Beziehung immer mehr zerstörte. Als er dann auch von seinem eigenen Wodka- Konsum berichtete, beauftragte die Kammer einen Gutachter. Das Ergebnis: Es handelte sich nicht um eine Tat im Alkoholrausch, ist der Angeklagte doch Promille gewöhnt. Aber der Sachverständige, Psychiater Dieter Oswald, sah beim Gelsenkirchener eine Tat im Ausnahmezustand, im Affekt.