Gelsenkirchen. An 19 Stellen im Stadtgebiet führte die Polizei Geschwindigkeitskontrollen durch. Bürger hatten 203 „Wutpunkte“ vorgeschlagen, an denen häufig gerast wird.
„Ich mache ihnen ein Angebot, das sie nicht ablehnen können“, mag sich Blitzpatin Beate Röhrich (42) aus Buer gedacht haben, als sie der Polizei vor einigen Wochen den Waldorfkindergarten an der Ressestraße für den landesweiten Blitzmarathon vorschlug. Und die Exekutive konnte das Angebot der zweifachen Mutter wohl tatsächlich nicht ablehnen. Die 50-Zone im Norden war eine von 19 Stationen im Stadtbereich, an denen von Dienstagmorgen 6 Uhr bis Mittwochmorgen 6 Uhr Geschwindigkeitskontrollen durchgeführt wurden.
Um 13 Uhr – so die letzte Information der Pressestelle am Dienstag – waren sechs dieser 19 Stationen angefahren worden. Polizeisprecher Guido Hesse: „Die Beamten haben bis jetzt 81 Verstöße registriert. 19 davon bewegen sich im Ordnungswidrigkeitenanzeigen-Bereich, das heißt, die Fahrer waren mehr als 20 km/h zu schnell.“ Ansonsten wurden 62 Verwarngelder verhängt, „ohne weitere Folgen Richtung Flensburg“.
Mit 85 km/h in der 50-Zone
Alles bis 35 Euro ist ein Verwarngeld, was darüber hinaus geht, bedeutet ein Bußgeld. „Und Bußgeld gleich Anzeige“, bringt Guido Hesse es auf den Punkt. Und weiter: „Es ist noch zu früh, um die Messstellen auszuwerten, das bedarf einer intensiven Analyse.“ Der Negativ-Rekord zu dem Zeitpunkt war ein Fahrer, der auf dem Ostring in Buer mit 85 km/h statt der erlaubten 50 unterwegs war. Damit dürfte auch ein einmonatiges Fahrverbot auf den Raser zukommen.
Insgesamt waren bei der Polizei 203 Meldungen, bzw. Wünsche für den zweiten NRW-Blitzmarathon eingegangen. Stellen, an denen in den Augen der Bürger unaufhörlich die Geschwindigkeitsbegrenzungen übertreten werden, heißen umgangssprachlich „Wutpunkte“. Messpatin Beate Röhrich findet die Situation am Waldorfkindergarten an der Ressestraße „schon bedrohlich“. Jeden Morgen bringt sie ihren Sohn Ben (3,5) dort hin, im nächsten Jahr besucht Tochter Leandra (14 Monate) die U3. Auf 70 bis 80 Stundenkilometer schätzt sie die meisten Autofahrer an dieser Stelle.
Vom Gefühl her fuhren alle langsamer als sonst
„Vom Gefühl her sind heute alle langsamer als sonst gefahren“, sagte Beate Röhrich über die im Vorfeld angekündigte Polizei-Aktion. Die Gelegenheit, mit einigen der Fahrer zu sprechen, nutzte sie nicht, auch wenn sie es gerne getan hätte. Zu sehr hielten ihre Kinder sie auf Trab.
Einen Groll hege sie gegen die Autofahrer nicht: „Es gibt ja auch keine Schilder, die auf den Kindergarten hinweisen. Und von der Straße aus ist er nicht zu sehen. Einige wissen vielleicht auch nicht, dass es dort einen Kindergarten gibt. Es wäre schön, wenn die Stadt Warnschilder aufstellen würde.“
Ihr Vorschlag, so die zweifache Mutter, sei bei der Stadt in Bearbeitung. Außerdem sei der lange defekte Starenkasten Richtung Buer wieder intakt und solle demnächst auch wieder öfter in Betrieb genommen werden. Die Kritik, beim Blitzmarathon handele es sich um Abzocke, kann Beate Röhrich nicht teilen: „Das ist nicht die Intention der Aktion. Es geht um die Kinder.“