Bottrop. Eine Diplomarbeit der Wuppertaler Malerin Cornelia Ernenputsch lieferte den Impuls für eine ungewöhnliche, in dieser Form bisher in Bottrop einmaligen Finissage in der Kommunalen Galerie.
Damit endete eine Ausstellung der vier Maler/innen Anna Koczy, Regina M. Kreer-Ulbricht, Jürgen Behfeld und besagterr Cornelia Ernenputsch.
Eingeladen dazu hatte die Kunstgemeinschaft mit ihrem Konzept „Kunst-Quartett“. Rolf Gildenast kam als Solist und Interpret für ein vierteiliges Tanztableau, das der Gelsenkirchener so souverän wie spannend, so intensiv wie kühn auslegte. Das Kulturamt „sponserte“ den Abend, der fast alle Genres streifte.
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Denn Gildenast, dieses inzwischen frei arbeitende Multitalent, schlägt Brücken vom Tanz zur Pantomime, zur Musik, zur Sprache, zum Theater. Zwar betont er als Tänzer das Körperliche und Sinnliche. Zugleich schafft er eine „bewegende Bewegung“ durch Konzentration, innere Beseeltheit, rhythmische Dynamik.
Für die Bottroper Finissage dachte er sich eine Choreographie aus, die er zu unterschiedlicher Musik viermal variierte: mal still und pantomimisch an Grenzen stoßend, mal hektisch und grell als Einstieg in das Wilde (in uns?), mal experimentell und expressiv wie ein Gemälde von Jackson Pollock, dann zum Schluss ein Hiphop-Rap mit raffinierter Wellenbewegung.
Es entstand jeweils ein Raum, ein Farbsystem, eine beziehungsreiche Inszenierung für einen Solisten - einen Er-Tastenden, Suchenden, Forschenden, Be-Greifenden, Er-Öffnenden oder sich zurecht Findenden. Gildenast bietet tänzerisch Optionen zu den Exponaten an. Jeder darf sich „seinen Reim“ machen.
Bilder entstehen - auf dem kleinen Podium im Foyer des Everding-Zentrums konfrontiert er die Arbeiten der Maler und Zeichner mit seiner getanzten Antwort. Das wirft Rätsel auf, überrascht durch (variierte) Wiederholungen. Er „kopiert“ keine Gemälde, keine Zeichnungen; er interpretiert sie auch nur bedingt. Gildenast stellt sein Theater des „homo ludens“, des spielenden Menschen, den ästhetischen und inhaltlich unterschiedlichen Malansätzen entgegen. Aber ohne dogmatische Ideologie. Sein Raumtanz auf engster Fläche nimmt die „Bewegung“ der Bilder, die sich ja zum Teil mit Pina Bausch und dem Wuppertaler Tanztheater (wie „Keuschheitslegende“) auseinander setzen, auf.
Das Künstler-Quartett (Behfeld, Ernenputsch, Koczy, Kreer-Ulbricht) und die Vorsitzende der Kunstgemeinschaft, Bernhardine Lützenburg, staunten nicht schlecht über die imaginären Punkte, Kreise und Er-Fahrungen, die Gildenast choreographisch aneinander reihte.
Sein Coup zum Schluss: Mit einer heftigen, wischenden Armbewegung löschte er seine „Bilder“ aus - er schuf somit Platz für neue künstlerische Dialoge im Kulturzentrum.