Gelsenkirchen.

„Kunst kommt nicht von Können, sondern von Müssen. Und ich kann nicht anders.“ So lautete das Lebensmotto von Rolf Gildenast. Seine Kunst war das Tanzen. Und darin war er ein außergewöhnlicher Könner. Rolf Gildenast tanzte den letzten Tanz seines Lebens plötzlich und unerwartet in Irland. Hier starb der große Tänzer und Choreograph am 14. Juli im Alter von 47 Jahren.

In Gelsenkirchen, seiner Wahlheimat, stand der gebürtige Neusser von 1993 bis 2001 als Solotänzer des Balletts Schindowski auf der Bühne des Musiktheaters im Revier. Und feierte riesige Erfolge. Unvergessen bleibt Gildenast als „Gilgamesch“ (2001) oder als Hexe in „La Sylphide“.

„Rolf Gildenast war ein wunderbarer Solist und Kollege in unserer Ballettcompagnie – mit schneller Auffassungsgabe, kreativ, hilfsbereit und wie jeder weiß, der ihn tanzen sah, überaus ausdrucksstark. Für ihn ,Gilgamesch-Epos’ zu choreographieren, war wirklich ein wahres Erlebnis. Er war unermüdlich und die Proben waren immer in einer fantastischen Konzentration und liebevollen Atmosphäre, seine Energie hat auch seine Kollegen stark gemacht.

"Er wird immer in unserer Erinnerung sein!“

Wir denken auch sehr gerne an seine Interpretation von Pergolesis ‘Stabat Mater’. Es war nicht seine größte Partie, doch für uns eine seiner schönsten. Er wird immer in unserer Erinnerung sein!“, so Bernd Schindowski und Rubens Reis, die lange mit Rolf Gildenast zusammenarbeiteten.

Auch Ludwig Baum, der zu Zeiten Gildenasts Intendant am Musiktheater war, zeigte sich bestürzt: „Er war einfach ein toller Tänzer, phänomenal. Rolf Gildenast zeichnete sich dadurch aus, dass er nicht nur technisch brillant tanzte, sondern auch eine unheimliche Ausstrahlung und Bühnenpräsenz besaß. Mir werden diese Bilder immer vor Augen bleiben.“

Die Nachricht vom Tod sorgte auch bei der Stadt für Bestürzung. OB Baranowski: „Rolf Gildenast stellte sein Schaffen immer in einen engen gesellschaftlichen Bezug, in den Dienst gesellschaftlicher Fragestellungen. So war er weit über die Grenzen unserer Stadt hinaus bekannt und geschätzt.“ Geschätzt haben ihn z.B. auch die Choristinnen Veronika Schael und Ellen Stramplat vom Vocalensemble Gelsenkirchen: „Die Nachricht war für uns ein richtiger Schock, wir sind beide tanzbegeistert und haben Gilden-ast oft auf der Bühne erlebt.“

Um den Himmel zu erringen

Pfarrer Thomas Schöps von der „Kirche der Kulturen“ an der Bleckstraße, in der Gildenast oft seine Tanzproduktionen aufführte, zeigte sich bestürzt vom Tod seines Freundes: „Rolf war ein Lehrmeister des Lebens. Er verstand es, all’ jene, die ihm und seiner Kunst begegneten, mit einem einem Gefühl unbändiger Lebendigkeit zu beseelen. Besser kann das Evangelium Gottes nicht verkündigt werden.“

Geschockt sind auch Verlegerin Irmgard und Grafiker Heinz Stein. Beide verband eine intensive Freundschaft mit Rolf Gildenast. Sie verlegten seine Lyrik. Heinz Stein und Tänzer führten 2000 gemeinsam das Stück „Xylos & Petros“ im MiR auf, es folgten weitere Produktionen. Zuletzt vertanzte Rolf Gildenast diese Stein-Zeilen: „phantasie lass dich verführen/die hölle/tanzend zu bezwingen/um den himmel zu erringen.“