Gelsenkirchen. .
Wo gehobelt wird, fallen Späne, so sagt man. Und das gilt auch für unsere Gelenke. Vor allem das Knie wird viele Stunden am Tag beansprucht. Mal mehr, mal weniger. Das kann Gelenkverschleiß und Probleme verursachen. Was zu tun ist, wenn die Knieschmerzen chronisch werden, darüber klärten am Mittwoch in der Glashalle von Schloss Horst vier Ärzte beim WAZ-Medizinforum auf.
Eine wichtige Frage beantwortete Dr. Hans-Peter Harasim, Chefarzt der Klinik für Chirurgie am St. Josef-Hospital, gleich zu Beginn. Nämlich die, wann überhaupt man zum Arzt gehen müsse. „Immer dann, wenn die Schmerzen über mehrere Wochen zunehmen, die Beuge- oder Streckfähigkeit abnimmt oder eine Schwellung auftritt.“
Wer über eine lange Zeit Schmerzen ignoriert, eignet sich häufig eine Schonhaltung an. Das belastet den Bewegungsapparat zusätzlich.
Komplexe Betrachtungsweise ist sinnvoll
Viele Menschen haben Angst, mit Knieproblemen zum Arzt zu gehen, fürchten eine Operation. Doch hier beruhigte der Mediziner. „Schmerzen am Knie können auch von Muskeln und Bändern verursacht sein und müssen nicht unbedingt etwas mit dem Gelenk zu tun haben.“
Es sei sogar möglich, dass die Ursache an einer ganz anderen Stelle im Bewegungsapparat liege, zum Beispiel in einem Bandscheibenvorfall. „Das gilt es genau zu differenzieren. Eine komplexe Betrachtungsweise ist sinnvoll.“
Zur Diagnose kann auch eine Kniegelenkspiegelung gehören, eine Arthroskopie, die gleichsam auch eine Therapie ermöglicht. „Schon der Begriff macht deutlich, so schauen wir in das Gelenk hinein“, erklärte Mahmut Yasar, Oberarzt der Klinik für Chirurgie an den Katholischen Kliniken Emscher Lippe (KKEL), die das Medizinforum gemeinsam mit der WAZ vorbereitet hatten. Diese Behandlungsform aus dem Bereich der Schlüssellochchirurgie beinhaltet sowohl die Arbeit mit bildgebenden Instrumenten wie einer Kamera, als auch mit medizinischen.
Transplantation möglich
Eine bewährte Methode bei Meniskusschäden, wenn etwa ein Teil entfernt werden muss. „Da ist unser Prinzip, so wenig wie möglich, so viel wie nötig.“ Eine andere Methode bei einem Riss ist die Meniskusnaht. „Das ist aber nur möglich, wenn sich der Riss in der gut durchbluteten Zone des Meniskus befindet.“ Und die sei klein, so der Mediziner. Viel diskutiert in den Medien werde auch die Möglichkeit der Transplantation eines Spendermeniskus oder eines Rinderkollagenmeniskus. Doch so weit, wie oft gesagt, seien die Fortschritte hiermit noch nicht, erläuterte Mahmut Yasar.
Ist der Schaden am Kniegelenk größer, wird über eine Operation nachgedacht. Denn einige Schäden seien nicht mehr aufzuhalten, wusste Dr. Thomas Bredendiek, Chefarzt der Klinik für Unfallchirurgie und Orthopädie am St.-Barbara-Hospital in Gladbeck, zu berichten. „Der Verschleiß macht die Knorpeloberfläche rau. Und durch die resultierende Reibung verliert man weitere Masse.“ Ursachen dafür gebe es viele. „Übergewicht, Überbelastung, Gicht oder auch Diabetes.“
Verschiedene Möglichkeiten
Die Therapieformen aber gleichen sich. Grundsätzlich versuche man, die Operation so weit wie möglich nach hinten zu schieben. Sei es über Medikamente wie das bekannte „Voltaren“, über den Erhalt der Beweglichkeit, eine Gewichtsreduktion oder den Knorpelaufbau, der, so Bredendiek, allerdings selten funktioniere.
„Schon gar nicht über einzunehmende Medikamente“, die so häufig beworben werden, warnte der Chefarzt aus Gladbeck. „Einzig Injektionen von Hyaloronsäure scheinen ein bisschen zu helfen.“
Ist die Operation Pflicht, gibt es hier verschiedene Möglichkeiten. Zum einen gibt es gelenkerhaltende Operationen wie Knorpel-Knochen-Transplantationen, zum anderen gelenkersetzende. Doch auch davor müsse man keine Angst haben, so der Mediziner. Nach einem rund zwölftägigem Krankenhausaufenthalt und anschließender Reha sei man in nur wenigen Wochen wieder fit.
Den Schmerz ausschalten
Eine hierzulande neue Methode, die in den USA bewährt ist, stellte Sabine Petering, Fachärztin für Chirurgie und Handchirurgie, vor. Die Denervation schaltet den Schmerz im Knie ab. Das Besondere hieran ist, dass im Vorfeld getestet werden kann, ob die Behandlung funktioniert. Es wurden Nerven lokalisiert, die rein schmerzleitende Funktion haben. „Ob man diesen Schmerz ausschalten kann, das testen wir über die Injektion eines Medikamentes.
Damit blockieren wir die Nerven für zwei bis drei Stunden.“ Hat dies Erfolg, so wird der eigentliche Eingriff im Krankenhaus durchgeführt. „Der Eingriff ist wenig belastend, dauert etwa 30 bis 40 Minuten. Eine Belastung ist schon am nächsten Tag wieder möglich“, so Petering, die den Zuhörern auch gleich mit auf den Weg gab, dass die Kosten für den Eingriff von den Krankenkassen übernommen werden.